Nach dem Anschlag am Sonntag im Zentrum von Istanbul ist Israelis, die sich in der Stadt aufhalten, empfohlen worden, »in ihren Hotels zu bleiben, bis die Situation klarer ist«. Wie israelische Medien berichteten, sollten sie auf die türkischen Behörden hören.
FESTNAHMEN Bei einer Explosion in der belebten Einkaufsstraße Istiklal im europäischen Teil der türkischen Großstadt waren am Sonntag sechs Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt worden. Nach der Festnahme einer Verdächtigen hat die Polizei unterdessen weitere Details veröffentlicht. Die mutmaßliche Attentäterin sei Syrerin und habe Verbindungen zur syrischen Kurdenmiliz YPG zugegeben, teilte die Polizei am Montag mit. Die Türkei setzt die YPG mit der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK gleich.
Die PKK steht in der Türkei, Europa und den USA auf der Terrorliste. Die Kurdenmiliz YPG wiederum wird von den USA nicht als Terrororganisation angesehen, sondern ist für sie Partner im syrischen Bürgerkrieg im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).
Die Attentäterin gestand nach Angaben der Polizei auch, über Syrien illegal in die Türkei eingereist zu sein. Es habe im Zusammenhang mit dem gestrigen Anschlag 46 Festnahmen gegeben. Innenminister Süleyman Soylu hatte zuvor, zusammen mit der Hauptverdächtigen, noch von 22 Festnahmen gesprochen.
KRANKENHÄUSER Chabad-Rabbiner Mendy Chitrik von der aschkenasischen Synagoge in Istanbul sagte der »Jerusalem Post«, er und andere Gemeindemitglieder hätten alle Krankenhäuser in der Umgebung besucht, um verletzte Juden oder Israelis zu finden. Die jüdische Gemeinde sei von diesem Angriff nicht betroffen, so Chitrik. Laut israelischen Medien bestätigte die Regierung in Jerusalem am Montagmorgen, dass keine Israelis verletzt worden seien.
Israels Premierminister Yair Lapid drückte der türkischen Regierung sein Beileid aus und erklärte: »Wir werden den Terrorismus gemeinsam mit harter Hand bekämpfen, wo immer der Terrorismus sein Haupt erhebt.« Israels Verteidigungsminister Benny Gantz bot Hilfe aus Israel an, »so viel wie nötig«.
GEDENKEN Die aschkenasische Gemeinde, die ihre Räume in der Nähe des Anschlagsorts hat, musste kurzfristig eine für Sonntag geplante Veranstaltung zum Gedenken an die Opfer des Terroranschlags auf die Synagogen Neve Shalom und Beit Israel vor 19 Jahren absagen. Der Anschlag auf die beiden Bethäuser 2003 fand nach dem jüdischen Kalender am selben Tag wie der gestrige Terroranschlag statt: am 20. Cheschwan.
Am 15. November 2003, einem Schabbat, explodierte jeweils eine Autobombe vor der Neve-Shalom-Synagoge und vor der fünf Kilometer davon entfernten Beth-Israel-Synagoge. Dabei kamen 24 Menschen ums Leben, mehr als 240 wurden verletzt. dpa/ja