USA

Todesstrafe für Synagogen-Attentäter gefordert

Elf Menschen verloren in der »Tree of Life«-Synagoge in Pittsburgh ihr Leben. Nun wurde der Attentäter verurteilt. Foto: dpa

Gegen den mutmaßlichen Synagogen-Attentäter von Pittsburgh wollen US-Staatsanwälte die Todesstrafe fordern. »Im Falle einer Verurteilung wäre ein Todesurteil gerechtfertigt«, schreibt die Anklage in einem am Montag bei einem Bezirksgericht im Bundesstaat Pennsylvania eingereichten Dokument.

Der Angeklagte Robert Bowers, der am 27. Oktober 2018 (einem Schabbatmorgen) elf Beter in der Synagoge »Tree of Life« erschossen hatte, hat auf nicht schuldig plädiert. Ein Termin für den Prozessbeginn steht noch nicht fest.

Appell Zuvor hatten zwei der drei jüdischen Gemeinden, die in der Synagoge ihre Gottesdienste abhalten, an US-Justizminister William Barr appelliert, nicht die Todesstrafe für den 46 Jahre alten Attentäter zu fordern. Das berichtete die Jewish Telegraphic Agency (JTA).

Rabbiner Jonathan Perlman, dessen Gemeinde »New Light Congregation« bei dem Anschlag drei Beter verloren hat, schrieb an William Barr: »Unsere beiden religiösen Traditionen, Ihre katholische und meine jüdische, lehnen die Todesstrafe vehement ab.«

Er würde den Attentäter gerne lebenslang und ohne Begnadigung inhaftiert sehen, schrieb der Rabbiner.

Er würde den Attentäter gerne lebenslang und ohne Begnadigung inhaftiert sehen, schrieb der Rabbiner weiter: »Lasst ihn für immer damit leben. Ich bin hauptsächlich daran interessiert, dass dieser Verbrecher meiner Gemeinde keinen weiteren Schmerz zufügt.«

Donna Coufal, Präsidentin der Gemeinde Dor Hadash, die ein Mitglied bei dem Anschlag vom Oktober 2018 verlor, sprach sich laut dem Bericht einer Lokalzeitung in einem Brief an das Justizministerium ebenfalls gegen die Todesstrafe aus. Die dritte Gemeinde Tree of Life*Or L’Simcha lehnte laut dem Bericht eine Stellungnahme zur Todesstrafe ab,

Ende Juli hatte das US-Justizministerium mitgeteilt, dass die USA auf Bundesebene erstmals nach mehr als 15 Jahren wieder die Todesstrafe vollstrecken wollten. Justizminister William Barr habe eine entsprechende Änderung in die Wege geleitet.

Exekutionen Es sei bereits die Exekution von fünf Häftlingen angeordnet worden, gegen die die Todesstrafe verhängt worden sei. Diese seien alle unter anderem wegen Mordes an Kindern und Jugendlichen verurteilt worden, hieß es in der Mitteilung des Justizministeriums.

Ihre Exekutionen seien für Dezember und Januar geplant. Weitere Hinrichtungen würden zu einem späteren Zeitpunkt angesetzt. Menschenrechts- und Bürgerrechtsorganisationen reagierten empört.

Nach dem Angriff auf die Synagoge in Pittsburgh hatte Trump einmal mehr für eine häufigere Verhängung der Todesstrafe – und für deren Vollstreckung – geworben.

In den vergangenen Jahren hatten mehrere US-Bundesstaaten die Todesstrafe abgeschafft oder deren Vollstreckung ausgesetzt. Nach Angaben des Death Penalty Information Center gibt es diese Höchststrafe inzwischen in rund 20 der 50 US-Staaten nicht mehr. Im März hatte auch Kalifornien – jener US-Staat mit der größten Zahl von Häftlingen in Todestrakten – die Todesstrafe per Dekret ausgesetzt, was auf Kritik von US-Präsident Donald Trump stieß.

Trump ist seit Langem ein Befürworter der Todesstrafe. Nach dem Angriff auf die Synagoge in Pittsburgh hatte Trump einmal mehr mit deutlichen Worten für eine häufigere Verhängung der Todesstrafe – und für deren Vollstreckung – geworben. Menschen, die solche Verbrechen begingen, müssten die Todesstrafe bekommen, sagte er im Herbst 2018. »Sie sollten den ultimativen Preis bezahlen.« ag/dpa

Brüssel

Kurswechsel in Belgien?

Am Montag vereidigte König Philippe die neue Föderalregierung unter Führung des flämischen Nationalisten Bart De Wever. Nicht nur im Hinblick auf Nahost dürfte sich einiges ändern

von Michael Thaidigsmann  04.02.2025

Rom

Achtjähriger getreten, geschlagen und bedroht, weil er eine Kippa trug

Der Täter zückte einen abgebrochenen Flaschenhals, als die Mutter und eine Ladeninhaberin ihn aufhalten wollten

 04.02.2025

Angouleme

Charlie-Hebdo-Karikaturist für Comic über Nazi-Raubkunst geehrt

Nach der Terrorattacke auf sein Satire-Blatt vor zehn Jahren wurde Renald Luzier Comic-Buch-Autor

 03.02.2025

Berlin

Friedman: Totalitäre Regime verbreiten Fantasiegeschichten

Der Publizist sieht die westlichen Demokratien zunehmend unter Druck

 03.02.2025

Andorra

Kleiner, sicherer Hafen?

Die Toleranz hat Geschichte im Zwergstaat zwischen Frankreich und Spanien. Aber die jüdische Gemeinschaft darf keine erkennbare Synagoge haben

von Mark Feldon  02.02.2025

Italien

Kaffeeklatsch in Cinecittà

In den 50er- und 60er-Jahren kam Hollywood in die Ewige Stadt. Stars wie Marlon Brando, Audrey Hepburn und Charlie Chaplin zogen nach Rom. Ein neues Buch liefert den Tratsch dazu

von Sarah Thalia Pines  02.02.2025

Großbritannien

Lady Berger und Lord Katz

Zwei jüdische Labour-Abgeordnete wurden zu Mitgliedern des Oberhauses ernannt

von Daniel Zylbersztajn-Lewandowski  29.01.2025

Australien

Sydney: Polizei vereitelt Sprengstoffanschlag auf Synagoge

In Sydney wurde ein mit Powergel beladener Wohnwagen sichergestellt - zu den Hintergründen wird noch ermittelt

 29.01.2025

Berlin

Wie ein Holocaust-Überlebender aus der Ukraine auf Deutschland blickt

Er überlebte den Holocaust - und muss nun erleben, wie seine Heimatstadt Odessa von Russland bombardiert wird. An diesem Mittwoch hat Roman Schwarzman die Chance, im Bundestag einen Appell an den Westen zu richten

von Bernhard Clasen  29.01.2025