Im polnischen Posen hat ein Gericht einen offen antisemitischen katholischen Priester wegen mehrerer judenfeindlicher Aussagen zu insgesamt 180 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt. Michał Woźnicki hatte im Oktober 2021 in einer im Internet verbreiteten Predigt Juden mit Parasiten verglichen.
Wörtlich sagte er: »Juden in der Welt haben die Rolle eines Blutegels, einer Zecke, der auf dem Körper des Wirts lebt, anschwillt und den Wirtskörper absterben lässt.«
Die Katholische Kirche hatte Woźnicki schon länger im Visier und belegte ihn 2018 mit Sanktionen. So darf er seitdem in Kirchen keine Gottesdienste mehr zelebrieren. Auch deshalb verlegte er seine Auftritte ins Internet.
Nun schritt die Justiz ein: Ein Bezirksgericht in Posen verurteilte Woźnicki vor Kurzem zu sechs Monaten freiheitseinschränkender Maßnahmen. Er muss jeweils 30 Stunden im Monat ohne Bezahlung für soziale Dienste arbeiten. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Der Verein Otwarta Rzeczpospolita (»Offene Republik«) hatte bei den Behörden Beschwerde gegen Woźnicki eingelegt. »Dies ist ein Präzedenzfall«, hieß es in einer Erklärung des Vereins. »Es war nicht die erste Hasspredigt von Woźnicki, aber die erste, mit der sich die Staatsanwaltschaft befasst hat«, erklärte die Vereinigung.
PRÄZENDENZFALL Ihr zufolge ist Woźnicki der erste katholische Geistliche in Polen, der für Hassrede gegen Juden juristisch zur Verantwortung gezogen wurde. Vertreter der jüdischen Gemeinschaft in Polen begrüßten das Urteil. »Woźnicki ist bekannt für seine antisemitischen Hetzreden und kirchenfeindlichen Tiraden«, erklärte Polens Oberrabbiner Michael Schudrich gegenüber der »Jewish Telegraphic Agency«. Das Gericht habe ein klares Urteil gefällt, dass antisemitische Hassrede in Polen illegal sei.
Der zuständige Richter in Posen betonte in seinem Urteil, dass die Form der Predigt es nicht rechtfertige, antisemitische Inhalte an eine größere Öffentlichkeit zu verbreiten. Trotzdem entschied das Gericht, keine Haftstrafe gegen Woźnicki zu verhängen.
Auf den Richterspruch reagierte der Betroffene mit den Worten: »Anscheinend mögen mich die Juden nicht, weil ich den Herrn Jesus liebe. Als Nichtjude gebe ich dem jüdischen König nach, während die Juden ihrem König nicht so sehr gehorchen.«
Er sei lediglich »des Predigens überführt worden«, behauptete Woźnicki nach dem Richterspruch – und lieferte gleich die nächste antisemitische Aussage ab: »Sie haben Jesus am Kreuz gefoltert.« mth