Jedes Jahr am 10. März wird in den benachbarten Balkanländern Bulgarien und Mazedonien des Schicksals der Juden während der Schoa gedacht. In Sofia erinnert man vor allem daran, dass die bulgarischen Juden ihrer geplanten Deportation in die Vernichtungslager entgingen.
Derweil betrauern Vertreter der jüdischen Gemeinde Mazedoniens am Gedenkstein im Hof der Tabakfabrik in Skopje den Tod von mehr als 7000 ermordeten mazedonischen Juden. Polizisten der bulgarischen Besatzungsmacht hatten in der Nacht zum 11. März 1943 die Juden in den mazedonischen Städten Bitola und Skopje für den Abtransport in das deutsche Todeslager Treblinka zusammengetrieben. Nur etwa 200 überlebten.
Enthüllung Im Juli 2016 enthüllten die Staatspräsidenten von Bulgarien und Israel, Rosen Plevneliev und Reuven Rivlin, neben dem bulgarischen Parlament ein »Denkmal der Rettung«. Vergangene Woche kam es dort beim ersten Gedenken zu einem Eklat, als Vertreter des »Klubs der bulgarischen und jüdischen Freunde« in drastischen Worten gegen den Text der Gedenktafel protestierten.
Er lautet knapp und sachlich: »Im Frühjahr 1943 wurde, dank der Bemühungen von Parlamentsmitgliedern, Führern der Bulgarischen Orthodoxen Kirche, öffentlichen Persönlichkeiten, Intellektuellen und anderen, die Deportation in die Todeslager und die physische Vernichtung von mehr als 48.000 bulgarischen Juden verhindert. Wir erinnern uns an diese außerordentliche Rettung und gleichzeitig daran, dass mehr als 11.000 Juden aus Nord-Griechenland und Teilen Jugoslawiens unter bulgarischer Verwaltung in das Todeslager Treblinka deportiert und dort ermordet wurden.«
schuld »Das ist wie von Skopje geschrieben«, kritisiert Milomir Bogdanov vom Bulgarisch-Jüdischen Freundschaftsklub. Er sei nicht gegen das Denkmal, könne aber nicht einverstanden sein »mit diesem schändlichen Text, der die bulgarische Würde beleidigt und nicht der Wahrheit entspricht«. Der Text würdige lediglich die Verdienste der Kirche für die Rettung der bulgarischen Juden, übergehe aber die Rolle des bulgarischen Zaren, bemängeln Bogdanov und seine Klub-Mitglieder. Außerdem schreibe der Text die Schuld für die Deportation der Juden in den unter bulgarischer Verwaltung stehenden Gebieten Bulgariens Behörden zu, nicht aber Nazi-Deutschland.
Solomon Bali von B’nai B’rith Bulgarien nannte den Protest »hysterisch«, »revisionistisch« und sieht in ihm den »Versuch der Holocaust-Leugnung«.