Am Persischen Golf nimmt in Kürze das erste jüdische Schiedsgericht in der Region seine Arbeit auf.
TRADITIONEN Träger des Projekts ist die neu gegründete Vereinigung der Jüdischen Gemeinschaften am Golf (AGJC). Sie will Juden in sechs arabischen Ländern (Bahrain, Katar, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten) zusammenbringen. Der neue »Beit Din Arabien« soll für zivilrechtliche Streitigkeiten, für Personenstandsangelegenheiten, Erbschaften sowie die Erteilung von Koscher-Zertifikaten (»Hechscherim«) zuständig sein.
Mit der AGJC wolle man sowohl aschkenasischen als auch sefardischen Juden ein Angebot machen. Zudem wolle man versuchen, historische Traditionen aus der Golfregion in das religiöse Leben einzubinden, hieß es. Der Beit Din soll auch Beschneidungen, Bar/Batmizwa sowie jüdische Hochzeiten überwachen. Rituelle Schlachtungen nach den jüdischen Speisegesetzen sind in den kommenden Monaten geplant.
Neben dem Gemeinderabbiner und AGJC-Vorsitzenden Elie Abadie sollen weitere Rabbiner eingeflogen werden, um bei Bedarf als Richter am Beit Din Arabien zu fungieren. Es lägen hierfür schon erste Bewerbungen aus Israel, Europa und den USA vor, sagte Abadie der »Times of Israel«.
ANGEBOTE Zudem werde man vor Ort Bildungsangebote machen, beginnend mit Programmen für kleine Kinder. Zu Pessach Ende März will die AGJC auch Gebetbücher und Lebensmittel für das Seder-Mahl bereitstellen.
Der Verein finanziert sich bislang aus privaten Spenden und den Beiträgen von Gemeindemitgliedern. Abadie sagte der »Times of Israel« aber, dass die Behörden in den Vereinigten Arabischen Emiraten sehr positiv reagiert hätten auf das Vorhaben.
Der im Libanon aufgewachsene Abadie ist Sohn jüdischer Flüchtlinge aus dem syrischen Aleppo. Seit dem vergangenen November ist er Rabbiner in den Emiraten. Zuvor lebte und wirkte Abadie in New York, wo er unter anderem die Edmund J. Safra Synagogue gründete.
SYNAGOGE In Bahrain werden jüdische Feiertage zelebriert, in den Emiraten leben schätzungsweise 3000 Juden. In der emiratischen Metropole Dubai, die sich gern als weltoffen präsentiert, werden in einer Synagoge seit Jahren jüdische Gottesdienste abgehalten.
Katar will als Gastgeber der Fußball-WM 2022 auch koscheres Essen anbieten und selbst das streng islamische Saudi-Arabien hat einen Dialog mit jüdischen Vertretern und Institutionen begonnen. mth/dpa