Nach jahrelangem juristischen Tauziehen um das Amsterdamer Holocaust-Monument hat eine Schulfreundin von Anne Frank am Mittwoch den ersten Namensstein für das Mahnmal gelegt. »Ich bin zufrieden, dass es endlich soweit ist«, sagte die 91-jährige Jacqueline van Maarsen am Mittwoch im einstigen jüdischen Viertel der niederländischen Hauptstadt.
STREIT Der Name auf dem ersten von 102.000 Steinen ist der von Dina Frankenhuis. Die Amsterdamer Büroangestellte war 1943 im Alter von 20 Jahren im deutschen Vernichtungslager Sobibor im besetzten Polen ermordet worden.
Den Entwurf für das Mahnmal, das 2021 fertiggestellt werden soll, schuf der polnisch-amerikanische Architekt Daniel Libeskind im Auftrag des niederländischen Auschwitz-Komitees. »Bald haben wir hier 102.000 Namen von Menschen, die starben, kein Grab haben und die nie mehr genannt wurden«, sagte der Komitee-Vorsitzende Jacques Grishaver. »Diese Namen holen wir nun zurück.«
Der Baubeginn war durch einen Streit zwischen der Stadt und Anwohnern verzögert worden. Sie hatten geltend gemacht, das Denkmal sei zu groß und es müssten 24 Bäume gefällt werden. Ein Gericht entschied, das Interesse an dem Mahnmal wiege schwerer als die Interessen der Anwohner.
GEDICHT Deutschland hat den Bau mit vier Millionen Euro unterstützt. Die Gesamtkosten wurden mit 15 Millionen Euro angegeben. Der niederländische Staat beteiligte sich mit rund acht Millionen Euro, wie der Sender NOS berichtete. Zudem spendeten Geschäftsleute und Bürger.
Jacqueline van Maarsen selbst gab 50.000 Euro. Das Geld stammte aus der Versteigerung eines Gedichts, das Anne Frank in das Poesiealbum einer Schwester von Van Maarsen geschrieben hatte. Anne Frank, die durch ihr postum veröffentlichtes Tagebuch weltberühmt wurde, war 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen im Alter von 15 Jahren von den Nazis umgebracht worden. Zuvor wurden sie und ihre Familie nach Auschwitz deportiert. dpa