Russland

Oberrabbiner stellt sich gegen Putins Krieg

Der russische Oberrabbiner Berel Lazar (hier 2019 mit Wladimir Putin) fordert ein Ende des Blutvergießens in der Ukraine Foto: imago images / ITAR-TASS

Russlands Oberrabbiner Berel Lazar hat zur Beendigung des Krieges in der Ukraine aufgerufen und sich selbst als möglichen Vermittler ins Spiel gebracht.

In einer am Mittwoch im Internet verbreiteten Erklärung schrieb der Putin-nahe Chabad-Rabbiner: »Ja, wir sind unterschiedliche Menschen, wir können zu vielen Problemen völlig unterschiedliche Ansichten haben. Aber in einem Punkt müssen wir uns einig sein: Es ist unsere Pflicht vor Gott, uns mit aller Kraft um gegenseitiges Verständnis und gegenseitigen Respekt zu bemühen und auf keinen Fall das Schwert gegen unseren Bruder zu erheben.«

VERMITTLUNG Er fühle »den Schmerz unserer Brüder, unabhängig von ihrem Glauben«, sagte er weiter. Friedensgebete alleine reichten nicht aus, so Lazar. »Jetzt erwartet Gott von jedem Gläubigen, dass er alles in seiner Macht Stehende tut, um Menschenleben zu retten. Ich persönlich bin zu jeder Vermittlung bereit, bin bereit, alles zu tun, was ich kann, und darüber hinaus, um die Waffen zum Schweigen zu bringen und die Bomben zu stoppen. Doch jetzt ist es an der Zeit, gemeinsam zu handeln«.

Lazar appellierte auch an die Staats- und Regierungschefs in Europa und sagte: »Wir, die wir dem einen Gott allein treu sind, sollten all unseren Einfluss, all unsere Macht nutzen, um das Chaos zu beenden und weitere Opfer zu verhindern. Das ist unsere heilige Pflicht gegenüber dem Einen, der uns alle erschaffen und uns das Leben in dieser Welt geschenkt hat.«

In den vergangenen Tagen hatten sich auch führende Rabbiner in der Ukraine für ein Ende des seit einer Woche andauernden Krieges ausgesprochen. Der Chabad-Oberrabbiner des Landes, Moshe Reuven Azman, hatte sich in einem flammenden Appell an die russische jüdische Gemeinschaft gewandt und sie aufgefordert, sich klar gegen Putins Krieg zu positionieren.

VERBRECHEN »Denken Sie daran, dass derjenige, der sich nicht kümmert und derjenige, der schweigend zustimmt, ein Komplize eines Verbrechens ist. Einem Kriegsverbrechen! Ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit«, sagt der in St. Petersburg geborene Azman in einer Video-Botschaft auf Russisch.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

»Ich hätte nie gedacht, nicht einmal in meinem schlimmsten Alptraum, dass ich unter den Granaten Russlands, wo ich geboren wurde, wo ich zur Schule gegangen bin, wo ich viele Freunde habe, die schweigen, zugrunde gehen müsste. In Wahrheit hat niemand [aus Russland] angerufen und gefragt. Menschen rufen aus der ganzen Welt an. Aus allen Teilen der Welt. Juden und Nicht-Juden. Sogar Araber rufen mich aus Israel an und unterstützen mich«, sagte der Rabbiner, der 2014 vom damaligen Präsidenten der Ukraine, Viktor Janukowitsch, zum Oberrabbiner des Landes eingesetzt wurde.

Azman beschuldigte das russische Militär, die Ukraine wahllos mit Raketen zu bombardieren. An sein russisches Publikum gewandt sagte er: »Sehen Sie sich die Videos an. Vielleicht wird Ihnen das nicht gezeigt. Sie schießen mit Grad-Raketen. Grad sind keine hochpräzisen Waffen. Grads, Panzer, ballistische Raketen, Flugzeuge. Was ist da los? Krieg. Krieg! Krieg!«, sagte er.

ENTNAZIFIZIERUNG Rabbiner Yaakov Dov Bleich, der seit 1989 Teil der jüdischen Gemeinschaft in der Ukraine ist und weithin als Oberrabbiner des Landes gilt, ging sogar noch weiter als Azman und forderte die Bombardierung des vor Kiew stehenden, 60 Kilometer langen russischen Militärkonvois durch den Westen, um die Hauptstadt vor der Einnahme durch russische Truppen zu bewahren.

Putin »tötet die Menschen, die er angeblich schützen will. Er bombardiert Charkiw, in dem viele russischsprachige Menschen leben. Ist er nicht ursprünglich gekommen, um die russischsprachige Bevölkerung zu retten?» sagte Bleich im Sender CNN.

Die Behauptung des russischen Präsidenten, man werde mit der Militäraktion die Ukraine «entnazifizieren», kommentierte Bleich mit den Worten: «Der Nazi, der entnazifiziert werden müsste, trägt den Namen Wladimir Putin.» mth

KZ-Gedenkstätte Auschwitz

Israels Präsident Isaac Herzog und Eli Sharabi beim »Marsch der Lebenden«

Auf dem Weg von Auschwitz nach Birkenau sind diesmal auch ehemalige israelische Geiseln der Hamas dabei. Israels Präsident Herzog erinnerte an die weiterhin in Gaza gefangen gehaltenen israelischen Geiseln

 24.04.2025

Griechenland

Restauration des Grauens

In Thessaloniki werden zwei Eisenbahnwaggons aus der Nazizeit restauriert. Zur Erinnerung daran, was 50.000 Menschen angetan wurde

von Wassilis Aswestopoulos  24.04.2025

Tod von Papst Franziskus

Warum Israels Regierung nicht kondoliert hat

Die Hintergründe

von Michael Thaidigsmann  23.04.2025

Ungarn

Die unmögliche Geige

Dies ist die zutiefst berührende Geschichte eines Musikinstruments, das im Todeslager Dachau gebaut und 70 Jahre später unweit vom Balaton wiedergefunden wurde

von György Polgár  23.04.2025

Großbritannien

Haltung zu Israel: Streit beim jüdischen Dachverband

Ein offener Brief, der von der Financial Times veröffentlicht wurde, hat zu Verwerfungen innerhalb des Board of Deputies of British Jews geführt

von Michael Thaidigsmann  22.04.2025

Großbritannien

Genie und Monster

Der Autor Mark Rosenblatt hat eine Abrechnung mit Roald Dahls Judenhass auf die Bühne gebracht. Und wurde nun ausgezeichnet

von Sophie Albers Ben Chamo  22.04.2025

Schweden

Trauer um Walter Frankenstein

Der gebürtige Berliner überlebte den Holocaust in der Illegalität

 22.04.2025

USA

Der Lautsprecher

Howard Lutnick gibt sich als Architekt der amerikanischen Zollpolitik. Doch der Handelsminister macht sich mit seiner aggressiven Art im Weißen Haus zunehmend Feinde

von Sebastian Moll  18.04.2025

Medien

Noa Argamani ist auf der »Time 100«-Liste

Alljährlich präsentiert das »Time Magazine« die 100 einflussreichsten Menschen der Welt. 2025 ist auch eine freigelassene israelische Geisel dabei

 17.04.2025