Eine seiner wichtigsten Aufgaben wird der Kampf gegen den wachsenden Antisemitismus sein. Das erklärte Isaac Benzaquén Pinto Mitte des Monats kurz nach seiner Wahl zum neuen Präsidenten der Föderation der jüdischen Gemeinden Spaniens (FCJE).
Es komme in Spanien zwar nicht zu antisemitischen Vorfällen wie in anderen Ländern, »aber im kollektiven Unterbewusstsein gebe es eine gewisse Ablehnung oder ein gewisses Misstrauen gegenüber Juden«, sagte er der spanischen Nachrichtenagentur Servimedia. »Wir sind der Ansicht, dass Information, Kommunikation und vor allem die Bildung von Kindern und Jugendlichen das wirksamste Instrument zur Ausrottung dieser schrecklichen Geißel sind. Wir werden weiter daran arbeiten, um Antisemitismus, Rassismus und jede Form von Intoleranz zu bekämpfen.«
VORGÄNGER Die FCJE, der Dachverband der spanischen Juden, hatte Benzaquén Pinto kurz zuvor zum neuen Präsidenten gewählt. Er löst Isaac Querub Caro ab, der das Amt neun Jahre innehatte. Wegen der Corona-Pandemie, von der Spanien besonders hart betroffen ist, musste die Abstimmung online durchgeführt werden.
Isaac Benzaquén Pinto ist 69 Jahre alt, verheiratet und hat vier Kinder. Er stammt aus der nordafrikanischen Exklave Melilla, wo er sein Abitur ablegte, bevor er an der Universität von Málaga Wirtschaftswissenschaften studierte. Später machte er Karriere im Bankensektor und in der Immobilienbranche.
Acht Jahre lang war er Präsident der jüdischen Gemeinde von Málaga und Mitglied der Exekutivkommission der FCJE als deren Sprecher, Schatzmeister und Leiter für religiöse Angelegenheiten.
Pinto wünscht sich weiterhin eine »beständige, herzliche und pluralische Beziehung« mit der Regierung, der öffentlichen Verwaltung und anderen Konfessionen.
Die FCJE vertritt gemäß einer Vereinbarung mit dem spanischen Staat aus dem Jahr 1992 die jüdischen Gemeinden offiziell vor nationalen und internationalen Institutionen. Zurzeit leben rund 40.000 Juden in Spanien.
PROGRAMM Unter seiner Präsidentschaft werde die FCJE »weiterhin die Entwicklung und das Wohlergehen der spanischen jüdischen Gemeinden sicherstellen«, sagte Benzaquén Pinto. »Auch werden wir daran arbeiten, das jüdische Erbe zu pflegen und das gegenwärtige jüdische Leben im Land weiter auszubauen. Wir werden Aktivitäten fördern, die sich an junge Menschen richten, in Bildung, Religion, dem sozialen Bereich, der Kultur und dem Sport. Besondere Aufmerksamkeit werden wir den Bedürfnissen unserer Ältesten schenken.«
Darüber hinaus beabsichtige er, interreligiöse Treffen zu fördern, »um die Beziehungen zu anderen Konfessionen in unserem Land weiter zu stärken«.
Die größte Herausforderung bestehe darin, so Pinto, »den Zusammenhalt und die Kommunikation zwischen den Gemeinden aufrechtzuerhalten sowie die Bedeutung der Rolle junger Menschen im Gemeinschaftsleben zu fördern«.
KONFESSIONEN Er wünsche sich weiterhin eine »beständige, herzliche und pluralische Beziehung« mit der Regierung, der öffentlichen Verwaltung und anderen Konfessionen. »Wir haben gemeinsame Bedürfnisse und Interessen, die leichter zu erreichen sind, wenn wir koordiniert zusammenarbeiten.«
Derzeit ist die FCJE wie der Rest der Gesellschaft vor allem darum besorgt, gut durch die Corona-Krise zu kommen. »In unseren Gemeinden sind neun Menschen gestorben, und wir vertrauen darauf, dass es keine weiteren Opfer geben wird«, sagte Benzaquén Pinto.
»Im Moment müssen wir raus aus dieser enormen Situation, die wir miterleben mussten. Dann gilt es, angesichts der wirtschaftlichen Situation, die die Pandemie hinterlassen wird, den am stärksten betroffenen Gemeinden zu helfen und zu versuchen, das Leben und die Aktivitäten wieder in Schwung zu bringen, sodass hoffentlich bald wieder Normalität herrscht.«