Sorgfältig und minutiös hatte das Vorbereitungsteam der Israelitischen Gemeinde Basel den Schabbaton für junge Erwachsene geplant. Doch die Pariser Terroranschläge am späten Freitagabend veränderten auch die Veranstaltung in Basel. Bei den rund 150 Teilnehmern aus der Schweiz, Deutschland und Frankreich löste die Meldung besorgte Reaktionen aus. So meinte eine junge Frau aus Süddeutschland, sie fühle sich trotz einer gewissen Nervosität hier sicherer als zu Hause: »Die Schweiz ist eben noch immer eine Insel, auch in diesem Bereich.« Andere Teilnehmer dagegen hatten nach eigenen Angaben selbst im ruhigen Basel ein eher mulmiges Gefühl.
Am späten Samstagabend allerdings kam dann – aller Betroffenheit zum Trotz – doch noch die Unterhaltung zum Zug: Im benachbarten deutschen Lörrach gab es eine Laser-Show, und anschließend versammelte man sich in einem Basler Club zur »Ready2Meet-Party«, die bis in die frühen Morgenstunden dauerte.
Lerntag Etliche Schabbaton-Teilnehmer waren, obwohl sie wenig geschlafen hatten, am Sonntagmorgen dabei, als an verschiedenen Orten in Basel der jüdische Lerntag eröffnet wurde. Anlass dafür war der 120. Geburtstag des Lernhauses »Schomre Thora«.
Diese Institution, an der im Laufe ihrer Geschichte schon bekannte jüdische Gelehrte unterrichtet hatten, zog an diesem Tag zahlreiche Lernwillige an, es kamen etwa 270 Menschen. In verschiedenen Workshops und Vorträgen wurden biblische, nachbiblische, aber auch andere historische und aktuelle jüdische Themen beleuchtet und vertieft.
Alija Eines dieser Themen behandelte dann die Diskussion »Juden in Europa – gehen oder bleiben?«, die am späteren Nachmittag im Gemeindesaal der IGB stattfand. Für den religiösen Zionisten Beni Gesundheit, der in Basel geboren wurde und aufwuchs, aber seit Jahrzehnten als Arzt in Jerusalem lebt, ist die Frage sehr einfach zu beantworten: Die Halacha schreibe ganz klar vor, dass Juden in Israel leben müssten, fasste er seinen Standpunkt kurz zusammen. Im Ausland zu wohnen, sei sogar »Awoda sara«, Götzendienst. Wer das aus materiellen Gründen nicht umsetzen könne, solle wenigstens »mental Alija machen«, sagte Gesundheit und forderte die Anwesenden auch auf, Projekte in Israel zu unterstützen.
Da hatten es die beiden anderen Teilnehmer in der von Tachles-Chefredakteur Yves Kugelmann geleiteten Diskussion schwer: Der Karlsruher Rabbiner Arie Folger argumentierte überraschenderweise vor allem mit wirtschaftlichen Gründen, warum jüdisches Leben in Europa weitergehen soll. Und auch Herbert Winter, der Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG), plädierte für die Fortsetzung jüdischen Lebens in Europa: »Wir haben hier einiges zu verteidigen.« Das einfach preiszugeben, sei keine gute Idee.
Halacha Über den im Titel anklingenden Sicherheitsaspekt, der beispielsweise im Sommer 2014 für viele europäische Juden eine große Rolle gespielt hatte, wurde allerdings kaum gesprochen. Vielleicht hätte ARD-Nahost-Korrespondent Richard C. Schneider dazu etwas zu sagen gehabt, doch ihn hatten die Organisatoren wieder ausgeladen. Als Grund dafür wurde genannt, man habe das Thema vor allem halachisch und nicht politisch diskutieren wollen.
An die Einheit appellierte dann zum Schluss der Festredner, Israels früherer aschkenasischer Oberrabbiner Israel Meir Lau, der heute als Oberrabbiner von Tel Aviv amtiert. Seine mit Spannung erwartete Rede im voll besetzten Saal zielte vor allem auf diese Einheit ab. Lau brachte dazu viele Beispiele, vor allem das aktuelle: »Genau heute in drei Wochen zünden Juden in aller Welt das erste Chanukkalicht an – mehr Einheit geht nicht.«