Drei Jahrzehnte mussten vergehen, bis den jüdisch-argentinischen Soldaten des Falklandkriegs 1982 endlich Anerkennung zuteil wurde. Auf einer Gedenkveranstaltung des jüdischen Gemeindezentrums AMIA und der Föderation makkabäischer Gemeindezentren FACCMA in Buenos Aires wurden kürzlich 20 von ihnen persönlich geehrt.
FACCMA-Präsident Waldo Wolff verglich die Soldaten mit den Makkabäern, die sich in biblischen Zeiten der Hellenisierung widersetzt hatten, und nannte sie ein Beispiel für Stärke und Mut. »Wir sind zusammengekommen, um sie zu ehren und nach Möglichkeit ihren Schmerz in positive Erfahrungen für zukünftige Generationen zu verwandeln«, sagte Wolff.
Beistand Die Veteranen erhielten Anerkennungsurkunden und ein Zertifikat, dass der Jüdische Nationalfonds KKL in Israels Wäldern Bäume mit ihren Namen gepflanzt hat. Für die ehemaligen Soldaten sprach Claudio Szpin. »Leider sind 30 Jahre vergangen, bis die jüdische Gemeinde uns frühere jüdische Kämpfer, die wir die Heimat verteidigt haben, moralisch anerkannt hat«, sagte er. Die AMIA bat Szpin um ein Programm für psychologischen Beistand, den jüdischen Dachverband DAIA um juristische Unterstützung von Klagen wegen der während des Krieges erlittenen Diskriminierungen.
Bei der Zeremonie wurde erstmals anerkannt, dass jüdische Soldaten für die Verteidigung Argentiniens gekämpft haben, aber ebenso ihre Diskriminierung als Juden durch Vorgesetzte und Kameraden. Maßgeblich zur Aufklärung beigetragen hat Hernán Dobrys Buch Los Rabinos de Malvinas. La comunidad judía argentina, la guerra del Atlántico Sur y el antisemitismo (Die Rabbiner der Falklandinseln. Die jüdische Gemeinde Argentiniens, der Südatlantikkrieg und Antisemitismus). Von Dobry kam auch die Idee zu der Gedenkveranstaltung.
Es wird geschätzt, dass Anfang der 80er-Jahre rund 200 jüdisch-argentinische Soldaten im Südatlantik stationiert waren; rund 45 nahmen am Krieg teil. Die meisten waren nicht älter als 18, 19 Jahre und hatten mit der Kälte, dem Hunger und fehlender Winterkleidung zu kämpfen – und mit dem Antisemitismus ihrer Kameraden und Vorgesetzten.
spirituell Dobry erzählt in seinem Buch die Geschichte von fünf Rabbinern, die den in Patagonien und auf den Südatlantik-Inseln stationierten Soldaten spirituellen Beistand leisten sollten. Katholische Geistliche waren den Truppen wie selbstverständlich zugeteilt. Die jüdische Gemeinde machte Druck, auch Rabbiner zu entsenden. Die Militärführung gab nach, um außenpolitische Probleme zu vermeiden, wie Dobry vermutet, zumal Israel damals Argentiniens einziger Waffenlieferant war.
Der Autor sieht darin eine verquere militärische Paranoia, sich nicht mit Israel anzulegen, um es sich nicht mit den USA zu verscherzen. Die Rabbiner wurden jedoch nie auf die Falklandinseln gelassen. Laut Dobry waren dafür Desorganisation und Antisemitismus verantwortlich sowie die Angst, dass Rechtsübertretungen und die schlechte Versorgungslage der Soldaten ans Licht kommen könnten.
Die Fälle von Antisemitismus in den Streitkräften waren damals zahlreich. Ein Beispiel ist Silvio Katz, damals 19 Jahre alt. Er wurde von seinem Vorgesetzten »fertig gemacht«. »Ich kam aus dem Krieg und war nie wieder tanzen. Um ins Kino zu gehen, brauchte ich Monate. Bis ich das erste Mal aus vollem Hals lachen konnte, sind drei oder vier Jahre vergangen«, erzählte Katz Anfang April der Tageszeitung Pagina 12.
Vor drei Jahren hat er sich einer Klage anderer ehemaliger Soldaten gegen seinen Vorgesetzten angeschlossen, der der Folter und Diskriminierung bezichtigt wird. Weil er Jude war, wurde er besonders gequält. Dies reichte von verbalen Beleidigungen über körperliche Züchtigungen bis hin zu tiefen Demütigungen. So wurde ihm seine Essensration zwischen Exkrementen auf der Toilette serviert.
In Argentinien ist der Kalender in diesen Wochen voll mit Gedenkfeiern zum Falklandkrieg. Sie werden begleitet von antiimperialistischer Rhetorik und Rückgabeforderungen. Bis heute dient der Krieg dazu, nationale Leidenschaften zu entfachen. Die jüdischen Soldaten jedoch wurden nach Ende des Krieges vergessen – nicht nur von der argentinischen Gesellschaft, sondern auch von der jüdischen Gemeinde.