Der Schoa-Überlebende Walter Frankenstein ist am Montag im Alter von 100 Jahren in Stockholm (Schweden) gestorben, wie die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas auf Instagram mitteilte.
Walter Frankenstein und seine Frau Leonie hätten die Schoa mit »Frechheit«, Humor, guten Freunden und viel Glück überlebt, wie er stets betonte. Seit 1956 lebte er mit seiner Familie in Schweden. Das gerahmte Porträtfoto seiner verstorbenen Frau Leonie begleitete ihn immer. Die Fotos versteckte er im Grunewald - und fand sie später wieder.
Als Jugendlicher bekam er eine Kamera von seiner Mutter geschenkt. Die vielen Fotos, die er gemacht hat, versteckte er 1942 in einer Schatulle im Grunewald. Später fand er sie wieder und stellte sie vor ein paar Jahren dem Jüdischen Museum Berlin zur Verfügung.
Die Aufnahmen zeigen ihn mit seiner Mutter vor deren Geschäft im westpreußischen Flatow, wo er geboren wurde, eine andere ihn mit seinen beiden älteren Brüdern, die ins damalige Palästina emigrierten.
Ein späteres Foto hält einen Hochsprung bei einem Sportfest fest, das vom Berliner Auerbach’schen Waisenhaus organisiert wurde, in das er 1936 als Zwölfjähriger kam. Frankenstein nennt es die »Insel im braunen Meer«. Es war ein Ort, an dem er sich als jüdischer Jugendlicher sicher gefühlt hat. Dort lernte er auch seine spätere Frau Leonie kennen. Er absolvierte eine Maurerlehre und musste Zwangsarbeit leisten.
Die Familie traf sich später in Berlin wieder und beschloss, ins damalige Palästina auszuwandern.
1943 heirateten Leonie und Walter. Schließlich gingen sie mit ihrem sechs Wochen alten Sohn in die Illegalität. Leonie kam mit einer falschen Identität als ausgebombte Mutter mit ihrem ersten Sohn bei einer Bäuerin unter, Walter hingegen floh von einer Unterkunft zur nächsten und schaffte es, dank vieler Helfer, zu überleben. Ihr zweiter Sohn kam 1944 auf die Welt.

Die Familie traf sich später in Berlin wieder und beschloss, ins damalige Palästina auszuwandern. Leonie und die beiden Söhne konnten bald ausreisen, Walter erst später. Doch in Israel mochten sie nicht bleiben. 1956 zogen sie weiter nach Stockholm, da ein Freund aus dem Auerbach´schen Waisenhaus dort lebte und ihnen eine Wohnung überließ. Mit über 40 fing Walter Frankenstein noch ein Ingenieurstudium an.
Seine Zuneigung zu Hertha bestand seit 1936
Seit seiner Pensionierung reiste er wieder nach Deutschland. Dort setzte sich Frankenstein für die Anbringung von Gedenktafeln und die Würdigung seiner früheren Helfer ein, ging zu vielen Spielen von Hertha. Seine Zuneigung zu dem Fußballverein bestand seit 1936, also rund 89 Jahre.
Mit seinen Freunden pilgerte er als Jugendlicher regelmäßig an die »Plumpe« in Gesundbrunnen, wo damals die Heimspiele der Blau-Weißen stiegen. Zur selben Zeit besuchte Frankenstein während der Olympischen Spielen gemeinsam mit seinem Onkel aber auch erstmals das Olympiastadion.
An jenen Ort, der in der Zwischenzeit zum »Wohnzimmer« von Hertha BSC geworden war, kehrte er erst knapp 82 Jahre später zurück. Seitdem pflegten der Hauptstadtclub und Frankenstein, der längst auch eine Mitgliedschaft abgeschlossen hatte, engen Kontakt. ja