Im schockierenden Fall der 2018 in Paris getöteten Schoa-Überlebenden Mireille Knoll stehen zwei Männer vor Gericht. Ihnen wird »Mord aufgrund der Rasse, der Ethnie oder der Religion« vorgeworfen, wie die zuständige Staatsanwaltschaft am Pariser Schwurgericht zum Prozessauftakt am Dienstag mitteilte.
Zudem sind sie demnach wegen schweren Diebstahls sowie Sachbeschädigung und damit einhergehender Gefährdung anderer angeklagt. Als zentrale Frage des Prozesses gilt, ob das Gericht die Tat als antisemitisch motiviert einstufen wird.
TAT Die Leiche der 85-jährigen Jüdin war im März 2018 teils verkohlt und mit mehreren Stichwunden aufgefunden worden. Fundort war Knolls ausgebrannte Wohnung im Pariser Osten. Zwei Verdächtige kamen daraufhin in Untersuchungshaft.
Ein Urteil in dem Verfahren wird laut Gericht am 10. November erwartet.
Die Tat erregte weltweit Aufsehen und löste eine Antisemitismus-Debatte aus. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärte kurz nach der Tat, Knoll sei ermordet worden, weil sie Jüdin gewesen sei.
Die beiden vorbestraften Angeklagten hatten sich französischen Medienberichten zufolge im Gefängnis kennengelernt und beschuldigen sich nun gegenseitig des Mordes an der Frau. Einer von ihnen hatte Knoll laut einem Bericht der Zeitung »Le Monde« seit seiner Kindheit gut gekannt, weil er im selben Gebäude gewohnt habe.
URTEIL Er soll - laut einer später zurückgenommenen Aussage des anderen Beschuldigten - beim Mord an der Seniorin »Allahu akbar« (Gott ist groß) gerufen haben, wie die Zeitung berichtete. Ein Urteil in dem Verfahren wird laut Gericht am 10. November erwartet.
Nach früheren Angaben des Anwalts der Familie von Mireille Knoll war diese als Mädchen 1942 nur knapp der »Razzia vom Vélodrome d’Hiver« entkommen. Damals hatten französische Polizisten auf Veranlassung der deutschen Besatzer 13 000 Juden festgenommen. Die meisten von ihnen wurden später ins Konzentrationslager Auschwitz gebracht und ermordet. dpa