Terror

Schock und Entsetzen

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Foto: imago images/PanoramiC

Der tödliche Anschlag in Halle hat weltweit für Entsetzen gesorgt. Politiker und jüdische Organisationen riefen einhellig zum Kampf gegen Antisemitismus auf. Einige wurden sogar noch deutlicher. »Ich bin zutiefst schockiert über die Nachricht«, twitterte der scheidende EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Seine »Gedanken und Gebete seien bei den Familien und Freunden der Opfer und der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland, die in den letzten Jahren immer wieder Ziel antisemitischer Angriffe wurde.« Alle Europäer seien zum Handeln aufgerufen, so der Luxemburger.

»Antisemiten sind nicht nur unsere Gegner, sie sind unsere Feinde.«Manfred Weber

Europa Das Europäische Parlament begann seine Plenarsitzung in Brüssel am Mittwochnachmittag mit einer Schweigeminute für die Opfer von Halle. Der Vorsitzende der EVP-Fraktion, Manfred Weber, ging als einziger Redner in der anschließenden Brexit-Debatte noch einmal darauf ein. Als Deutscher sei er besonders erschüttert, sagte Weber – und wurde deutlich: »Antisemiten sind nicht nur unsere Gegner, sie sind unsere Feinde.«

Auch António Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen, verurteilte den Anschlag in Halle scharf. Man sehe sich mit einem »erneuten tragischen Ausbruch des Antisemitismus« konfrontiert, den man mit »äußerster Entschlossenheit« bekämpfen müsse, sagte ein Sprecher von Guterres in New York. Synagogen müssten »sichere Orte für Reflexion und Frieden sein und nicht Orte des Blutvergießens und des Terrors«, so der Generalsekretär.

Jom Kippur Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron postete eine Nachricht auf Twitter: »Der antisemitische Anschlag von Halle ist ein Schock. Wir verurteilen ihn in aller Deutlichkeit.« Macron drückte seine »volle Unterstützung für die jüdische Gemeinschaft an diesem Jom Kippur« sowie »Solidarität mit Deutschland« aus. Seine Gedanken seien bei den Familien der Opfer und ihren Angehörigen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Ronald S. Lauder, der Präsident des Jüdischen Weltkongresses (WJC), forderte Deutschland zum Handeln auf. Es sei entsetzlich, dass ausgerechnet am heiligsten Tag im jüdischen Kalender ein weiterer Angriff auf Juden verübt worden sei. Jetzt brauche es Taten statt Worte, so Lauder.

Schoa »Leider ist die Zeit gekommen, in der alle jüdischen Gebetshäuser und andere jüdische Einrichtungen eine erhöhte Sicherheit durch staatliche Sicherheitskräfte benötigen. Wir müssen unverzüglich eine einheitliche Front gegen neonazistische und extremistische Gruppen bilden, welche unser Wohlergehen bedrohen. Die Tatsache, dass solche Gruppen 75 Jahre nach dem Holocaust in Deutschland an Einfluss gewinnen, spricht Bände«, erklärte der WJC-Präsident.

Der Europäische Jüdische Kongress (EJC) stieß in das gleiche Horn. »Dass Juden an einem der heiligsten Tage im Jahr mit dem Tod konfrontiert werden, sollte Schockwellen durch Deutschland senden«, sagte EJC-Präsident Mosche Kantor. Um künftig ähnliche Vorkommnisse zu verhindern, müsse mehr gegen die Radikalisierung unternommen, Gesetze strenger angewendet und mehr in Bildung investiert werden.

»Wir sagen es ja schon seit Jahren, dass der Antisemitismus real ist, dass er wieder ansteigt, dass er tödlich ist und sich aus vielen Quellen speist«, sagte der Geschäftsführer des American Jewish Committee, David Harris, in einem Interview. Eigentlich sollten die Alarmglocken läuten. »Die Frage ist nur, wo die sind«, so Harris.

Rabbiner Der Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz, der Moskauer Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt, gab sich schockiert über die Vorfälle, auch darüber, dass die Synagoge in Halle nicht angemessen von der Polizei geschützt gewesen sei. »Das kann und darf einfach nicht passieren. Regierungen müssen liefern, wenn sie das Versprechen ›Nie wieder‹ einhalten wollen.«

Der Direktor für internationale Angelegenheiten des Simon Wiesenthal Centers, Shimon Samuels, stellte sogar einen Zusammenhang zu den Nazi-Novemberpogromen. In einem Brief an Bundesinnenminister Horst Seehofer schrieb Samuels, auch die Hallenser Synagoge sei am 9. November 1938 zerstört worden. »Es ist bekannt, dass sowohl die extreme Rechte als auch islamistische Terroristen oft an bestimmten Jahrestagen zuschlagen«, deutete Samuels mit Hinblick auf den 9. November an.

Großbritannien / Belgien

Gaza-Krieg: Britische Anwälte gehen gegen IDF-Soldaten vor

In London wurde gegen zehn IDF-Soldaten Anzeige wegen angeblicher Kriegsverbrechen erstattet. Ähnliche Fälle gibt es auch in anderen Ländern

von Michael Thaidigsmann  07.04.2025

Israel

Zwei britische Abgeordnete bei Einreise abgewiesen

Der britische Außenminister David Lammy spricht von einem inakzeptablen Vorgehen

 06.04.2025

De Haan

Auf ein Cramique mit Albert Einstein

Brigitte Hochs hält die Erinnerung an den Physiker wach, der an der belgischen Küste Abschied von Europa nahm

von Joachim Heinz  06.04.2025

Großbritannien

Suchmaschine Schidduch

Heiratsvermittlerin Jochewed Grossberger hilft jungen Orthodoxen bei der Suche nach dem richtigen Partner. Einblicke in einen ganz besonderen Nebenjob

von Nicole Dreyfus  06.04.2025

USA

Das bedeuten Trumps Strafzölle für Israel und Juden in Nordamerika

Ab dem 9. April werden 17 Prozent Strafzölle auf Produkte aus Israel fällig

 03.04.2025

Budapest

»Moralischer Holocaust am Ungartum«

Erneut gingen Verdienstkreuze des Landes auch an zwei Prominente, die durch antisemitische Äußerungen aufgefallen sind

von György Polgár  03.04.2025

Todestag

Wenn Worte überleben - Vor 80 Jahren starb Anne Frank

Gesicht der Schoa, berühmteste Tagebuch-Schreiberin der Welt und zugleich eine Teenagerin mit alterstypischen Sorgen: Die Geschichte der Anne Frank geht noch heute Menschen weltweit unter die Haut

von Michael Grau, Michaela Hütig  02.04.2025 Aktualisiert

Nachruf

Die Frau, die den Verschlüsselungscode der Nazis knackte

Im Zweiten Weltkrieg knackten die Briten in Bletchley Park den Verschlüsselungscode der Nazis. Eine der Frauen, die beim Entziffern feindlicher Nachrichten half, war Charlotte »Betty« Webb

von Julia Kilian  01.04.2025

Interview

»Es ist sehr kurz vor zu spät«

Für eine »Restabilisierung« der Gesellschaft und die Verteidigung der Demokratie bleiben höchstens fünf Jahre Zeit, warnt Michel Friedman

von Steffen Grimberg  28.03.2025