Türkei

Nach dem Terroranschlag in Istanbul

14. November 2022 in Istanbul: Trauerbezeugungen für die Opfer des Terroranschlags Foto: picture alliance / AA

Nach dem Anschlag am Sonntag im Zentrum von Istanbul ist Israelis, die sich in der Stadt aufhalten, empfohlen worden, »in ihren Hotels zu bleiben, bis die Situation klarer ist«. Wie israelische Medien berichteten, sollten sie auf die türkischen Behörden hören.

FESTNAHMEN Bei einer Explosion in der belebten Einkaufsstraße Istiklal im europäischen Teil der türkischen Großstadt waren am Sonntag sechs Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt worden. Nach der Festnahme einer Verdächtigen hat die Polizei unterdessen weitere Details veröffentlicht. Die mutmaßliche Attentäterin sei Syrerin und habe Verbindungen zur syrischen Kurdenmiliz YPG zugegeben, teilte die Polizei am Montag mit. Die Türkei setzt die YPG mit der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK gleich.

Die PKK steht in der Türkei, Europa und den USA auf der Terrorliste. Die Kurdenmiliz YPG wiederum wird von den USA nicht als Terrororganisation angesehen, sondern ist für sie Partner im syrischen Bürgerkrieg im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

Die Attentäterin gestand nach Angaben der Polizei auch, über Syrien illegal in die Türkei eingereist zu sein. Es habe im Zusammenhang mit dem gestrigen Anschlag 46 Festnahmen gegeben. Innenminister Süleyman Soylu hatte zuvor, zusammen mit der Hauptverdächtigen, noch von 22 Festnahmen gesprochen.

KRANKENHÄUSER Chabad-Rabbiner Mendy Chitrik von der aschkenasischen Synagoge in Istanbul sagte der »Jerusalem Post«, er und andere Gemeindemitglieder hätten alle Krankenhäuser in der Umgebung besucht, um verletzte Juden oder Israelis zu finden. Die jüdische Gemeinde sei von diesem Angriff nicht betroffen, so Chitrik. Laut israelischen Medien bestätigte die Regierung in Jerusalem am Montagmorgen, dass keine Israelis verletzt worden seien.

Israels Premierminister Yair Lapid drückte der türkischen Regierung sein Beileid aus und erklärte: »Wir werden den Terrorismus gemeinsam mit harter Hand bekämpfen, wo immer der Terrorismus sein Haupt erhebt.« Israels Verteidigungsminister Benny Gantz bot Hilfe aus Israel an, »so viel wie nötig«.

GEDENKEN Die aschkenasische Gemeinde, die ihre Räume in der Nähe des Anschlagsorts hat, musste kurzfristig eine für Sonntag geplante Veranstaltung zum Gedenken an die Opfer des Terroranschlags auf die Synagogen Neve Shalom und Beit Israel vor 19 Jahren absagen. Der Anschlag auf die beiden Bethäuser 2003 fand nach dem jüdischen Kalender am selben Tag wie der gestrige Terroranschlag statt: am 20. Cheschwan.

Am 15. November 2003, einem Schabbat, explodierte jeweils eine Autobombe vor der Neve-Shalom-Synagoge und vor der fünf Kilometer davon entfernten Beth-Israel-Synagoge. Dabei kamen 24 Menschen ums Leben, mehr als 240 wurden verletzt. dpa/ja

Kalifornien

»Es ist okay, nicht okay zu sein«

Wie die jüdische Gemeinschaft in Los Angeles mit den verheerenden Bränden umgeht – ein Zeugenbericht

von Jessica Donath  13.01.2025

Essay

Ritt ins Verderben

Gedanken eines österreichischen Juden zu einer möglichen Kanzlerschaft des Rechtsextremisten Herbert Kickl

von Vladimir Vertlib  12.01.2025 Aktualisiert

Frankreich

Zuflucht vor Mobbing

Weil die Zahl antisemitischer Vorfälle dramatisch steigt, nehmen immer mehr jüdische Eltern ihre Kinder von öffentlichen Schulen und schicken sie auf private. Eine Erkundung in Paris

von Florian Kappelsberger  12.01.2025

Polen

Duda würde Netanjahu nicht verhaften lassen

Am 27. Januar jährt sich die Befreiung von Auschwitz zum 80. Mal. Kommt der israelische Ministerpräsident trotz eines Haftbefehls gegen ihn?

 09.01.2025

Kalifornien

Synagoge fällt Feuern von Los Angeles zum Opfer

Die riesigen Brände gefährden auch jüdische Einrichtungen

 08.01.2025

USA

Welcome to Jiddishland

Nirgendwo sprechen so viele Menschen Jiddisch wie in New York. Und es werden immer mehr. Die Mameloschen hat die Grenzen der chassidischen Communitys längst überschritten

von Jörn Pissowotzki  08.01.2025

Social Media

Elon Musk hetzt wieder gegen George Soros

Der Berater des designierten US-Präsidenten Donald Trump bedient sich dabei erneut der Figur des Magneto aus dem Marvel-Universum

von Ralf Balke  08.01.2025

Interview

»Die FPÖ gilt als Prototyp des Rechtspopulismus«

Demokratieforscher Simon Franzmann über den Rechtsruck in Österreich

von Michael Grau und Daniel Behrendt  08.01.2025

Meinung

Der Neofaschist Herbert Kickl ist eine Gefahr für Österreich

In der FPÖ jagt ein antisemitischer »Einzelfall« den anderen, ihr Obmann will die liberale Demokratie abschaffen und könnte schon bald Kanzler sein

von Bini Guttmann  08.01.2025