Der Dachverband der Jüdischen Gemeinden Italiens hat zur Unterstützung der Erdbebenopfer in Emilien und der Lombardei aufgerufen. Bei dem Beben am 20. Mai kamen 24 Menschen ums Leben, der Sachschaden beläuft sich auf mindestens fünf Milliarden Euro.
Im Erdbebengebiet befinden sich vier größere jüdische Gemeinden: in Ferrara, Mantua, Parma und Modena. An den Synagogen von Ferrara, Modena, Mantua, Sabbioneta und Soragna entstanden Sachschäden. In Ferrara, wo drei Synagogen in einem Gebäudekomplex aus dem Jahre 1485 vereint sind, kann derzeit nur eine benutzt werden. Die Restaurierung der beiden anderen war bereits vor dem Erdbeben geplant. Die Synagoge von Sabbioneta bleibt wegen zahlreicher Risse vorerst geschlossen.
Schäden Am schwersten betroffen ist die Synagoge von Sermide bei Mantua, die bis 1936 in Betrieb war und von erheblicher historischer Bedeutung ist, da sie fast 600 Jahre alt ist. Der Präsident der jüdischen Gemeinde von Mantua, Emanuele Colorni, bezeichnet das Gebäude als einsturzgefährdet. Die angrenzenden Wohnungen seien bereits evakuiert worden.
Im Auftrag des Dachverbandes Jüdischer Gemeinden bereiste der Arzt Giorgio Mortara das Katastrophengebiet, um die Hilfe zu koordinieren. So soll in der schwer betroffenen Gemeinde Finale Emilia die eingestürzte Grundschule wieder errichtet werden. Das Gebäude war nach Elvira Castelfranchi benannt, einer jüdischen Lehrerin, die dort unterrichtete, bis sie 1938 nach Erlass der faschistischen Rassengesetze entlassen wurde. 50 Jahre nach Castelfranchis Tod hatte die Schule 1995 den Namen erhalten.
Der Ort Finale wurde bereits um das Jahr 1500 von jüdischen Familien besiedelt. Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Rom, Riccardo Pacifici, hat an das jüdische Krankenhaus der Hauptstadt appelliert, ein medizinisches Hilfsprojekt für Kinder und alte Menschen zu initiieren. Die jüdische Gemeinde Triest stellt den Kindern der Betroffenen zwei Sommerkolonien an der slowenischen Grenze und in der Toskana zur Verfügung.