In der südpolnischen Stadt Kielce gedachten am Sonntag Dutzende Menschen, darunter der Oberrabbiner des Landes, Michael Schudrich, der Opfer des Pogroms vor 70 Jahren. Am 4. Juli 1946, ein Jahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs, waren bei Ausschreitungen mehr als 40 Juden getötet und rund 100 verletzt worden. Auslöser waren Gerüchte über einen jüdischen Ritualmord an christlichen Kindern.
Bis heute ist das Pogrom schlecht aufgearbeitet. In der Bevölkerung herrscht immer noch die These der angeblichen »Provokation« vor. Demnach sollen der sowjetische oder polnische Geheimdienst das Pogrom provoziert haben, um die Polen in der Welt als Faschisten zu diffamieren.
Wie polnische Medien am Wochenende berichteten, hat sich für Montagmittag überraschend Staatspräsident Andrzej Duda zu einer Gedenkveranstaltung in Kielce angekündigt.
Jedwabne Ein weiteres polnisches Pogrom jährt sich am kommenden Sonntag zum 70. Mal: das Massaker von Jedwabne. Mitten im Zweiten Weltkrieg, am 10. Juli 1941, trieben polnische Bürger die jüdische Bevölkerung des Ortes in einer Scheune zusammen und verbrannten die Menschen bei lebendigem Leibe.
Anders als das Pogrom von Kielce ist das Massaker von Jedwabne in Polen inzwischen historisch gut aufgearbeitet. An den Gedenkveranstaltungen nimmt jedoch seit Jahren niemand aus dem Ort teil. Eine »Gerechte unter den Völkern«, die Juden damals Unterschlupf gewährte, wie auch der ehemalige Bürgermeister von Jedwabne sind in die USA emigriert.
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