Russland hat mit einer militärischen Machtdemonstration an das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa erinnert. In einer gewaltigen Militärparade marschierten rund 14.000 Soldaten ohne Schutzmasken am Dienstag dicht an dicht über den Roten Platz in Moskau.
Mehr als 230 Militärfahrzeuge begleiteten sie - von wieder aufgemöbelten Weltkriegpanzern des Typs T-34 bis zu Startfahrzeugen für die Internkontinental-Rakete Topol. Die Parade vervollständigten Hubschrauber, Bomber und Kampfflugzeuge, die am Himmel Rauchwolken in den Farben der russischen Flagge hinterließen.
Präsident Wladimir Putin feierte die Rote Armee als Weltenretterin im Zweiten Weltkrieg. »Es ist nicht möglich, sich vorzustellen, was mit der Welt passiert wäre, wenn die Rote Armee sie nicht verteidigt hätte«, sagte Putin. Zuvor hatte er sich empört über angebliche Versuche geäußert, die »Geschichte umzuschreiben« und die Rolle der 1991 untergegangenen Sowjetunion im Weltkrieg herunterzuspielen. Putin betonte: »Es war unser Volk, dem es gelang, ein fürchterliches, absolutes Böses in die Schranken zu weisen. Das ist die wichtigste, ehrliche, unmissverständliche Wahrheit über den Krieg. Wir müssen sie verteidigen.«
Die Sowjetunion hatte im Weltkrieg, der für sie mit dem deutschen Überfall im Juni 1941 begann, geschätzt 27 Millionen Tote zu beklagen, unter ihnen sehr viele Zivilisten. In fast jeder Familie gab es Opfer. Das Leid und die Tapferkeit der Weltkriegsgeneration ist heute ein nationaler Identifikationspunkt für Russland.
Die ursprünglich für den Tag des Sieges über Nazi-Deutschland am 9.Mai angesetzte Parade musste in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie verschoben werden und fand jetzt genau eine Woche vor dem landesweiten Verfassungsreferendum am 1. Juli statt. Durch die Verfassungsänderungen könnte Putin theoretisch bis zum Jahr 2036 im Amt bleiben.
Kritiker monieren, dass die Parade zu früh angesetzt worden sei. Hinter den USA und Brasilien hat Russland die höchsten Infiziertenzahlen weltweit und jeden Tag kommen nach wie vor mehr als 7000 dazu.
Die Pandemie, in der Russland mehr als 600.000 Infektionen verzeichnet hat, drückte der Parade ohnehin ihren Stempel auf. Viele Zuschauer trugen Masken. Die üblichen Massenaufzüge, in denen Angehörige in vielen Städten die Bilder Gefallener durch die Straßen tragen, fielen aus.
Die betagten Veteranen, die in ordensübersäten Kleidung Ehrenplätze erhielten wurden nach Angaben von Kremlsprecher Dmitri Peskow vorher in Quarantäne geschickt.
An der Parade nahmen auch chinesische, serbische und mongolische Soldaten teil. Putin und die Ehrengäste verzichteten auf Gesichtsmasken. Der kirgisische Präsident Sooronbai Jeenbekow sagte seine Teilnahme ab, weil zwei seiner Delegationsmitglieder positiv auf das Virus Sars-CoV-2 getestet worden waren. dpa