Politik

Neues aus Kiew

Alexander Dukhovny Foto: Tobias Barniske

Der Konflikt in der Ukraine dominiert seit Wochen die Schlagzeilen, und die ukrainischen Juden stehen ungewollt im Zentrum der Meinungsschlacht: Während Putin die Menschen auf der Krim vor Faschisten und ukrainischen Ultranationalisten schützen will, warnen ukrainische Politiker vor faschistoiden paramilitärischen Einheiten Russlands und sehen die ethnische und kulturelle Vielfalt der Ukraine durch Putins Expansionsdrang bedroht.

Im Neuen Palais in Potsdam berichtete am Dienstagabend Rabbiner Alexander Dukhovny, Chef des ukrainischen Reformjudentums, über die Situation der ukrainischen Juden. Eingeladen hatten ihn das Abraham Geiger Kolleg und die School of Jewish Theology.

Renten »Viele Menschen auf der Krim haben sich über den Anschluss an Russland gefreut«, ist Dukhovny überzeugt. Für die meisten seien beim Referendum Mitte März allerdings weniger politische als eher ökonomische Belange ausschlaggebend gewesen. In der Hoffnung auf höhere Löhne und Renten hätten sie sich in einen goldenen Käfig begeben. »Aber wir wissen nur zu gut, dass dieser goldene Käfig sehr schnell zu einem eisernen Käfig werden kann.«

Bei seinem Exkurs in die Landesgeschichte wird deutlich, wie sehr Dukhovny sich selbst als Ukrainer sieht. Wenn er »wir« sagt, meint er »wir Ukrainer«. Leichtfüßig spannt er den Bogen von der ersten jüdischen Besiedlung zu Zeiten der alten Griechen bis zum aktuellen Anschluss der Krim an Russland und von den ersten Pogromen im zwölften Jahrhundert bis zu den Kämpfen der vergangenen Monate.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde beinahe die Hälfte der ukrainischen Juden ermordet – allerdings nicht in den Gaskammern, sondern durch die deutschen Einsatzgruppen und ihre ukrainischen Helfer. »Wir hatten einen Holocaust der Kugeln«, erklärt Dukhovny, dessen Mutter von Ukrainern versteckt wurde und so den Holocaust überlebte. Heute leben unterschiedlichen Schätzungen zufolge zwischen 300.000 und 500.000 Juden in der Ukraine.

Krim Natürlich sind die jüdischen Gemeinden im Land kein monolithischer Block. Es sei klar, dass es pro-ukrainische und pro-russische Gemeinden gebe und auch Rabbiner, die ihre politischen Präferenzen kundtäten. Rabbiner Mykhaylo Kapustin, bis vor zwei Monaten Vertreter der Reformjuden auf der Krim, habe im Vorfeld des Referendums deutlich Stellung gegen einen Anschluss der Krim an Russland bezogen.

Seine Synagoge wurde daraufhin mit Hakenkreuzen und antisemitischen Beleidigungen beschmiert. Er selbst floh am Tag des Referendums mit seiner Frau zunächst nach Kiew und lebt seit Kurzem in Bratislava. Nach dem Referendum sei eine Rückkehr Kapustins, der wie Dukhovny am Leo Baeck College studiert hat, zurzeit undenkbar.

Doch ganz will Dukhovny die Krim noch nicht aufgeben. Er ist sich sicher: »Wenn die Ukraine demokratisch wird, dann kommt die Krim zu uns zurück.« Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg, und kaum einer der Politiker kann echtes Vertrauen erwecken. Wenn Menschen ihn fragen, wen sie wählen sollen, verweist Dukhovny gerne auf Psalm 15. Elf Eigenschaften eines gottesfürchtigen Menschen werden dort genannt. »Wenn du drei davon bei einem Politiker findest, dann kannst du ihn wählen.«

Türkei

Berichte: Türkische Polizei verhaftet Mann, der Anschläge auf Juden plante

Der Tatverdächtige soll Befehle vom Islamischen Staat erhalten haben

 21.02.2025

London

Fasten und Beten gegen säkulare Bildung

Die ultraorthodoxe Gemeinde fürchtet die staatliche Kontrolle ihrer Schulen. Andere Juden finden gerade dies dringend nötig

von Daniel Zylbersztajn-Lewandowski  17.02.2025

Meinung

Wie das Ende eines Alptraums, der fünf Jahre gedauert hätte

Alon Ishay ist erleichtert, dass die Koalitionsgespräche der FPÖ vorerst gescheitert sind

von Alon Ishay  17.02.2025

USA

Die Hoffnung von San Francisco trägt Levi’s-Jeans

Dem beliebten Touristenziel geht es schlecht. Der Millionenerbe und Philanthrop Daniel Lurie soll es richten. Er ist der vierte jüdische Bürgermeister Westküstenmetropole

von Sarah Thalia Pines  16.02.2025

USA

Aus dem Schatten von Taylor Swift

Gracie Abramsʼ Stern scheint am Pophimmel gerade besonders hell. Das liegt nicht nur an ihrer besten Freundin

von Nicole Dreyfus  16.02.2025

Griechenland

Israelisches Paar in Athen angegriffen

Der Mann und die Frau sprachen auf der Straße Hebräisch – zwei arabischsprachige Männer attackierten sie mit einem Messer

 16.02.2025

Australien

Krankenpfleger drohen, israelische Patienten zu ermorden

Premierminister Anthony Albanese sagt, das Video sei »von Hass getrieben und widerlich.«

von Imanuel Marcus  14.02.2025

Polen

Ronald S. Lauder erhält Karski-Preis

Lauder wird für sein Engagement für die Erneuerung jüdischen Lebens in Polen und das Schoa-Gedenken geehrt

 13.02.2025

Künstliche Intelligenz

So Fake, aber so gut

Ein AI-generiertes, an den Antisemiten Kanye West adressiertes Video geht gerade viral. Und es ist eine Wohltat!

von Sophie Albers Ben Chamo  12.02.2025