Elie Kligman ist eines der größten Baseball-Talente der USA. Sein Weg könnte ihn schon bald in die Profiliga, die Major League Baseball, führen. Doch die Hingabe an sein Judentum macht den Traum möglicherweise zunichte, bevor er beginnt – denn Kligman möchte nicht am Schabbat spielen.
Der 18-Jährige kann auf dem Baseballfeld alles: werfen, schlagen, fangen − eine seltene Begabung in einem Sport, in dem die Spieler entweder Werfer (Pitcher) oder Schläger (Batter) sind. An seiner Schule, der Cimarron-Memorial High School in Las Vegas, ist Kligman in jeder Hinsicht ein Star.
Die Scouts einiger Profiteams sind bereits auf ihn aufmerksam geworden. »Mein Traum war es immer, in der Major League zu spielen, ich habe nie an etwas anderes gedacht − Baseball war schon immer das, was ich tun wollte«, sagt Kligman.
KINDHEIT Sein erstes Ligaspiel bestritt er mit sechs Jahren. »Ich spiele Baseball, seit ich einen Ball aufheben kann«, erinnert er sich. Einen großen Anteil daran hat sein Vater Marc, selbst ein solider Collegespieler und heute als Anwalt und Spieleragent aktiv. »Als kleiner Junge habe ich die Spieler, die mein Vater betreute, im Fernsehen gesehen«, erzählt Elie. »Ich war immer von Baseball umgeben.«
Sein erstes Ligaspiel bestritt er mit sechs Jahren.
Der Junge habe sehr früh Interesse an Baseball gezeigt, sagt Marc Kligman. »Wir haben Videos und Fotos von Elie ab dem zweiten Lebensjahr, wie er ständig mit einem Ball spielt. Er hat auch andere Sportarten praktiziert, aber Baseball war für ihn immer die Nummer eins.«
Noch wichtiger jedoch ist ihm sein Judentum. »Religion ist zentral«, sagt Marc. »Alles andere passt in diese Box.« Der erste Schabbat, den er selbst jemals eingehalten habe, war 1995 in München. »Rabbi Yisroel Diskin und seine Frau Chani hatten daran maßgeblich Anteil. Sie waren die Chabad-Gesandten in München«, erinnert er sich.
rucksack Er war damals mit dem Rucksack unterwegs durch Europa und landete zufällig in München, wo er bei den Diskins unterkam. »Es waren unvergessliche Tage. Sie haben vielleicht mein Leben verändert.« Der Kontakt sei leider abgebrochen. Auch in Deutschland war Marc seitdem nie wieder. Seine Kinder hat Marc religiös erzogen. »Religion spielt eine große Rolle in unserer Familie«, sagt Elie. »Wir essen koscher, beten dreimal am Tag, halten den Schabbat …«
Die strenge Observanz verbietet es Elie, von Freitag- bis Samstagabend zu spielen − für die angestrebte Profikarriere ein Hindernis. Freitag und Samstag sind die Tage mit den besten Sendezeiten für Spielübertragungen.
Er habe nie darüber nachgedacht, am Schabbat zu spielen, sagt Elie. »Ich bin religiös aufgewachsen. Seit meinem sechsten Lebensjahr bis heute war immer klar, dass ich am Schabbat nicht spiele, es gab keinen bestimmten Moment, an dem ich beschlossen habe, an Schabbat nicht zu spielen.«
Auch Elies zwei Jahre jüngerer Bruder Ari, ebenfalls ein Baseballtalent, setzt am Schabbat aus. Gleiches gilt für Elies Zwillingsschwester Tova, die wettkampfmäßig schwimmt. »Alle drei halten den Schabbat«, sagt ihr Vater mit leichtem Stolz.
RESPEKT Von seinem Team und den Coaches erhält Elie Unterstützung. »Meine Mitspieler haben immer positiv reagiert. Sie fragen, wollen wissen, warum ich das tue − waren aber immer sehr respektvoll.«
Rückendeckung erhält er auch aus der Chabad-Gemeinde. »Wir hatten eine großartige Gemeinde in San Diego, bevor wir 2013 nach Las Vegas zogen«, erzählt Marc. Die jüdische Bevölkerung in der Wüstenmetropole wachse ständig. »Wir haben hier eine wunderschöne Synagoge, herzliche und freundliche Gemeindemitglieder, gelehrte Rabbiner, und die Großgemeinde von Vegas versteht sich sehr gut. Und: Wir haben zehn koschere Restaurants inklusive chinesischem Essen!«
Das Team und die Coaches unterstützen den 18-Jährigen.
Aus der Gemeinde erhalte er viel Zuspruch, sagt Elie. »Es ist großartig, die ganze Gemeinde hinter mir zu haben.« Viele junge Kids, die selbst Baseball spielen oder spielen wollen, suchten seinen Rat.
Und seitdem sich Elies Talent und Bestrebungen in der jüdischen Gemeinde herumgesprochen haben, ist er zu einem begehrten Gast für Video-Chat-Meetings an jüdischen Tagesschulen und Synagogen im ganzen Land geworden.
»Es ist großartig, dass Leute meine Geschichte hören wollen«, sagt er. »Für mich fühlt sich das gar nicht so besonders an, da es ja mein ganzes Leben so gewesen ist. Aber wenn ich andere Leute inspirieren kann, ist das großartig, und das ist das Ziel.«
COLLEGE Sein großes sportliches Ziel ist und bleibt die Profikarriere, auch wenn er »höchstwahrscheinlich«, wie er sagt, zunächst aufs College wechseln wird. »Ich will der Erste in der Major League Baseball werden, der den Schabbat hält«, verkündet Elie selbstbewusst.
Viele jüdische Spieler haben sich im Laufe der Jahrzehnte geweigert, an bestimmten religiösen Feiertagen zu spielen, hauptsächlich an Jom Kippur und Rosch Haschana. Einer der bemerkenswertesten Fälle ist der des heutigen Hall-of-Fame-Pitchter Sandy Koufax.
Dieser entschied, Spiel 1 der Finalserie 1965 nicht zu spielen, weil es auf Jom Kippur fiel. Sein Ersatz, Don Drysdale, erlaubte einen Schlag nach dem anderen, und als sein Trainer ihn im dritten Inning auswechselte, sagte Drysdale: »Ich wette, Sie wünschen sich jetzt, ich wäre auch Jude.« Trotz Koufax und anderen – einen jüdischen Spieler, der jeden Schabbat aussetzte, gab es in der Major League Baseball bisher nicht.
zukunft Ob er nicht befürchte, dass die strikte Befolgung des Schabbats die sportliche Zukunft seines Sohnes verkomplizieren könnte, wird Marc Kligman manchmal gefragt. »Es macht es schwieriger, und wir haben ausführlich darüber gesprochen«, sagt er. »Aber warum sollte er Gott an zweite Stelle setzen? Wenn es sein soll, wird Gott helfen und es Wirklichkeit werden lassen.«
Auch Elie zeigt sich wenig besorgt. »Die unteren Profiligen haben 142, die Major League 162 Saisonspiele. Ein Spiel pro Woche zu verpassen, ist also keine große Sache.« Es rufe so viel Aufmerksamkeit hervor, »weil es noch nie gemacht wurde«.
»Die Leute denken, wir können so etwas nicht machen«, fügt sein Vater hinzu. »Aber wir sind entschlossen, nicht aufzugeben und den Traum weiter zu verfolgen.«