New York

Super-Spreader-Beerdigung?

Beter der Satmarer Yetev-Lev-Synagoge in Williamsburg Foto: imago images/UPI Photo

Im November war es eine Hochzeit, jetzt eine Beerdigung: Die ultraorthodoxe jüdische Satmar-Bewegung in New York hat es wieder in die Schlagzeilen geschafft. Rund 5000 Menschen kamen am Montag zur Trauerfeier für den 94-jährigen Rabbiner Menashe Friedman in der Synagoge Yetev Lev D’Satmar im Stadtteil Williamsburg zusammen, die meisten von ihnen weigerten sich, eine Maske aufzusetzen.

ANDRANG Eigentlich sind dort aus Platzgründen nur 1600 Menschen zugelassen. Wegen der in New York geltenden Corona-Auflagen dürfen Gottesdienste in Innenräumen derzeit nur mit einem Drittel der sonst üblichen Personenzahl abgehalten werden. Gegen den Menschenandrang war die Polizei aber offenbar machtlos. Laut »New York Post« wurden bei der Trauerfeier vor der Synagoge lediglich fünf Ordnungshüter gesichtet.

https://twitter.com/satmar11206/status/1336068985763344384

»Normalerweise würden wir eine solche Menschenmenge vermeiden, aber das hier war etwas sehr, sehr Wichtiges«, sagte ein Teilnehmer der Zeitung. Friedman sei einer der Giganten der Satmar-Gemeinschaft gewesen und habe geholfen, sie nach dem Krieg wieder aufzubauen.

Ein anderer Mann gab gegenüber der »New York Post« an, ein solcher Auflauf sei kein Problem, denn jeder in der Satmar-Community habe bereits Covid-19 gehabt und könne sich daher nicht mehr anstecken. »Leute von außerhalb verstehen das nicht. Wir haben es alle gehabt«, behauptete er.

Die meisten Beter weigerten sich, einen Mund-Nasen-Schutz aufzusetzen. Gegen den Menschenandrang war die Polizei offenbar machtlos.

Die Yetev-Lev-Gemeinde war bereits vor einigen Wochen Stein des Anstoßes. Am 8. November feierten Tausende dort die Hochzeit von Yoel Teitelbaum, eines Enkels des Oberhaupts der Satmar-Gemeinde in Williamsburg, Oberrabbiner Zalman Leib Teitelbaum. Die Trauung von Yoels Bruder Aaron, zu der 10.000 Gäste erwartet wurden, war zuvor nach einer Anordnung des New Yorker Gouverneurs Andrew Cuomo verschoben werden.

ABSTANDSREGELN Laut einem Bericht der »Jerusalem Post« hatte Zalman Teitelbaum noch am Sonntag bei einer Gedenkfeier in der Synagoge gesagt: »Wir müssen verstehen, dass wir im Exil sind. Wir leben hier, aber wir sind keine Amerikaner«. Teitelbaum leitete auch die Beerdigung Friedmans.

New York erlaubt derzeit »nicht mehr als 33 Prozent der maximalen Belegung eines bestimmten Bereichs für Gottesdienste, die in Innenräumen stattfinden«, heißt es auf der Website des Bundesstaates. Personen, die nicht demselben Haushalt angehören, müssen einen Abstand von zwei Meter zueinander einhalten. mth

Guatemala

Die jüdischen Taliban

Behörden des Landes gehen gegen die radikale Sekte Lev Tahor vor und befreien 160 Kinder

von Andreas Knobloch  21.01.2025

Holocaust-Gedenken

»Jeder Israeli ist zum Gedenken willkommen«

Polens Vize-Außenminister Władysław Bartoszewski zur Kontroverse um den Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu

von Michael Thaidigsmann  21.01.2025

Interview

»Antisemitismus in der Schweiz ist beunruhigend«

Die abtretende Direktorin des Bundesamts für Polizei (fedpol), Nicoletta della Valle, warnt vor der schnellen Radikalisierung von Jugendlichen und weist auf besseren Informationsaustausch, um Terrorismus zu bekämpfen

von Nicole Dreyfus  21.01.2025

USA

So sieht »Nie wieder!« aus

Jonah Platts Familie gehört zu Hollywoods Elite. Im Interview spricht der Schauspieler, Drehbuchautor und Sänger über seinen Podcast »Being Jewish« und jüdische Selbstbehauptung seit dem 7. Oktober

von Sophie Albers Ben Chamo  20.01.2025

Italien / Vatikan

Roms Oberrabbiner kritisiert Papst für Israel-Aussagen

Eine namhafte jüdische Stimme wirft Papst Franziskus in Sachen Gaza-Krieg »selektive Empörung« vor. Bei anderen Konflikten weltweit halte sich das Kirchenoberhaupt dagegen zurück

 18.01.2025

Irland

Der Präsident soll nicht reden

Wenn es nach der jüdischen Gemeinschaft geht, soll Michael D. Higgins, irischer Staatspräsident, in diesem Jahr nicht bei der Gedenkfeier zum Holocaust-Gedenktag sprechen

von Michael Thaidigsmann  16.01.2025

Ungarn

Abschied von der ältesten Olympiasiegerin

Die legendäre Turnerin Ágnes Keleti ist in Budapest gestorben – nach einem langen, außergewöhnlichen Leben voller Medaillen

von Martin Krauß  15.01.2025

Frankreich

Iris Knobloch bleibt Präsidentin des Filmfestivals Cannes

Sie ist die erste Frau an der Spitze des Festivals

 15.01.2025

Porträt

Die Krankenschwester und der Urwalddoktor

Vor 150 Jahren wurde Albert Schweitzer geboren. An seiner Seite wirkte seine Frau Helene Schweitzer Bresslau – eine Heldin, die oft vergessen wird

von Anja Bochtler  15.01.2025