Grossbritannien

Schwaches Geschlecht

Jungenklasse: Die Schüler können gemischten oder geschlechtsgetrennten Unterricht wählen. Foto: © Greg Harding Photography

»Einige fragen sich, ob es einen Plan gibt, Religion und Glauben und die dazugehörigen Schulen zu schwächen«, klagt Joshua Rowe, der Direktor der King-David-Schule in Manchester in einem Brief an die Elternschaft über den »muskulären Liberalismus« der britischen Schulaufsichts- und Prüfungsbehörde Ofsted (Office for Standards in Education, Children’s Services and Skills).

King David, eine öffentliche jüdische Sekundarschule, an der auch orthodoxe Jugendliche lernen, hatte sich bisher nur als »gute Schule« verstanden. So erwähnen sowohl Rowe als auch die Aufsichtsbehörde, dass viele Absolventen an renommierten Universitäten angenommen wurden. Doch derartiges, so Rowe, sei plötzlich nicht mehr relevant. Die Aufsichtsbehörde beschäftige sich stattdessen bevorzugt mit den Themen Sex und Geschlecht. Bei der letzten Evaluation erhielt die Schule erstmals die Note »ungenügend« und muss sich nun mit den Verbesserungsvorschlägen der Behörde auseinandersetzen.

Aufsichtsbehörde Worum geht es? Seit einigen Jahren versucht die schulische Aufsichtsbehörde überall im Land gesetzliche Mindeststandards durchzusetzen. Ausschlaggebend ist das britische Gleichberechtigungsgesetz von 2010.

Vor fünf Jahren gab es zum Beispiel an einer muslimischen Schule in Birmingham Probleme, weil der Sexualkunde- und Biologieunterricht reduziert wurde und neuerdings geschlechtsgetrennt durchgeführt wurde. Ofsted schritt dagegen ein.

Die King-David-Schule in Manchester ist dreigeteilt. Schüler und Schülerinnen können wählen, ob sie in gemischten, in Jungen- oder in Mädchenklassen lernen möchten. Die Ofsted-Behörde bemängelt nicht die Segregation an sich, sondern die fehlenden Möglichkeiten, Kontakt mit Schülern des anderen Geschlechts zu haben. Außerdem hat die Behörde festgestellt, dass die Auswahl der Fächer für die segregierten Schüler geringer ist als in den gemischten Klassen. Hinzu kommt, dass die getrennten Klassen einen längeren Schultag haben. Ofsted kritisiert außerdem, dass den Mädchenklassen weniger außerschulische Ak­tivitäten zur Auswahl stünden, was benachteiligend sei.

Geschlechtertrennung Gegenüber der »Jüdischen Allgemeinen« wiederholte die Behörde, dass die Geschlechtertrennung selbst kein Problem darstelle, jedoch die Tatsache, dass die Andersbehandlung unter ein und demselben Dach geschehe. Handelte es sich um zwei völlig voneinander getrennte Schulen, käme es nicht zu Vergleichsituationen und damit auch nicht zu Diskriminierung.

Die Leitung der King David erwägt nun, ob man sich in drei separate Schulen aufgliedern, sich den Richtlinien beugen oder gar Klage gegen Ofsted einlegen sollte. Laut den Rechtsberatern der Schule hat Ofsted die Schule falsch eingestuft, denn alle Schüler könnten frei wählen, in welchem der drei Schulzweige sie lernen wollen.

Im Januar war die King-David-Schule in die lokalen Schlagzeilen geraten, nachdem sich eine 16-jährige Schülerin des Mädchenzweigs das Leben genommen hatte. Schuldirektor Joshua Rowe vermutet, dass dadurch Ofsteds Aufmerksamkeit geweckt wurde, denn einige Eltern meinten damals, der Suizid habe etwas mit der Schule zu tun.

Award

Sarah Jessica Parker erhält Golden-Globe-Ehrenpreis

Die Schauspielerin soll für besondere Verdienste um das Fernsehen ausgezeichnet werden

 14.11.2025

Tel Aviv

Noa Kirel und Daniel Peretz heiraten mit »kleiner Feier«

Die Sängerin und der HSV-Torwart standen in Jaffa unter großen Sicherheitsvorkehrungen unter der Chuppa

von Nicole Dreyfus  13.11.2025

Ausstellung

Avantgardistin der Avantgarde

Berthe Weill förderte nicht nur die moderne Kunst der Jahrhundertwende, als Galeristin war sie selbst eine Schlüsselfigur. Eine Ausstellung in Paris ehrt die Pionierin

von Sabine Schereck  13.11.2025

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters keinen »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  11.11.2025 Aktualisiert

Zürich

Goldmünze von 1629 versteigert

Weltweit existieren nur vier Exemplare dieser »goldenen Giganten«. Ein Millionär versteckte den Schatz jahrzehntelang in seinem Garten.

von Christiane Oelrich  11.11.2025

USA

Mehrgewichtig, zionistisch und stolz

Alexa Lemieux ist Influencerin in den sozialen Medien und zum Vorbild für viele junge jüdische Frauen geworden

von Sarah Thalia Pines  11.11.2025

Prag

Der Golem-Effekt

Seit mehr als fünf Jahrhunderten beflügelt das zum Schutz der Juden geschaffene Wesen aus Staub und Worten die Fantasie. Ein Blick zurück mit Büchern, Filmen und den »Simpsons«

von Sophie Albers Ben Chamo  11.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025

Wien

Österreichs Regierung mit neuer Strategie gegen Antisemitismus

KI-gestützte Systeme zum Aufspüren von Hate Speech, eine Erklärung für Integrationskurse, vielleicht auch Errichtung eines Holocaust-Museums: Mit 49 Maßnahmen bis zum Jahr 2030 will Wien gegen Antisemitismus vorgehen

 10.11.2025