Nachruf

Der erste jüdische Wimbledon-Gewinner

Richard »Dick« Savitt ist im Alter von 95 Jahren gestorben

von Imanuel Marcus  12.01.2023 16:44 Uhr

Dick Savitt gewann am 6. Juli 1951 die Men’s Singles bei den All-England Lawn Tennis Championships in Wimbledon. Foto: picture alliance/AP Images

Richard »Dick« Savitt ist im Alter von 95 Jahren gestorben

von Imanuel Marcus  12.01.2023 16:44 Uhr

Vor etwa 85 Jahren wurde der Amerikaner Don Budge für eine Meisterleistung gefeiert. Der Tennismeister schaffte es tatsächlich, sowohl die Australian Open als auch die Meisterschaft in Wimbledon zu gewinnen, und zwar im gleichen Jahr, 1938. Niemand hätte es für möglich gehalten, dass ihm dies so schnell jemand nachmachen würde.

Richard »Dick« Savitt, der das Kunststück 1951 wiederholte, war zwar »nur« der zweite Amerikaner, der dies von sich behaupten konnte, aber auch der erste jüdische US-Bürger. Darüberhinaus wurde Savitt der erste Jude, der diese Turniere überhaupt gewann. Damals machten ihn die New York Times in einem Ranking zum weltbesten Tennisspieler.

Am 6. Januar ist Richard Savitt, wie er jetzt bekannt wurde, gestorben. Er war einer der ganz Großen der Tenniswelt.

Sampras Erst mehr als zwei Jahrzehnte nach Richard Savitt wurde Jimmy Connors der dritte Amerikaner, der Wimbledon und die Australian Open in einem Jahr gewann. Dem Vierten, Pete Sampras, gelang diese Meisterleistung sogar zweimal, 1994 und 1997.

Das jüdische Tennis-Ass »Dick« Savitt wurde am 4. März 1927 in der Kleinstadt Bayonne im Bundesstaat New Jersey geboren. Manhattan im Nachbarstaat New York ist dort in Sichtweite. Mit 14 begann er, sich autodidaktisch mit Tennis zu beschäftigen.

Kein einziges Mal wurde Savitt von einem Tennislehrer unterrichtet. Dennoch schaffte er es bis in die Finals der New Jersey Boys Championship und des National Boys Tennis Tournament. Seine Begabung führte ihn dort hin, sowie seine Ausdauer. Zudem perfektionierte er seinen Aufschlag und Stil ohne dass ihm jemand Anweisungen erteilte.

Basketball Nach dem Umzug der Familie nach El Paso in Texas wechselte er jedoch sein Steckenpferd. Richard Savitt wurde an der El Paso High School stellvertretender Chef des Basketballteams und sorgte auch in diesem Rahmen für viele Siege.

Bei der amerikanischen Marine stand Basketball ebenfalls im Mittelpunkt. Bevor er an der Cornell University Wirtschaft studierte, spielte Savitt sogar mit dem Gedanken, eine professionelle Basketballkarriere zu beginnen, was aber an Knieproblemen scheiterte.

Also musste es eben Tennis sein. Savitt arbeitete sich die amerikanische Tennisrangliste hoch. Sowohl Single- als auch Double-Titel holte er, bevor das Jahr 1951 begann und mit seinem großen Doppel-Wumms bei den Australian Open und in Wimbledon endete.

Danach hörte er nicht auf, zu gewinnen. Unklar ist, wie viele Regale Savitt zu Hause brauchte, um all seine Pokale unterbringen zu können. In den Jahren 1952, 1958 und 1961 siegte er bei den USLTA National Indoor Championships und wurde der erste Spieler, der dies gleich dreimal schaffte. Auch den Dreifach-Wumms schaffte er ohne mit der Wimper zu zucken.

Antisemitismus Es gab Momente, in denen Richard Savitt Antisemitismus erlebte. Als er ins Davis Cup-Team kam, gab es kritische Stimmen, weil er Jude war. Sein afroamerikanischer Tennis-Kollege Arthur Robert Ashe Jr. bestätigte dies damals gegenüber Medien. Eine Diskussion dieser Art gab es auch, als Savitt Nummer eins auf der US-Tennisrangliste werden sollte.

Bei den Makkabi-Spielen in Israel gewann »Dick« Savitt später erneut. Zudem war er in der Bewegung aktiv und trug zur Entstehung des Israel Tennis Center bei.

Brüssel

Kurswechsel in Belgien?

Am Montag vereidigte König Philippe die neue Föderalregierung unter Führung des flämischen Nationalisten Bart De Wever. Nicht nur im Hinblick auf Nahost dürfte sich einiges ändern

von Michael Thaidigsmann  04.02.2025

Rom

Achtjähriger getreten, geschlagen und bedroht, weil er eine Kippa trug

Der Täter zückte einen abgebrochenen Flaschenhals, als die Mutter und eine Ladeninhaberin ihn aufhalten wollten

 04.02.2025

Angouleme

Charlie-Hebdo-Karikaturist für Comic über Nazi-Raubkunst geehrt

Nach der Terrorattacke auf sein Satire-Blatt vor zehn Jahren wurde Renald Luzier Comic-Buch-Autor

 03.02.2025

Berlin

Friedman: Totalitäre Regime verbreiten Fantasiegeschichten

Der Publizist sieht die westlichen Demokratien zunehmend unter Druck

 03.02.2025

Andorra

Kleiner, sicherer Hafen?

Die Toleranz hat Geschichte im Zwergstaat zwischen Frankreich und Spanien. Aber die jüdische Gemeinschaft darf keine erkennbare Synagoge haben

von Mark Feldon  02.02.2025

Italien

Kaffeeklatsch in Cinecittà

In den 50er- und 60er-Jahren kam Hollywood in die Ewige Stadt. Stars wie Marlon Brando, Audrey Hepburn und Charlie Chaplin zogen nach Rom. Ein neues Buch liefert den Tratsch dazu

von Sarah Thalia Pines  02.02.2025

Großbritannien

Lady Berger und Lord Katz

Zwei jüdische Labour-Abgeordnete wurden zu Mitgliedern des Oberhauses ernannt

von Daniel Zylbersztajn-Lewandowski  29.01.2025

Australien

Sydney: Polizei vereitelt Sprengstoffanschlag auf Synagoge

In Sydney wurde ein mit Powergel beladener Wohnwagen sichergestellt - zu den Hintergründen wird noch ermittelt

 29.01.2025

Berlin

Wie ein Holocaust-Überlebender aus der Ukraine auf Deutschland blickt

Er überlebte den Holocaust - und muss nun erleben, wie seine Heimatstadt Odessa von Russland bombardiert wird. An diesem Mittwoch hat Roman Schwarzman die Chance, im Bundestag einen Appell an den Westen zu richten

von Bernhard Clasen  29.01.2025