Thomas (Toivi) Blatt, einer der letzten Überlebenden von Sobibor, ist am Samstag im Alter von 88 Jahren im kalifornischen Santa Barbara gestorben. Das teilte seine Familie der Jüdischen Allgemeinen mit.
Blatt wurde 1927 in der polnischen Kleinstadt Izbica geboren. Seine Eltern waren assimilierte Juden. 1943 wurde er mit den Eltern und dem kleinem Bruder in das Vernichtungslager Sobibor deportiert. Nur Thomas überlebte die »Selektion«. Am 14. Oktober desselben Jahres nahm er an einem Aufstand im Lager statt und flüchtete mit weiteren 300 Gefangenen.
Zeitzeuge Vergessen konnte und wollte Thomas Blatt die Hölle nicht. Zu seinem Lebensziel wurde, den nächsten Generationen vom Holocaust zu erzählen: Er traf sich mit Jugendlichen, gab Interviews, schrieb drei Bücher: Nur die Schatten bleiben. Der Aufstand im Vernichtungslager Sobibor, Sobibor – der vergessene Aufstand und From the Ashes of Sobibor. A story of Survival. Letzteres diente als Drehbuchgrundlage für den Hollywood-Film »Escape from Sobibor«, bei dem Blatt nicht nur als Berater wirkte, sondern auch selbst kurz erschien.
Bekannt wurde Thomas Blatt auch durch ein Interview mit Karl Frenzel, einem der Kommandanten von Sobibor. Frenzel wurde 1985 in einem Prozess zu lebenslanger Haft verurteilt.
Vor dem Münchner Landgericht trat Thomas Blatt 2010 als Nebenkläger im Prozess gegen John Demjanjuk auf, einen ukrainischen SS-Wächter von Sobibor. Blatt erlebte Demjanjuks Verurteilung im Mai 2011 und empfand sie als eine späte Gerechtigkeit und symbolische Beurteilung des verbrecherischen Regimes. »Die Menschen sollen wissen, dass es nie vergessen wird«, sagte er damals.