Louis Davidson aus Tulsa, Oklahoma, ist auf dem Weg nach Los Angeles. Unterwegs wird er einen Umweg von 400 Meilen fahren, um eine Synagoge in Pueblo »zu retten«. So nennt er seine Mission. Der 73-Jährige will Synagogen für die Nachwelt erhalten.
Er hat zwar nicht genügend Geld, um diese Gebäude zu kaufen oder zu sanieren, aber er konserviert sie virtuell. Schon über 300 Gotteshäuser in Amerika, Europa und Asien hat Davidson fotografiert. Seine Bilder sind keine zweidimensionalen Fotografien, sondern er montiert komplette interaktive 360-Grad-Panoramen und stellt sie auf seiner Homepage synagogues360.org der Öffentlichkeit zur Verfügung.
Dracula Begonnen hat alles in Sighet, einer Stadt in Transsylvanien im heutigen Rumänien. Davidsons Schwiegervater war im Jahre 1920 von dort in die USA ausgewandert. 2003 beschlossen Davidson und seine Frau Ronnie, die Stadt zu besuchen, über die der Schwiegervater nie gesprochen hatte. Nie hatte er erzählt, dass es in Sighet zwei angesehene jüdische Familien gab, die Teitelbaums und die Kahans, zu denen er selbst gehörte.
Allerdings waren beide so zerstritten, dass im Gottesdienst schon mal die Fäuste flogen. Zu der Zeit gab es sechs große Synagogen und rund 100 Betstuben in der Stadt, denn die Hälfte der Bevölkerung, etwa 20.000 Menschen, war jüdisch. Heute leben dort noch 100 Juden. Sie beten in einer einzigen Synagoge – dort, wo Ronnie Davidsons Urgroßvater Rabbiner gewesen ist. Die Davidsons verliebten sich sofort in dieses Gebäude und auch in alle anderen Synagogen, die sie auf ihrer Reise durch Europa besuchten. Und sie beschlossen, die Erinnerung an sie virtuell zu bewahren.
Arbeitszeit Um eine Synagoge für seine Panoramen zu fotografieren, braucht Louis Davidson zwei Stunden. Weitere zehn Stunden sitzt er dann am Rechner und montiert die Bilder zur interaktiven Gesamtansicht. Die meiste Zeit allerdings verbringen seine Frau und er mit Recherchen nach weiteren Baudenkmälern sowie der Beschaffung von Genehmigungen zum Fotografieren.
Für die Auswahl der Synagogen hat Davidson strenge Kriterien: Architektur, historische Bedeutung und die Einzigartigkeit des Gebäudes. So plant er in diesem Sommer eine Tour durch die USA und Kanada, denn auch hier sind Synagogen in Not. Noch ist Davidson auf der Suche nach einem sicheren Ort für seine Panorama-Werke. In Israel wird es das Beit-Hatfutsot-Museum in Tel Aviv sein. In Amerika und Europa hat er bislang noch keine Partner gefunden.
Was in seinem Projekt fehlt, sind Synagogen aus Israel. Warum? Seine Antwort ist ebenso einfach wie eindeutig: »Synagogen in Israel sind nicht in Gefahr!«
www.synagogues360.org