US-Präsident Donald Trump hat am Dienstag (Ortszeit) die Synagoge »Tree of Life« in Pittsburgh besucht, in der ein Mann am Samstag elf Menschen erschossen hatte.
Trump kam in Begleitung seiner Frau Melania, seiner Tochter Ivanka und seines Schwiegersohnes und Beraters Jared Kushner. Der Präsident wolle mit Pittsburgh trauern, teilte das Weiße Haus mit. Bei vielen Bewohnern der Stadt stieß der Besuch auf Kritik.
Einwanderer Hunderte Menschen demonstrierten am Dienstag gegen den Präsidenten. Mehr als 25.000 Menschen sollen einen Offenen Brief des jüdischen Verbandes »Bend the Arc« unterzeichnet haben, wonach Trump nicht willkommen sei in Pittsburgh, solange er gegen Einwanderer und Flüchtlinge hetze.
Der Bürgermeister von Pittsburgh, Bill Peduto, hat laut der Zeitung »Pittsburgh Post Gazette« die Einladung des Weißen Hauses zu einem Treffen mit Trump abgelehnt. Auch der Gouverneur von Pennsylvania, Tom Wolf, habe sich nicht mit dem Präsidenten treffen wollen.
Die Kritiker machen Trumps Attacken auf Medien, Migranten und Gegner mitverantwortlich für ein vergiftetes politisches Klima in den USA.
willkommen Rabbiner Jeffrey Myers von der »Tree of Life«-Synagoge und der israelische Botschafter in den USA, Ron Dermer, hingegen begrüßten den Präsidenten in Pittsburgh. Myers sagte dem Fernsehsender CNN, der Präsident der Vereinigten Staaten sei immer willkommen: »Ich bin ein Bürger. Er ist mein Präsident.«
Laut Medienberichten besuchte Trump auch Polizisten im Krankenhaus, die beim Angriff auf die Synagoge verwundet worden waren. Während seines etwa vierstündigen Aufenthalts in Pittsburgh gab er keine öffentlichen Statements ab.
Nach dem antisemitischen Anschlag am Samstag hatte der US-Präsident die Tat verurteilt und auf Twitter geschrieben: »Diese bösartige antisemitische Attacke ist ein Angriff gegen die Menschheit. Wir müssen daran arbeiten, das Gift des Antisemitismus aus unserer Welt zu entfernen. Wir müssen uns vereinigen, um den Hass zu überwinden.«
gebet Bei einem Wahlkampfauftritt am vergangenen Wochenende sprach sich Trump angesichts des Attentats für bewaffnete Sicherheitskräfte bei Gottesdiensten aus. »Ein Verrückter ging hinein, sie hatten keinen Schutz. Bewaffnete Posten hätten ihn sofort stoppen können.«
Nach seiner Rede hieß Trump einen Rabbiner auf der Bühne willkommen, umarmte ihn lange und betete gemeinsam mit ihm für die Opfer und ihre Familien.
Laut Anklage hatte der Attentäter Robert Bowers am vergangenen Samstag in der Synagoge acht Männer und drei Frauen erschossen. Bowers soll zu einem Sicherheitsbeamten gesagt haben, alle Juden sollten sterben.
Neonazis Nach dem Attentat wurden wüste Hasstexte aus sozialen Medien bekannt, die Bowers gepostet haben soll. Nach Angaben der Extremismusforschungsgruppe »Southern Poverty Law Center« hat Bowers online bei Neonazis geläufige antisemitische Verschwörungstheorien verbreitet.
Die Staatsanwaltschaft strebt die Todesstrafe für den Täter an. Wie der zuständige Staatsanwalt Scott Brady erklärte, sei bereits ein entsprechender Antrag auf US-Bundesebene gestellt worden. Insgesamt umfasst die Anklage gegen Robert Bowers 29 Punkte. epd/ja