Am Eingang des jüdischen Friedhofs im dänischen Aalborg wurden am Sonntagabend mehrere Flugblätter mit antisemitischem Inhalt entdeckt. Neben den Zetteln wurden außerdem Puppen mit künstlichen Blutspritzern gefunden. Die Außenmauern der Grabstätte waren mit roter Farbe beschmiert.
PAMPHLET Die Flugblätter waren mit einem großen Davidstern und dem Wort »Pesach« versehen. Das Pessachfest, das am Sonntag zu Ende ging, wird darin als »ein weiteres jüdisches Fest des Blutvergießens« bezeichnet. Unterzeichnet wurde das Papier von einer Organisation namens Nordfront, dem dänischen Ableger der Nordischen Widerstandsbewegung (NRM), die in mehreren skandinavischen Ländern aktiv ist.
In einem Beitrag auf der Website von Nordfront am Sonntag hieß es, NRM-Aktivisten hätten »am Wochenende eine Informationskampagne in mehreren Städten durchgeführt, um die Menschen auf die fremden Bräuche der Juden aufmerksam zu machen.« Dabei seien drei Puppen, Flugblätter sowie »ein halber Liter Theaterblut« zum Einsatz gekommen, so der Autor des Artikels.
Die Polizei hat Ermittlungen wegen eines Hassverbrechens eingeleitet, berichteten dänische Medien am Montag. Henrik Beck von der Polizei Nordjütland sagte dem Boulevardblatt »Ekstra Bladet«, es sei noch nicht möglich zu bestätigen, dass die NRM tatsächlich verantwortlich sei. »Es gibt einige Hinweise darauf, dass diese Tat etwas mit der Nordfront zu tun hat«, sagte Beck am Montag, fügte aber an, dass man eine »Nachahmertat« zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ausschließen könne.
Am vorvergangenen Sonntag, zu Beginn des Pessachfestes, war bereits die Synagoge im schwedischen Norrköping auf ähnliche Weise vandalisiert worden. Dort wurden Flugblätter gefunden, die denen in Aalborg sehr ähnlich waren. Die NRM behauptete, das Pessachfest erinnere an den Tag, »an dem die Juden in Ägypten rebellierten und aus Rache die erstgeborenen Kinder des Gastgeberlandes töteten«.
VERSCHWÖRUNGSTHEORIE Dänemarks Justizminister Nick Hækkerup nannte den Vorfall in Aalborg »empörend und zutiefst beschämend«. Henri Goldstein, Vorsitzender des Dachverbands der Jüdischen Gemeinde in Dänemark, erklärte am Montag, die Nachricht aus Aalborg habe das Gefühl der Unsicherheit unter den dänischen Juden erhöht.
»Wenn solche Dinge passieren, erzeugt das den Verdacht, dass es etwas anderes zu befürchten steht - einschließlich physischer Gewalt«, sagte Goldstein dem dänischen Rundfunk DR. »Auf den Flugblättern in Aalborg wird behauptet, dass Matze mit dem Blut von Christen zubereitet werden - das ist völlig verrückt, eine klassische Verschwörungstheorie«, sagte er.
Aalborg ist die viertgrößte Stadt Dänemarks, hat aber seit vielen Jahren keine aktive jüdische Gemeinde mehr. mth