Zum Abschluss der Vollversammlung der Europäischen Rabbinerkonferenz (CER), die erstmals nach der Schoa mehr als 200 europäische Rabbiner in Berlin versammelte, zeigte sich deren Vizepräsident, der Kiewer Oberrabbiner Yaakov Bleich, zufrieden.
»Wichtige Länder und Gemeinden, von Wladiwostok bis zum Vereinigten Königreich, waren vertreten«, erklärte er bei der abschließenden Pressekonferenz. Es seien etliche sehr bedeutsame Themen diskutiert worden. »Wir alle sind hier als Überlebende«, erklärte Rabbiner Bleich, dennoch sei es nicht in erster Linie um das Gedenken an die Pogromnacht gegangen, sondern um das Feiern einer mehr als 3000 Jahre alten Tradition – »diese Tradition heißt Gemeinde«.
existenziell So befasste sich die Konferenz, bei der auch der sefardische und der aschkenasische Oberrabbiner Israels sowie Vertreter jüdischer Gemeinden aus den USA zu Gast waren, unter anderem damit, wie europäische Länder mit den für das Judentum existenziellen Fragen wie der Brit Mila und dem Schächten umgehen. CER-Geschäftsführer Rabbiner Moche Lewin sagte: »In den vergangenen Jahren gab es eine Menge Angriffe auf das koschere Schlachten und die rituelle Beschneidung.«
Deshalb habe CER-Präsident Pinchas Goldschmidt, Moskaus Oberrabbiner, seine Rede beim Gala-Dinner unter das Motto gestellt, ob es auch in 20 Jahren noch Juden und jüdisches Leben in Europa geben werde. Die Konferenzteilnehmer seien sehr froh, dass Thorbjørn Jagland, der Generalsekretär des Europarates, diese Frage am Montagabend nachdrücklich bejaht und das Recht auf religiöse Beschneidung unterstützt habe.
Rabbiner Bleich verwies in diesem Zusammenhang auf das schnelle Handeln der deutschen Bundesregierung zur Herstellung von Rechtssicherheit bei religiösen Beschneidungen. Nun habe aber leider der Europarat vor Kurzem in einer Resolution die Brit Mila mit der weiblichen Genitalverstümmelung gleichgesetzt.
akademisch Ähnliche Kämpfe müssten Rabbiner europaweit für das Recht auf das Schächten führen. Ob die Angriffe darauf und auf die Brit Mila Ausdruck eines »neuen Antisemitismus« sind, sei für die europäischen Rabbiner eine eher akademische Frage, erklärte Bleich. Es gehe schlicht um die Möglichkeit, das Judentum und seine Gesetze zu praktizieren.
Viele wichtige Fragen für die Alltagspraxis in den Gemeinden seien auf der Konferenz diskutiert worden, ergänzte Lewin. Beispielsweise müsse man beim Thema Agunot (Frauen, die nach der Trennung noch nicht halachisch geschieden sind) »länderübergreifend zusammenarbeiten, denn es kommt heute oft vor, dass einer der Ehepartner bei einer Trennung in ein anderes Land umzieht«. Bleich zeigte sich zufrieden darüber, dass mit den beiden anwesenden Oberrabbinern aus Israel eine Vereinbarung erzielt worden sei.
Diese werde in den nächsten Tagen veröffentlicht, kündigte er an und betonte, es sei wichtig, mit diesen wie auch mit den Vertretern amerikanischer Gemeinden »eine gemeinsame Sprache zu finden und sich gegenseitig als Quelle zu dienen«. CER-Generalsekretär Rabbiner Elimelech Vanzetta betonte: »Die Oberrabbiner Israels haben nur dort, in Israel, die Autorität der Rechtsprechung.«