Mehr als 4000 ukrainische Zivilisten haben russische Soldaten seit ihrem Einmarsch in die Ukraine UN-Angaben zufolge getötet. Jeden einzelnen Tag sollen um die 200 ukrainische Soldaten fallen. Dass parallel zu einer solchen Katastrophe Athleten beider Länder bei einem fröhlichen Sportereignis gegeneinander antreten, lässt sich schwer vorstellen.
Umso überraschender schien eine Meldung der britischen »Jewish Press« vergangene Woche: »Exklusiv« meldete das Nachrichtenportal, russische und ukrainische Beachvolleyballerinnen würden bei der Maccabiah in Israel gegeneinander antreten.
SCREENSHOT Zum Beleg veröffentlichte das Portal einen Screenshot, der offenbar von der Webseite der Maccabiah stammte und tatsächlich die Namen der beiden verfeindeten Länder in ein und derselben Gruppe zeigte – und das, nachdem die Ausrichter internationaler Sportereignisse wie das Internationale Olympische Komitee und die FIFA russische Teams schon kurz nach Kriegsbeginn von ihren Veranstaltungen ausgeschlossen haben.
Israelische Medien meldeten kurz darauf das Gegenteil. Es handele sich um ein Missverständnis, russische Athleten würden nicht bei der Makkabiade antreten. Was denn nun? Eine Sprecherin der Veranstaltung versuchte zu erklären: Nein, Russland werde bei der Maccabiah nicht vertreten sein. »Vor vier Monaten zog die russische Delegation ihre Teilnahme zurück, noch bevor eine offizielle Entscheidung getroffen werden konnte.« Dass dennoch bis vor Kurzem ein russisches und ein ukrainisches Team auf der Webseite gelistet waren, sei »ein Verwaltungsfehler« gewesen.
Die Maccabiah, manchmal auch als »Jüdische Olympiade« bezeichnet, zählt zu den weltweit größten internationalen Sportereignissen. Das erste Mal fand sie 1932 in Tel Aviv statt, seit 1953 wird sie alle vier Jahre in Israel ausgetragen – sofern nicht gerade eine Pandemie dazwischenkommt: Die 21. Makkabi-Spiele, die eigentlich schon 2021 angesetzt waren, mussten wegen der Covid-19-Pandemie auf diesen Sommer verschoben werden. Vom 12. bis zum 26. Juli werden Sportler aus allen Himmelsrichtungen in fast 40 verschiedenen Disziplinen gegeneinander antreten. Die diesjährigen Spiele werden in drei Städten ausgetragen: Jerusalem, Haifa und Netanja. Erwartet werden rund 10.000 Athleten aus 60 Ländern.
Bei früheren Veranstaltungen haben russische Delegationen respektable Erfolge gefeiert: Bei der Maccabiah 2017 etwa teilte sich Russland mit insgesamt sieben Goldmedaillen den siebten Platz mit Deutschland und Großbritannien.
OLIM Ganz ohne russische Athleten wird allerdings auch die diesjährige Makkabiade nicht auskommen müssen: Menschen, die erst kürzlich von Russland nach Israel eingewandert sind, werden gemeinsam mit anderen Neuankömmlingen in einem Team der »Olim« teilnehmen, wie jüdische Einwanderer im Hebräischen genannt werden.
Seit dem Beginn des Ukrainekrieges bieten israelische Behörden und Organisationen wie die Jewish Agency Ukrainern mit jüdischen Wurzeln Hilfe an, um nach Israel auszuwandern. Um nach dem israelischen Rückkehrgesetz die israelische Staatsbürgerschaft zu erhalten, muss man nicht zwingend jüdisch sein; es genügt, ein jüdisches Großelternteil nachweisen zu können. Offiziellen Angaben zufolge sind seit Kriegsbeginn rund 25.000 Menschen mit jüdischen Wurzeln aus Osteuropa nach Israel eingewandert. Die meisten von ihnen stammen aus der Ukraine – aber fast ebenso viele kommen aus Russland. Die politische und ökonomische Lage dort, verschärft durch internationale Sanktionen, scheint die Auswanderungszahlen in die Höhe zu treiben.
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