Österreichs Bundespräsident Heinz Fischer hat das Gnadengesuch der Anti-Defamation League (ADL) für den Journalisten und Restitutionsexperten Stephan Templ (55) abgelehnt. Wie amerikanische Medien berichteten, sandte Fischers Büro vergangene Woche einen Brief an Andrew Srulevitch, den ADL-Direktor für internationale Angelegenheiten.
Templ habe nun alle Rechtsmittel ausgeschöpft, heißt es in dem Brief: »Das Urteil ist deshalb endgültig.« Aller Voraussicht nach muss Templ kommende Woche, unmittelbar nach Jom Kippur, seine Gefängnisstrafe antreten.
Hintergrund Templ war im April 2013 vom Wiener Landesgericht für Strafsachen wegen »schweren Betruges« zu einer dreijährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Die Republik Österreich, hieß es in der Begründung, sehe sich durch ihn geschädigt.
Es ging um die Restitution eines Teils des ehemaligen Sanatoriums Fürth in der Wiener Josefstadt, das nach 1938 »arisiert« worden war. Templ, der als Verfasser kritischer Bücher zum österreichischen Umgang mit der Rückgabe jüdischen Besitzes nach 1945 bekannt ist, hatte 2006 Ansprüche seiner Mutter angemeldet. Dabei versäumte er es, auch den Namen seiner Tante anzugeben, die ebenfalls Ansprüche gehabt hätte.
proteste Das harte Urteil gegen ihn hat in vielen Ländern Sorge und Proteste hervorgerufen: Templ, Nachkomme jüdischer Schoa-Opfer und scharfer Kritiker der Restitutionspraxis, werde von der österreichischen Justiz als eine Art Nutznießer der NS-Zeit hingestellt und bestraft, hieß es.
Viele Beobachter im In- und Ausland vermuten hinter dem harten Urteil gegen Tempel einen Rachefeldzug, weil der Journalist seine Heimat Österreich in den vergangenen Jahren in Sachen Aufarbeitung der NS-Zeit immer wieder kritisiert hat. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sagte Templ 2014: »Ich fühle mich in Österreich mittlerweile nicht mehr wie in einem europäischen Rechtsstaat, sondern wie in Putins Russland.« ja