Ehe wir ins Flugzeug stiegen und schnurstracks in den Urlaub davonflogen, wollten wir schnell noch eine neue Kamera kaufen. Und wohin geht man in New York zu diesem Zweck? Zu B&H, versteht sich. Der unscheinbare Ziegelbau liegt an der 34. Straße, Ecke Ninth Avenue. Etwas wie Schwindel ergreift den Kunden, wenn er die Schwelle überschreitet. B&H rühmt sich auf seiner Website, der weltweit größte Einzelhandel für Elektronikartikel zu sein. Gut möglich, dass das stimmt.
Wollen Sie ein Richtmikrofon, mit dem Sie Ihren Nachbarn abhören können? Hier bekommen Sie’s, ebenso wie den jeweils neuesten Schnickschnack auf dem Gebiet der Computertechnologie. Der Laden ist ein Labyrinth, ein Korridor nach dem anderen mit Regalen und Regalen voller Gerätschaften, ein wildes Paradies für Freunde der Technik.
Schläfenlocken Betrieben wird dieses Paradies von frommen Juden, von Satmar-Chassidim: Wo der Kunde hinblickt, sieht er also Kippot in allen Formen und Größen, wehende Schläfenlocken, Bärte. Jeden Morgen und jeden Abend bringt ein Bus die Angestellten nach Kiryas Joel in Orange County, ein Dorf, das eigentlich nur von Satmarern bewohnt wird. Am Schabbat ist das Geschäft selbstverständlich geschlossen, an den jüdischen Feiertagen ebenso. Von Freitagnachmittag bis Samstagnacht nimmt auch die Webseite des Ladens keine Bestellungen entgegen.
Wir haben unsere Kamera dann ziemlich schnell gefunden: für 150 Dollar – sagenhaft günstig! Der Verkäufer schickte uns mit einem Computerausdruck, der unser Produkt zeigte, an einen Schalter, wo wir einen Coupon in Empfang nahmen. Ein Stockwerk tiefer zahlten wir, und ein frommer Mann namens Eliyahu (das Namensschild an seiner Brust war nicht zu übersehen) händigte uns mit einem freundlichen »Mazel tov« unser Paket aus.
Jetzt rätseln wir nur noch, was B&H bedeuten soll: Bärte und Hüte? Baruch und Haschem? Nein, es heißt »Blimie und Herman«, nach den Vornamen des Eigentümers Herman Schreiber und seiner Frau. – Jetzt aber ab ins Flugzeug.
B&H, 420 Ninth Avenue