Jersey City

»Angriff auf jüdische Gemeinschaft«

Der schwere Angriff auf einen jüdischen Laden bei New York wird von den US-Behörden als Terrorfall behandelt. »Die Hinweise deuten auf einen Akt des Hasses hin« sagte der Generalstaatsanwalt von New Jersey, Gurbir Grewal, am Donnerstag (Ortszeit).

Er könne bestätigen, dass die Sache als potenzieller Akt des Terrors untersucht werde, der durch Antisemitismus und einer Abneigung gegen die Polizei ausgelöst worden sei. Die Profile der Verdächtigen in sozialen Medien würden auf weitere Hinweise untersucht.

Koschermarkt Bei einer stundenlang andauernden Schießerei nahe der US-Metropole New York, vier Kilometer westlich von Manhattan, sind am Dienstag sechs Menschen getötet worden. Die Opfer waren drei Zivilisten in einem koscheren Supermarkt, ein Polizist und die beiden mutmaßlichen Attentäter, ein Mann und eine Frau.

US-Medienangaben zufolge waren zwei der drei Opfer Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft von Jersey City, darunter laut New York Times die Besitzerin des koscheren Supermarkt, ein Jeschiwastudent, der in Brooklyn lebte, und ein Mann, der offenbar in dem Markt angestellt war.

Antisemitische Posts Ein Ermitter sagte laut einem Bericht der New York Times vom Donnerstag, der mutmaßliche Täter habe antisemitische Posts und Äußerungen gegen die Polizei im Internet hinterlassen. Laut dem Bericht war er bereits wegen Vergehen gegen das Waffengesetz inhaftiert.

Einer der beiden mutmaßlichen Attentäter war nach einem Bericht des US-Senders WNBC ein ehemaliger Anhänger der Bewegung Black Hebrew Israelites. Mitglieder dieser Gemeinschaft halten sich für Abkömmlinge des Stammes Jehuda, einer der zwölf Stämme Israels. Laut einem Bericht der New York Times vom Donnerstag ordnet das Southern Poverty Law Center, eine auf Hassgruppen spezialisierte Organsation, die Black Hebrew Israelites in diese Kategorie ein.

Am Mittwoch durchsuchte das FBI die im New Yorker Bezirk Harlem gelegene Zentrale der Israelite Church of God in Jesus Christ, wie die Black Hebrews formal heißen.

Der Vorfall in der Stadt Jersey City im US-Bundesstaat New Jersey begann auf einem Friedhof, auf dem zwei Beamte in Zusammenhang mit einem Mordfall ermittelten. Ein Verdächtiger hat laut Medienberichten das Feuer eröffnet und dabei einen Polizisten getötet, den anderen verwundet und ist dann geflohen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

»Vergangene Nacht wurde nach einer umfassenden Überprüfung der Aufnahmen unserer Überwachungskameras deutlich, dass diese beiden Personen es auf das koschere Lebensmittelgeschäft abgesehen hatten«, schrieb der Bürgermeister der betroffenen Stadt Jersey City, Steven Fulop, am Mittwoch auf Twitter.

Videoaufnahmen zeigen nun, dass der jüdische Landen bewusst ausgewählt wurde.

Dem TV-Sender NBC zufolge sagte Fulop, die Verdächtigen seien mit einem Transporter am Dienstag langsam die Straße entlang gefahren und schwer bewaffnet direkt vor dem Geschäft stehen geblieben. Sie hätten dann direkt das Feuer eröffnet.

James Shea von der lokalen Behörde für öffentliche Sicherheit ergänzte, dass sich auch viele weitere Menschen auf der Straße befunden hätten, aber nur der Laden angegriffen worden sei. »Das war eindeutig ihr Ziel, und sie wollten den Leuten dort drinnen Schaden zufügen.«

 

New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio twitterte, es habe sich um einen «vorsätzlichen Angriff» auf die jüdische Gemeinschaft gehandelt.

Ein Großaufgebot der Polizei riegelte die Straßen ab und brachte Menschen in Sicherheit. Am Ort wurden auch Beamte des FBI und Spezialeinheiten gesehen. Angrenzende Schulen wurden umgehend gesichert, erklärte Bürgermeister Steven Fulop.

Wie »Yeshiva World News« berichtete, habe eine Gruppe von Kindern während der Schießerei stundenlang ihren Cheder nicht verlassen dürfen.

SICHERHEIT New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio twitterte, dass sein Amtskollege Steven Fulop bestätigt habe, es habe sich um einen »vorsätzlichen Angriff« auf die jüdische Gemeinschaft gehandelt. »Wir müssen den Antisemitismus aggressiv und entschlossen stoppen, und ich fordere alle New Yorker auf, sich an der Bekämpfung dieser Bedrohung zu beteiligen«, so de Blasio. Er habe angeordnet, dass jüdische Einrichtungen in New York unter besonderen Schutz gestellt werden.

Fulop twitterte, er sei selbst Jude, in Jersey City sei jeder willkommen. Dort hätten Antisemitismus und Hassverbrechen keinen Platz.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die Schießerei ereignete sich im Herzen der orthodoxen Gemeinde von Greenville. Sie besteht aus rund 100 Familien, die meisten von ihnen sind in den vergangenen Jahren aus Brooklyn zugezogen. Der koschere Supermarkt ist ein wichtiger Punkt für die wachsende jüdisch-orthodoxe Gemeinde in Jersey City.

GEZIELT Der getötete Polizist hatte sich in den vergangenen Jahren darauf spezialisiert, illegale Waffen von den Straßen zu holen. Womöglich sei er in ähnlicher Mission unterwegs gewesen, als er unter Beschuss geriet, teilten die Behörden mit.

Jüdische Einrichtungen in New York werden unter besonderen Schutz gestellt.

US-Präsident Donald Trump bezeichnete die Schießerei auf Twitter als »schrecklich«: »Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Opfern und ihren Familien während dieser sehr schwierigen und tragischen Zeit.« Auch New Jerseys Gouverneur Phil Murphy sprach den Opfern sein Beileid aus.

Israels Premier Benjamin Netanjahu erklärte: »Im Namen Israels möchte ich den Familien von Leah Mindel Ferencz, Moshe Hirsch Deutsch, dem Polizeibeamten Joe Seals und den anderen Opfern des Mordanschlags in Jersey City mein Beileid aussprechen.«

Der Gruppe Anti-Defamation-League zufolge, die gegen die Diskriminierung und Diffamierung von Juden eintritt, gab es in den ersten sechs Monaten dieses Jahres in den USA 780 antisemitische Vorfälle. Dies sei nahe am Rekordniveau, erklärte sie. Im ersten Halbjahr 2018 seien 785 Fälle registriert worden.  dpa/ja

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Polen

Duda würde Netanjahu nicht verhaften lassen

Am 27. Januar jährt sich die Befreiung von Auschwitz zum 80. Mal. Kommt der israelische Ministerpräsident trotz eines Haftbefehls gegen ihn?

 09.01.2025

Kalifornien

Synagoge fällt Feuern von Los Angeles zum Opfer

Die riesigen Brände gefährden auch jüdische Einrichtungen

 08.01.2025

USA

Welcome to Jiddishland

Nirgendwo sprechen so viele Menschen Jiddisch wie in New York. Und es werden immer mehr. Die Mameloschen hat die Grenzen der chassidischen Communitys längst überschritten

von Jörn Pissowotzki  08.01.2025

Social Media

Elon Musk hetzt wieder gegen George Soros

Der Berater des designierten US-Präsidenten Donald Trump bedient sich dabei erneut der Figur des Magneto aus dem Marvel-Universum

von Ralf Balke  08.01.2025

Interview

»Die FPÖ gilt als Prototyp des Rechtspopulismus«

Demokratieforscher Simon Franzmann über den Rechtsruck in Österreich

von Michael Grau und Daniel Behrendt  08.01.2025

Meinung

Der Neofaschist Herbert Kickl ist eine Gefahr für Österreich

In der FPÖ jagt ein antisemitischer »Einzelfall« den anderen, ihr Obmann will die liberale Demokratie abschaffen und könnte schon bald Kanzler sein

von Bini Guttmann  08.01.2025

Universität

Preise der »World Union of Jewish Students« in Berlin vergeben

Die weltweite Vertretung jüdischer Studierender hat ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert und besonders verdienstvolle Personen und Verbände ausgezeichnet

 07.01.2025

Islamismus

Paris gedenkt Anschlag auf »Charlie Hebdo«

Vor zehn Jahren starben bei Anschlägen auf die Zeitschrift »Charlie Hebdo« und einen koscheren Supermarkt in Paris 17 Menschen

von Michael Evers  07.01.2025

Japan

Israelis von japanischem Berg gerettet

Wegen der Wetterbedingungen war es für die Helfer extrem schwierig, die Männer zu retten

 07.01.2025