Guatemala-Israel

Seit 70 Jahren verbunden

Der Präsident von Guatemala Jimmy Morales und der israelische Premier Benjamin Netanjahu Foto: Flash 90

Yehudi Sabbagh war von der Twitter-Meldung aus dem Präsidentenpalast sehr überrascht. »Im positiven Sinne«, betont der Präsident der jüdischen Gemeinschaft Gua­temalas. An Heiligabend hatte der rechtskonservative Staatschef Jimmy Morales für eine besondere Weihnachtsüberraschung gesorgt.

Der evangelikale Christ teilte seinem »geliebten guatemaltekischen Volk« über das Kurznachrichtenportal mit, er habe mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die Verlegung der Botschaft Guatemalas nach Jerusalem vereinbart. »Deshalb informiere ich Sie darüber«, twitterte er, »dass ich den Außenminister entsprechend angewiesen ha­be, dies umzusetzen.«

Für Yehudi Sabbagh ist Guatemalas Entschluss, als zweiter Staat nach den USA seine diplomatische Vertretung nach Jerusalem zu verlegen, ein logischer Schritt. Das sagte der Gemeindepräsident in einem Interview mit dem Lateinamerikanischen Jüdischen Kongress (CJL). Guatemala, betonte Sabbagh, habe schon bei der Gründung Israels 1948 eine wichtige Rolle gespielt. So sei das mittelamerikanische Land der erste Staat gewesen, der Israel anerkannt habe.

Staatsgründung Seit mehr als 60 Jahren sei die Beziehung zwischen beiden Ländern exzellent, betont der Vorsitzende der rund 1000 Mitglieder zählenden Gemeinde. »Israel hat immer wieder die Rolle Guatemalas bei der Staatsgründung und die bedingungslose Unterstützung und Freundschaft anerkannt« – und sich mit Entwicklungsprogrammen revanchiert.

So wurden im Laufe der Jahre mehr als 8000 Guatemalteken in Israel in den Bereichen Landwirtschaft, Technologie, Medizin und Erziehung ausgebildet. Außerdem schenkte Israel ein Bewässerungssystem sowie Medizin- und Si­cherheitstechnik im Wert von mehreren Millionen Dollar.

Wie viel man in Guatemala von Israel halte, zeige sich auch im Verhältnis zur jüdischen Bevölkerung des mittelamerikanischen Landes, sagt Sabbagh. »Juden sind gut angesehen. Zudem ist fast die Hälfte der Bevölkerung christlich-evangelikal, und ihre Wertschätzung gegenüber Israel und dem jüdischen Volk ist sehr groß.« Aber auch zur katholischen Bevölkerung habe die Gemeinde eine Beziehung des gegenseitigen Respekts.

Zahlen In Guatemala leben rund 15 Millionen Menschen, fast die Hälfte sind Maya. Die Zahl der Einwohner mit jüdischen Wurzeln schätzt Sabbagh auf mehr als 10.000. Die jüdische Gemeinschaft unterhält ein Gemeindezentrum sowie eine aschkenasische und eine sefardische Synagoge, beide sind orthodox. Außerdem gibt es ein koscheres Restaurant und einen Supermarkt. Die Gemeinde verfügt über eine gute Infrastruktur: Es gibt eine jüdische Schule, und regelmäßig werden »für mehr als 3000 Gemeindemitglieder Aktivitäten für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Ältere angeboten«, berichtete Yehudi Sabbagh.

Großbritannien

Lady Berger und Lord Katz

Zwei jüdische Labour-Abgeordnete wurden zu Mitgliedern des Oberhauses ernannt

von Daniel Zylbersztajn-Lewandowski  29.01.2025

Australien

Sydney: Polizei vereitelt Sprengstoffanschlag auf Synagoge

In Sydney wurde ein mit Powergel beladener Wohnwagen sichergestellt - zu den Hintergründen wird noch ermittelt

 29.01.2025

Berlin

Wie ein Holocaust-Überlebender aus der Ukraine auf Deutschland blickt

Er überlebte den Holocaust - und muss nun erleben, wie seine Heimatstadt Odessa von Russland bombardiert wird. An diesem Mittwoch hat Roman Schwarzman die Chance, im Bundestag einen Appell an den Westen zu richten

von Bernhard Clasen  29.01.2025

Ukraine

Gegen die Gleichgültigkeit

Roman Markovich Shvartsman hat die Schoa und Stalin überlebt. Heute leidet er unter Russlands Krieg gegen die Ukraine. Am Mittwoch spricht er zum Holocaust-Gedenktag im Bundestag

von Stefan Schocher  29.01.2025

Großbritannien

Deutscher wird neuer Chefredakteur des »Jewish Chronicle«

Daniel Schwammenthal (57) soll die Führung der ältesten jüdischen Zeitung der Welt übernehmen

von Michael Thaidigsmann  29.01.2025

New York/Washington D.C.

Ehemann von Kamala Harris arbeitet wieder als Anwalt

Als erster »Second Gentleman« der USA übernahm Doug Emhoff Aufgaben im Weißen Haus, die bis dahin Frauen zugefallen waren. Nun heuert der Jurist wieder bei einer Kanzlei an

 28.01.2025

Gedenken zur Befreiung des KZ Auschwitz

»Beenden Sie das!«

Einer der letzten Überlebenden fordert Staats- und Regierungschef auf, den »Tsunami des Antisemitismus« zu beenden

von Corinna Buschow  27.01.2025

Gesellschaft

Autorin Honigmann kritisiert Bild des Judentums in Europa

Judentum ist nicht das, was Nichtjuden sich vorstellen - darauf macht eine jüdische Autorin aufmerksam. Nach 1945 habe es zu wenig Interesse an den Berichten jüdischer Opfer gegeben, kritisiert sie. Mit einer Ausnahme

von Nicola Trenz  24.01.2025

Medien

Michel Friedman ist neuer Herausgeber des »Aufbau«

Die Zeitschrift »Aufbau« erfindet sich mal wieder neu. Diesmal soll Michel Friedman das 90 Jahre alte Blatt modernisieren. Der Journalist und Autor hat viel vor

von Sophie Albers Ben Chamo  23.01.2025