Kippt der Oberste Gerichtshof der USA Teile des Arbeitsrechts wegen eines Evangelikalen, der sein nach seiner Überzeugung religiös verbrieftes Recht, die »Sabbath«-Ruhe, juristisch durchsetzen will?
In einer Anhörung am 18. April ließen die höchsten Richter der USA Sympathie für die Position von Gerald Groff anklingen. Der ehemalige Posthilfszusteller, ein tiefgläubiger konservativer Christ aus Pennsylvania, hatte seinen damaligen Arbeitgeber, den United States Postal Service (USPS), beschuldigt, seinem Wunsch, sonntags nicht zu arbeiten, nicht nachgekommen zu sein. Groffs Glaubensauslegung verbietet es ihm, an Sonntagen zu arbeiten.
aushilfsstelle Groff, der in Pennsylvania lebt, war seit 2012 als Landzusteller beim USPS beschäftigt, um festangestellte Berufstätige zu vertreten, die Anspruch auf freie Wochenenden haben. Groff musste also bei Antritt seiner Aushilfsstelle damit rechnen, am Wochenende eingesetzt zu werden.
Damit schien der Evangelikale auch keine Probleme zu haben, gab es zu der Zeit beim USPS doch keine Sonntagsarbeit. Das änderte sich im darauffolgenden Jahr, als USPS einen Vertrag mit Amazon über die Zustellung von Paketen an Sonntagen abschloss.
Zunächst sah alles nach einer unbürokratischen Lösung aus. Die Post signalisierte Groff Entgegenkommen, bot an, seinen Dienstplan so anzupassen, dass er nach dem Gottesdienst zur Arbeit kommen könne. Alternativ könne er auch Kollegen ansprechen, ob sie seine Schichten übernehmen würden. Schließlich schlug der USPS Groff auch noch vor, einen anderen Tag zu wählen, um seinen »Sabbath« zu feiern. Sowohl der etwas weltfremde Vorschlag der Post als auch Groffs Beharren auf seiner Position verhärtete die Fronten. Schließlich reichte Groff Beschwerde bei der Equal Employment Opportunity Commission ein, die für die Durchsetzung von Gesetzen gegen religiöse Diskriminierung zuständig ist.
kündigung Groff verließ das Unternehmen schließlich im Jahr 2019. In seiner Kündigung erklärte er laut CNN, er habe beim USPS keine »entgegenkommende Arbeitsatmosphäre finden können, die seinen religiösen Überzeugungen Rechnung trägt«.
Zunächst hatte ein untergeordnetes Gericht gegen Groff entschieden, da sein Antrag eine »unangemessene Belastung« für die Post darstelle und es zu einer schlechten Arbeitsmoral führe, wenn andere Mitarbeiter seine Schichten übernehmen müssten. »Der Sonntag ist ein Tag, an dem wir zusammenkommen und fast den Himmel schmecken«, sagte Groff kürzlich der »New York Times«. »Wenn man uns also bittet, Amazon-Pakete auszuliefern und all das aufzugeben, ist das wirklich traurig.«
Die Biden-Regierung hat den Obersten Gerichtshof aufgefordert, das Gesetz zu präzisieren, um klarzustellen, dass ein Arbeitgeber nicht verpflichtet ist, den »Sabbath« eines Arbeitnehmers zu respektieren, indem er »in Unterbesetzung arbeitet oder regelmäßig Überstunden bezahlt, um Ersatzkräfte zu finden«. Es bleibt spannend im Fall Groff.