Die provenzalischen Orte Carpentras und Cavaillon möchten, dass ihre jüdischen Monumente in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen werden. Am 19. Juli werden Vertreter der beiden Städte in der Nähe von Avignon im französischen Kulturministerium vorsprechen, damit diese auf Frankreichs Vorschlagsliste kommen.
In Carpentras steht die älteste Synagoge des Landes, die im Jahr 1367 erbaut wurde. Im Untergeschoss kann man heute noch einen in Stein gehauenen Saal, die Mikwe und eine Bäckerei aus dieser Zeit besichtigen. Auch Cavaillon besitzt eine mittelalterliche Synagoge.
Objekte Die beiden Gotteshäuser wurden im 18. Jahrhundert restauriert. Vor Kurzem entdeckte die Historikerin Simone Mrejen-O’hana dort in einem Museumsfonds eine Öllampe aus Stein, die vermutlich aus der Zeit kurz vor oder nach der neuen Zeitrechnung stammt und somit das älteste je gefundene jüdische Objekt Frankreichs wäre.
In Carpentras steht weiterhin die historisch wertvolle Bibliothek Inguimbertine mit 76.000 gedruckten und 3000 handgeschriebenen Dokumenten. Dort befinden sich auch Zeugnisse jüdischen Lebens aus dem Mittelalter. »Es sind außergewöhnliche Stätten, die ein beeindruckendes Bild vom Leben in der damaligen Zeit liefern«, sagt die Kulturbeauftragte von Cavaillon, Annie Stoyanov, auf deren Initiative die UNESCO-Bewerbung zurückgeht.
An der Bewerbung beteiligen sich auch die Ortschaften L’Isle-sur-la-Sorgue und Pernes-les-Fontaines. Deren Ziel ist es, die Geschichte der sogenannten Papstjuden zu dokumentieren, die ab dem 14. Jahrhundert aus anderen Regionen Frankreichs vertrieben wurden und mehr als 200 Jahre lang Zuflucht in den Gebieten fanden, die unter dem Schutz der Päpste von Avignon standen.
Die einzigen jüdischen Gemeinden Frankreichs außerhalb des Elsass bildeten sich zu dieser Zeit in Avignon und den umliegenden Orten des Comtat Venaissin aus, was in etwa dem heutigen Departement Vaucluse entspricht. Derzeit leben noch rund 200 jüdische Familien in Carpentras. Die historische Innenstadt von Avignon mit dem Papstpalast und der Brücke über den Fluss Rhone ist bereits Weltkulturerbe.