Medien

Statement gegen Jeremy Corbyn

»United we stand« – gemeinsame Botschaft auf dem Cover des »Jewish Chronicle«, der »Jewish News« und des »Jewish Telegraph« Foto: Screenshot: ja

Normalerweise, sagt Paul Harris, Chefredakteur des Londoner Jewish Telegraph, in einem Video auf dem Twitter-Account des Blattes, seien sie ja so etwas wie Rivalen. Aber dieses Thema sei zu ernst für Konkurrenzkämpfe. Denn der Antisemitismus in der Labour-Partei habe ein Ausmaß angenommen, das britische Juden nicht mehr tolerieren könnten.

Deswegen haben die drei führenden jüdischen Zeitungen in Großbritannien – der Jewish Chronicle, der Jewish Telegraph und die Jewish News – nun unter dem Motto »United we stand« ein identisches Cover veröffentlicht.

Tiefpunkt Über die Jahre hinweg habe es einige »alarmierende Tiefpunkte« in der Labour-Partei gegeben, wie die drei Zeitungen in ihrem gemeinsamen Statement erläutern. Mit der Weigerung der Partei, die umfassende Antisemitismus-Definition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) anzuerkennen, habe die Partei samt ihrem Vorsitzenden Jeremy Corbyn einen weiteren Tiefpunkt erreicht.

Zudem würde sie die Definitionen der IHRA verwässern, heißt es. So wolle Labour demnach zwar Hass gegen Juden nicht akzeptieren, aber politischer Antisemitismus, der sich auf Israel bezieht, gelte als akzeptabel.

Am 5. September wird die Labour-Partei darüber abstimmen, ob sie die IHRA-Definition annimmt. »Entweder setzen sie die IHRA komplett um, oder sie werden von allen anständigen Menschen als eine institutionell rassistische, antisemitische Partei wahrgenommen. Nach drei schmerzvollen Jahren für unsere Gemeinschaft heißt es im September endgültig: Alles oder nichts«, schließt das Statement der drei Zeitungen.

israelfeindlich Die britische Labour-Partei und deren Chef Jeremy Corbyn stehen in jüngster Zeit wegen Antisemitismusvorwürfen regelmäßig in der Kritik. Jüdische Verbände werfen Corbyn vor, sich nicht genug von antisemitischen und israelfeindlichen Tendenzen in der Partei zu distanzieren. In einem offenen Brief der wichtigsten jüdischen Vereinigungen im Vereinigten Königreich hieß es im März dieses Jahres, dass der Oppositionsführer »immer wieder auf Seiten der Antisemiten und nicht der Juden« gestanden habe.

Corbyn gebe sich mit Menschen ab, »die offen antisemitische Ansichten äußern«, lautete ein weiterer Vorwurf. »Genug ist genug«, betonten die Organisationen Jewish Leadership Council und Board of Deputies of British Jews. Corbyn sei in einer linksradikalen Weltsicht gefangen, die den moderaten jüdischen Gemeinden »instinktiv feindlich« gesinnt sei, hieß es darin weiter. ja

www.thejc.com
www.jewishtelegraph.com
www.jewishnews.timesofisrael.com

Gerichtsurteil

Haftstrafen für Gewalt gegen Israelis in Amsterdam

In digitalen Chat-Gruppen war der Anklage zufolge zu einer »Jagd auf Juden« aufgerufen worden

 24.12.2024

Kanada

Jüdische Mädchenschule in Toronto zum dritten Mal beschossen

Auch im vermeintlich sicheren Kanada haben die antisemitischen Angriffe extrem zugenommen - und richten sich sogar gegen Kinder

 23.12.2024

Bulgarien

Kurzer Prozess in Sofia

Der jüdische Abgeordnete Daniel Lorer wurde von seiner Partei ausgeschlossen, weil er nicht zusammen mit Rechtsextremisten stimmen wollte

von Michael Thaidigsmann  23.12.2024

Großbritannien

Gerechtigkeit und jüdische Werte

Sarah Sackman wurde als frisch gewählte Abgeordnete zur Justiz-Staatsministerin ernannt

von Daniel Zylbersztajn-Lewandowski  23.12.2024

Spanien

Tod in den Bergen

Isak Andic, Gründer der Modekette Mango und Spross einer sefardischen Familie aus der Türkei, kam bei einem Familienausflug ums Leben

von Michael Thaidigsmann  23.12.2024

Australien

»Juden raus«-Rufe vor Parlament in Melbourne

Rechtsextremisten haben vor dem Regionalparlament in Melbourne antisemitische Parolen skandiert

 23.12.2024

Guatemala

Rund 160 Kinder vor ultraorthodoxer Sekte gerettet

Laut Behördenangaben wurden auf dem Gelände von »Lev Tahor« mutmaßliche sterbliche Überreste eines Kindes gefunden

 22.12.2024

Analyse

Putins antisemitische Fantasien

Der russische Präsident ist enttäuscht von der jüdischen Diaspora im Westen und von Israel

von Alexander Friedman  22.12.2024

Diplomatie

Israel und Irland: Das Tischtuch ist zerschnitten

Politiker beider Länder überhäufen sich mit Vorwürfen. Wie konnte es so weit kommen?

von Michael Thaidigsmann  18.12.2024