Soziale Netzwerke

Musk greift jüdische Organisation an

Will das soziale Netzwerk nach seinem Gusto umkrempeln: Elon Musk Foto: IMAGO/NurPhoto

Elon Musk fühlt sich geschädigt – und teilt selbst kräftig aus. Ziel seiner jüngsten Verbalattacken ist eine der wichtigsten jüdischen Organisationen in den USA, die Anti-Defamation League (ADL). Denn die sei dafür mitverantwortlich, so Musk, dass der Wert des Unternehmens Twitter/X um die Hälfte gesunken sei, wetterte er.

»Unsere US-Werbeeinnahmen sind immer noch um 60 Prozent gesunken, vor allem aufgrund des Drucks, den die @ADL auf die Werbetreibenden ausübt (das sagen uns die Werbetreibenden), so dass es ihnen fast gelungen wäre, X/Twitter zu killen«, behauptete er. Man habe daher keine andere Wahl, als »den Namen unserer Plattform in der Frage des Antisemitismus reinzuwaschen« und eine Klage gegen die ADL einzureichen. »Wenn sie die Verleumdungsklage verlieren, werden wir darauf bestehen, dass sie den ›Anti‹-Teil ihres Namens fallen lassen«, fügte er an.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Musk hatte im vergangenen Jahr Twitter, das vor kurzem in X umbenannt wurde, für die Rekordsumme von 44 Milliarden Dollar gekauft und umgehend angekündigt, er werde die Meinungsfreiheit dadurch stärken, dass weniger einschneidende Regeln für Posts gelten würden – auch im Hinblick auf sogenannte Hate Speech. Gleichzeitig entließ er zahlreiche Mitarbeiter des Unternehmens, darunter auch solche, die für die Moderation und Löschung problematischer Posts zuständig waren. Musks Vorgehen rief zahlreiche Organisationen, darunter auch die ADL, auf den Plan, die Unternehmen zu einem Werbeboykott von Twitter aufforderten, sollte sich der Twitter-Boss nicht mehr an die vereinbarten Regeln im Hinblick auf Hate Speech halten.

Er sei »fälschlicherweise beschuldigt« worden, antisemitisch zu sein, sagte Musk jetzt. In Wahrheit sei es die ADL, die den Antisemitismus fördere, fügte er hinzu – und tat damit das, was viele andere vor ihm schon getan hatten: Er wies den Juden und jüdischen Organisationen die Schuld für Judenhass zu. Musk deutete zudem an, Unterlagen über die angebliche Kampagne der ADL zu veröffentlichen. »Ein gigantischer Daten-Dump würde die Luft reinigen«, schrieb er auf X.

Eigentlich hatte Musk die Führung des Unternehmens bereits vor einigen Monaten an die neue Twitter/X-Chefin Linda Yaccarino abgegeben. Das hielt ihn aber nicht davon ab, den Kurs seiner Firma auf der Plattform selbst zu definieren.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die ADL wollte sich zunächst nicht zu den Anschuldigungen äußern. Allerdings erhielt Musk deutliche Widerrede für seine Aussagen. So erklärte Ted Deutch, seines Zeichens Geschäftsführer des American Jewish Committee und ehemalige Kongressabgeordneter, auf X: »Online-Plattformen müssen erkennen, dass Verlautbarungen gegen Antisemitismus durch leitende Führungspersonen wie in diesem Fall Elon Musk nicht ausreichen, um dessen Verbreitung zu verhindern - nicht, wenn 69 Prozent der Juden in den USA im vergangenen Jahr Antisemitismus im Internet erfahren haben.« Nicht wer auf grassierenden Judenhass hinweise, bedrohe das Geschäftsmodell von X, sondern vielmehr derjenige, der Bigotterie eine Plattform biete, sagte Deutch.

Er habe mit Linda Yaccarino erst letzten Monat über einen Meldemechanismus gesprochen, der die Identifizierung von Antisemitismus erlauben und X wesentlich attraktiver machen würde, so der AJC-Chef. mth

Schweiz

Fünf Übergriffe auf Juden an einem Wochenende in Zürich

Die jüdische Gemeinschaft der Schweiz ist zunehmend verunsichert - der Antisemitismus hat ein Allzeithoch erreicht

 11.12.2024

Osteuropa

Der Zauber von Lublin

Isaac Bashevis Singer machte die polnische Stadt im Roman weltberühmt – jetzt entdeckt sie ihr jüdisches Erbe und bezieht es in die Vorbereitungen auf das Europäische Kulturhauptstadtjahr 2029 mit ein

von Dorothee Baer-Bogenschütz  10.12.2024

Sofia

Nach Nichtwahl ausgeschlossen

Bulgarien steckt in einer politischen Dauerkrise - und mittendrin steht ein jüdischer Politiker, den seine Partei jetzt ausschloss

von Michael Thaidigsmann  09.12.2024

Vatikan

Papst Franziskus betet an Krippe mit Palästinensertuch

Die Krippe wurde von der PLO organisiert

 09.12.2024

Österreich

Jüdisch? Arabisch? Beides!

Mit »Yalla« widmet sich das Jüdische Museum Hohenems einer komplexen Beziehungsgeschichte

von Nicole Dreyfus  07.12.2024

Australien

Anschlag auf Synagoge »völlig vorhersebare Entwicklung«

Die jüdische Gemeinde in Australien steht unter Schock. Auf die Synagoge in Melbourne wurde ein Anschlag verübt. Die Ermittlungen laufen

 06.12.2024

Streit um FPÖ-Immunität

Jüdische Studenten zeigen Parlamentspräsidenten an

Walter Rosenkranz habe Ansuchen der österreichischen Staatsanwaltschaft auf Aufhebung der Immunität von drei FPÖ-Parteifreunden verschleppt.

von Stefan Schocher  05.12.2024

USA

Trump will Jared Isaacman zum NASA-Chef ernennen

Der mögliche zweite Jude auf dem Chefsessel der Weltraumbehörde hat ehrgeizige Vorstellungen

von Imanuel Marcus  05.12.2024

Frankreich und der Nahe Osten

Diplomatisches Tauziehen

Paris soll eine Schlüsselrolle im Aushandeln der Waffenruhe im Libanon gespielt haben

von Florian Kappelsberger  04.12.2024