Die Londoner Polizei steht in der Kritik, angesichts anhaltender propalästinensischer Demonstrationen in der britischen Hauptstadt nicht genug zum Schutz jüdischer Menschen zu tun.
Der Chef einer Organisation gegen Antisemitismus forderte den Rücktritt von Polizeichef Sir Mark Rowley. Er habe die Kontrolle über die Straßen verloren, kritisierte Gideon Falter von der Initiative »Campaign Against Antisemitism« in einem Gastbeitrag in der Zeitung «Sunday Times».
Falter hatte ein Video veröffentlicht, das ihn mit Kippa am Rande einer propalästinensischen Demonstration zeigte. Ein Polizist hinderte ihn am Weitergehen und sagte, dass er offen als Jude zu erkennen sei: «Ich werfe Ihnen nichts vor, aber ich mache mir Sorgen über die Reaktion auf Ihre Anwesenheit.» Falter wurde auch gesagt, er werde eskortiert oder ihm drohe eine Festnahme, sollte er bleiben. Seine Anwesenheit sei für manche provokant. Ein Polizist äußerte die Sorge, dass Falter angegriffen werden könnte und sie dann nicht mit der Gruppe klarkämen. Er sei wie ein Krimineller behandelt worden, so Falter.
Die Metropolitan Police entschuldigte sich dafür, dass ein Polizist von «offen jüdisch» gesprochen hatte. «Jüdischsein ist keine Provokation», stellte die Polizei klar und löschte ein erstes Statement, in dem sie nahegelegt hatte, Gegner von solchen Protesten müssten wissen, dass ihre Anwesenheit provokant sein könne.
Seit den Angriffen der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und der dadurch hervorgerufenen Militäroffensive Israels im Gazastreifen kommt es in London immer wieder zu antiisraelischen Protesten.
Falter warf der Polizei vor, für Aufrufe zum Dschihad und gezeigte Hakenkreuze immer wieder Ausreden zu finden. «Über Monate wurde uns gesagt, dass es – wenn antiisraelische Proteste durch London ziehen – für Juden absolut sicher ist», sagte Falter in dem Video, in dem er von umstehenden Menschen auch beleidigt und bedroht wurde. Was ihm passiert sei, sei das unausweichliche Ergebnis eines Polizeiansatzes, der die Rechte der Londoner opfere, die sich an Gesetze hielten, um einen gesetzlosen Mob zu besänftigen, schrieb er in der «Sunday Times». dpa