Schwedens Regierung hat den Iran aufgefordert, die offenbar bevorstehende Hinrichtung des Arztes Ahmadreza Dschalali auszusetzen.
Dschalali war 2017 im Iran der Spionage und Kollaboration mit Israel beschuldigt und von einem Revolutionsgericht unter dubiosen Umständen zum Tode verurteilt worden.
MEDIZINER »Schweden lehnt die Todesstrafe ab und setzt sich dafür ein, dass das Urteil gegen Ahmadreza Dschalali nicht vollstreckt wird«, erklärte Außenministerin Ann Linde am Dienstag auf Twitter. Sie gab zudem bekannt, dass sie über den schwedisch-iranischen Arzt mit ihrem iranischen Amtskollegen Javad Zarif gesprochen habe.
Dschalali ist ein in Europa renommierter Notfallmediziner, der unter anderem an Universitäten in Schweden, Belgien und Italien gearbeitet hat. Seit 2018 hat er auch die schwedische Staatsangehörigkeit.
Im April 2016 war er auf Einladung der Universität Teheran und der Schiraz-Universität in den Iran gereist, wo er ohne Haftbefehl festgenommen wurde. Zwei Wochen später wurde er wegen Spionage und Kollaboration mit Israel angeklagt, wobei der Beweis ein angeblicher Brief seiner Ehefrau war.
Diese habe laut iranischen Behörden Hinweise darauf enthalten, dass Dschalali Informationen an den Mossad weitergeleitet habe über Wissenschaftler, welche am iranischen Atomprogramm arbeiteten. Nach seiner Verhaftung wurde Dschalali sieben Monate lang ohne rechtliche Grundlage im Teheraner Evin-Gefängnis festgehalten, drei davon in Einzelhaft.
VERFAHREN Erst im Januar 2017 begann ein neunmonatiger Prozess, bei dem Dschalalis Anwalt keinen Zugang zu den Akten gewährt wurde. Im Oktober 2017 verurteilte das Revolutionsgericht den Mediziner zum Tod am Strang. Seitdem hat er laut seiner Ehefrau Vida Mehran Nia die meiste Zeit in Isolationshaft verbracht.
Im November 2017 forderte eine Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen die iranische Regierung auf, detaillierte Informationen über Dschalalis Inhaftierung vorzulegen. Sie erhielt jedoch keine Antwort. Zahlreiche andere Organisationen, darunter der Weltärztebund und das Europäische Parlament, haben den Iran ebenfalls aufgefordert, die Todesstrafe nicht zu vollstrecken und Dschalali freizulassen.
folter Ende 2018 stellte ihn das iranische Staatsfernsehen als israelischen Spion dar und zeigte ein angebliches Geständnis. Dschalali sagte später, er sei mehrfach gefoltert und ihm gedroht worden, er werde sofort hingerichtet, sollte er sich nicht geständig zeigen.
Vor Kurzem, so der Arzt gegenüber seiner Frau, sei er in ein anderes Gefängnis verlegt worden – offenbar, um ihn auf seine Hinrichtung vorzubereiten. Im Sommer hatte die iranische Justiz bereits ein Todesurteil wegen angeblicher Spionage für Israel vollstreckt. mth