Zum jüdischen Neujahrsfest Rosch Haschana wird traditionell das Schofar geblasen, das Widderhorn. In St. Albans, einer Kleinstadt in der englischen Graftschaft Hertforeshire nördlich von London, soll trotz Corona-bedingter Einschränkungen dieser Brauch auch in diesem Jahr stattfinden können - allerdings an einem ungewöhnlichen Ort.
»SELTSAME ZEITEN« Die anglikanische Kirchengemeinde hat der kleinen Masorti-Synagogengemeinde angeboten, das deren Rabbiner das Schofar auf dem Turm der Kathedrale von St. Albans blasen kann, während sich die jüdischen Gemeindemitglieder auf dem Rasen vor dem christlichen Gotteshaus versammeln, um zuzuhören.
Rabbiner Adam Zagoria-Moffet sagte der Zeitung »Herts Advertiser«, er sei »sehr aufgeregt« über das Angebot. »Ich denke, es ist ein erstaunliches Beispiel dafür, wie Glaubensgemeinschaften kooperieren können, um sich gegenseitig zu unterstützen, besonders in diesen seltsamen Zeiten,« so der Rabbiner.
SICHERHEITSHINWEISE Die traditionsreiche Kathedrale von St. Albans - lokal nur als »die Abtei« bekannt - wurde bereits im Jahr 793 gestiftet, aber größtenteils 300 Jahre später in ihrer heutigen Form gebaut. Sie ist nach Alban benannt, der als erster christlicher Märtyrer Englands gilt. Der Kirchturm ist 44 Meter hoch. Die jüdische Masorti-Gemeinschaft in St. Albans wurde 1990 von anfangs drei Familien gegründet. Heute hat die Gemeinde rund 400 Mitglieder.
Für die hohen jüdischen Feiertage hat die britische Regierung detaillierte Sicherheitshinweise herausgegeben, um die Verbreitung des Coronavirus zu verhindern. Besonders scharfe Regeln gelten für Gottesdienste. Die Person, die das Schofar bläst, muss demnach mindestens zwei Meter Abstand zu anderen Gläubigen halten. Um möglichst vielen Personen zu ermöglich, das Schofar auch zu hören, wurde empfohlen, entsprechende Veranstaltungen wenn möglich im Freien abzuhalten. mth