Kalifornien

Poway nach dem Anschlag

Rabbi Yisroel Goldstein bei Präsident Trump Foto: picture alliance / newscom

Eine Woche nach dem Attentat in der Synagoge von Poway (Kalifornien) haben sich am vergangenen Freitagabend Beter und Gäste im örtlichen Bethaus der Chabad-Bewegung versammelt. Manche kamen, um zu beten, andere wollten der jüdischen Gemeinde ihre Solidarität zeigen, viele kamen aus Trotz, um das Leben zu feiern.

Attentat Sechs Tage zuvor, am 27. April, dem letzten Pessachtag, war ein 19-Jähriger mit einem Sturmgewehr in die Synagoge eingedrungen und hatte um sich geschossen. Dabei war ein Gemeindemitglied, die 60-jährige Lori Gilbert Kaye, ums Leben gekommen. Ihrer wurde am Freitagabend gedacht. Auf einem Tisch stand ein großes Foto. Vor Sonnenuntergang hatten einige Frauen unter Schildern mit der Aufschrift »Light for Lori« die Schabbatkerzen gezündet.

Vor Sonnenuntergang hatten einige Frauen unter Schildern mit der Aufschrift »Light for Lori« die Schabbatkerzen gezündet.

Doch einer Trauerfeier glich der Abend keineswegs – er war ein Fest des Lebens. Etliche Beter trugen Rosatöne, die Lieblingsfarbe von Gilbert Kaye, oder steckten sich pinkfarbene Bänder an ihre Kleidung. Der Rabbiner stimmte hebräische Gesänge an wie »Am Jisrael Chai« – das jüdische Volk lebt. Viele Beter tanzten zu jüdischen Melodien: Männer mit Männern und Frauen mit Frauen. Es sei temperamentvoll zugegangen wie bei einer Hochzeit, erzählen Teilnehmer später.

Tanzen »Das Gegenteil von Traurigkeit ist Freude«, sagte Gemeinderabbiner Yisroel Goldstein der Jewish Telegraphic Agency. »Ich musste in unserer Gemeinde den Schalter umlegen, um mit der Heilung zu beginnen. Das tut man am besten, indem man mit einem solchen Überschwang tanzt, dass auch die Seele zu tanzen beginnt.«

Goldstein und zwei weitere Männer waren bei dem Anschlag verletzt worden. US-Präsident Donald Trump lud den Rabbi vergangene Woche zu einem »Nationalen Tag des Gebets« ins Weiße Haus ein. Dort lobte Goldstein den ersten Mann im Staat. Trump sei »ein Mentsch par excellence«, sagte er. »Herr Präsident, als Sie mich anriefen, war ich zu Hause und weinte. Sie waren die erste Person, die mit meiner Heilung begann. Sie heilen die Menschen in den schlimmsten Zeiten, ich bin so dankbar dafür.«

Viele Amerikaner –jüdische und nichtjüdische – teilen Goldsteins Ansicht nicht. Sie sehen den Anschlag von Poway als Teil des »home grown terrorism«, des hausgemachten Terrorismus, der durch die Politik von Präsident Trump beflügelt werde.

USA

Der Lautsprecher

Howard Lutnick gibt sich als Architekt der amerikanischen Zollpolitik. Doch der Handelsminister macht sich mit seiner aggressiven Art im Weißen Haus zunehmend Feinde

von Sebastian Moll  18.04.2025

Ungarn

Die unmögliche Geige

Dies ist die zutiefst berührende Geschichte eines Musikinstruments, das im Todeslager Dachau gebaut und 70 Jahre später am Balaton wiedergefunden wurde

von György Polgár  17.04.2025

Medien

Noa Argamani ist auf der »Time 100«-Liste

Alljährlich präsentiert das »Time Magazine« die 100 einflussreichsten Menschen der Welt. 2025 ist auch eine freigelassene israelische Geisel dabei

 17.04.2025

USA

Neuauflage von Weinstein-Prozess startet

Vor gut einem Jahr überraschte ein Gericht in New York die Welt und hob das historische Vergewaltigungsurteil gegen Harvey Weinstein auf. Nun wird über die Vorwürfe erneut verhandelt

von Benno Schwinghammer  14.04.2025

Türkei

Die Optimistin

Liz Behmoaras schrieb über das jüdische Leben im Land – und für das Miteinander. Ein Nachruf

von Corry Guttstadt  14.04.2025

Ägypten

Gefährliches Paradies

Der Sinai ist einer der wenigen Urlaubsorte im Ausland, den Israelis auf dem Landweg erreichen können. Gern auch zu Pessach. Aber zu welchem Preis?

von Matthis Kattnig  11.04.2025

Feiertag

Putzen, Plagen, Playmobil

Neben Mazza und Haggada bietet Pessach Raum für ganz neue, individuelle Rituale. Wir haben uns in sieben Familien in Europa und Israel umgehört

von Nicole Dreyfus  11.04.2025

Israel-Boykott

Johnny Rotten nennt Hamas »einen Haufen von ›Judenvernichtern‹ «

Eine irische Zeitung hat versucht, den Ur-Punk Johnny Rotten vorzuführen, der sich kraftvoll gegen einen Boykott Israels wehrt. Das ging gründlich schief

von Sophie Albers Ben Chamo  10.04.2025

USA

Eine Hochschule und ihr LGBTQ-Klub

Die einen feiern den »Meilenstein für queere Juden«, die Yeshiva University rudert zurück. Nicht nur die orthodoxe Gemeinschaft ist verwirrt

von Sophie Albers Ben Chamo  10.04.2025