Der Rabbiner Sergio Bergman wurde vom neuen argentinischen Präsidenten Mauricio Macri überraschend zum künftigen Minister für Umwelt und Nachhaltige Entwicklung ernannt. Es ist damit wahrscheinlich der erste Rabbiner in einem Ministeramt außerhalb Israels. Die neue Mitte-Rechts-Regierung wird am 10. Dezember vereidigt.
Bergman, Jahrgang 1962, studierte Pharmazie und Biochemie an der Universität Buenos Aires (UBA), später folgten Master in Bildung, Rabbinischer Literatur sowie Jüdischen Studien, die er allesamt im Ausland erwarb. Aktuell ist er Rabbiner in der ältesten Synagoge von Buenos Aires, der Congregación Israelita Argentina. Diese ist Teil der Fundación Judaica, einem Stiftungsverband jüdischer Institutionen, der von Bergman gegründet und geführt wurde.
kandidatur In der Politik dagegen ist Bergman ein kaum beschriebenes Blatt. Im Jahr 2011 bewarb er sich als Unabhängiger um das Bürgermeisteramt der Hauptstadt Buenos Aires, zog seine Kandidatur aber recht bald zurück und unterstützte den späteren Sieger Macri. Für dessen rechtspopulistische Partei Republikanischer Vorschlag (Propuesta Republicana PRO), der er beitrat, zog er ins Parlament von Buenos Aires; seit 2013 ist er Abgeordneter des argentinischen Parlaments. Trotz seiner rednerischen Begabung fiel Bergman in der Volksvertretung nicht weiter auf. Vielmehr blieb von ihm in Erinnerung, dass er in seinem Büro eine Popcorn-Maschine aufstellte und einen Wasserfall zur Meditation installierte.
Bergman gilt als enger Mitstreiter Macris und Freund von Papst Franziskus, der vor seiner Ernennung zum Kirchenoberhaupt Erzbischof von Buenos Aires war. Bergman schrieb ein Buch mit religiösen Aufsätzen (Ein Evangelium nach Franziskus), in dem er den Heiligen Vater als religiösen Führer, Sozialarbeiter und Staatsmann würdigt.
kritiker In den vergangenen Jahren trat Bergman als heftiger Kritiker der Amtsführung von Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner und vor allem des Memorandums mit dem Iran in Erscheinung. Anfang 2013 hatten Argentinien und der Iran vereinbart, den Terroranschlag auf das jüdische Gemeindezentrum AMIA von 1994 mit 85 Toten und mehr als 300 Verletzten gemeinsam aufzuklären.
In gewisser Weise wurde der Bock damit zum Gärtner gemacht, gilt der Iran doch als Drahtzieher des Anschlags. Hintergrund des Deals waren geplante Ölgeschäfte mit dem Iran. Die neue argentinische Regierung hat bereits angekündigt, die Vereinbarung aufzuheben. »Wir werden dem Kongress vorschlagen, den Pakt mit dem Iran zu kündigen, wie wir es im Wahlkampf versprochen haben«, sagte Macri am Montag auf der ersten Pressekonferenz nach seinem Wahlsieg.