Am 11. Dezember 2020 wurde im französischen Fernsehen der »Miss France«-Wettbewerb ausgestrahlt. Eine der Teilnehmerinnen, April Benayoum aus Aix-en-Provence, erwähnte in einem Einspieler, dass sie »italienisch-israelische Wurzeln« habe, auf die sie stolz sei.
Die amtierende Miss Provence galt bis dahin als Favoritin des Publikums für die Auszeichnung der schönsten Frau Frankreichs. Doch dann kam es in den sozialen Netzwerken zu einer Flut antisemitischer Nachrichten. Am Ende landete Benayoum auf Platz zwei, hinter der »Miss Normandie«, Amandine Petit.
twitter Vor allem auf Twitter sah sich Benayoum üblen Kommentaren ausgesetzt. »Miss Provence, sie war so lange schön, bis sie ihre Wurzeln erwähnte«, schrieb ein User. Andere wurden noch ausfälliger: »Onkel Hitler hat vergessen dich umzubringen«, twitterte ein anderer. In zahlreichen anderen Botschaften wurde Benayoum aufgefordert »abzuhauen«.
Nach der Show erstattete Benayoum Anzeige gegen unbekannt. Es dauerte mehrere Monate, bis die Polizei die Verfasser der Tweets ermitteln konnte: Erst im Mai wurden acht Verdächtige aus verschiedenen Regionen in ganz Frankreich identifiziert.
Die vier Männer und vier Frauen zwischen 20 und 58 Jahren mussten sich seit dem 22. September gegen den Vorwurf der »öffentlichen Beleidigung aufgrund von Herkunft, ethnischer Zugehörigkeit, Rasse oder Religion« verantworten.
ENTSCHULDIGUNG Am Mittwoch dieser Woche wurden sieben von ihnen von der 17. Kammer des Pariser Strafgerichts zu Geldstrafen zwischen 300 und 800 Euro verurteilt. Eine achte Person wurde freigesprochen, da deren Tweet sich nach Ansicht der Richter nicht auf April Benayoum bezog.
Während der Verhandlung hatten sich die Angeklagten bei dem Model entschuldigt. Benayoum sagte, zwar akzeptiere sie die Entschuldigung, es sei allerdings kompliziert für sie, das Verhalten der sieben Personen zu verzeihen. Die Angelegenheit habe sie persönlich schwer getroffen, klagte die junge Frau, und es habe ihr die Teilnahme an dem Schönheitswettbewerb nachträglich vergällt, so die 22-Jährige.
Es gab weitere gute Nachrichten für die 22-Jährige: Sie soll Frankreich gemeinsam mit Amandine Petit bei der Wahl zur »Miss World« am 16. Dezember in Puerto Rico vertreten. »Ich kann es kaum erwarten!«, postete Benayoum vergangene Woche auf Instagram. mth