NS-Dokumentationszentrum

München zeigt Untergrundarchiv aus Warschauer Ghetto

Die Sammlung wird unter dem Titel »Wichtiger als unser Leben« gezeigt

 13.06.2023 16:11 Uhr

Emanuel Ringelblum (1900–1944) Foto: picture-alliance / dpa

Die Sammlung wird unter dem Titel »Wichtiger als unser Leben« gezeigt

 13.06.2023 16:11 Uhr

Das NS-Dokumentationszentrum München präsentiert vom 29. Juni bis 7. Januar das Untergrundarchiv des Warschauer Ghettos. Unter dem Titel »Wichtiger als unser Leben« wird diese zum Unesco-Weltkulturerbe zählende Sammlung gezeigt, wie das Museum am Dienstag im München mitteilte. Zu sehen seien etwa ein Dutzend Originalexponate des Archivs sowie Reproduktionen und historische Filmausschnitte.

Die Geschichte des Ghettos und des Holocaust werde aus einer »radikalen Innenperspektive« der jüdischen Bevölkerung erzählt, so Zadoff. Die Schau läuft in Kooperation mit dem Jüdischen Historischen Institut Warschau.

Zum Hintergrund: Nach dem Überfall der Wehrmacht auf Polen errichteten die deutschen Besatzer 1940 im Zentrum Warschaus ein Ghetto. Dorthin wurde die jüdische Bevölkerung der Stadt und des Umlands zwangsumgesiedelt. Bis zu 460.000 Menschen waren auf rund drei Quadratkilometern zusammengepfercht. Ab 1942 wurden sie ins Vernichtungslager Treblinka deportiert.

Beispiellose Sammlung Um das Geschehen für die Nachwelt zu dokumentieren, initiierte der Historiker Emanuel Ringelblum (1900-1944) eine beispiellose Sammlung. Sie besteht aus rund 35.000 Seiten - darunter Notizen, Tagebucheinträge, Schulaufsätze, Fotos und Zeichnungen. Sie zeigen, wie hunderttausende Juden im Warschauer Ghetto zu überleben versuchten und sich in geheimen Schulen, Konzerten und Theateraufführungen einen Rest menschenwürdiger Existenz bewahrten.

Dieses Archiv gilt laut Ausstellungsankündigung als herausragendes Beispiel jüdischer Selbstbehauptung während der Schoah. Es sei der erste Versuch, den von Deutschen initiierten Massenmord an der jüdischen Bevölkerung Europas noch während des Geschehens zu dokumentieren. Unter den Gefangenen des Ghettos war auch der spätere Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki.

Ergänzend zeigt das NS-Dokuzentrum vom 20. Oktober bis 25. Februar 2024 polnische Gegenwartskunst. Die Künstlerinnen und Künstler setzen sich unter dem Motto »Materializing« in ihren Werken mit Erinnerungen und materiellen Spuren des Holocaust auseinander.

Vom 7. bis 24. September wird zudem eine Installation neuerer Arbeiten der ukrainischen Künstlerin Zhanna Kadyrova präsentiert, die als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine entstanden sind. kna

Irak

Bericht: Israelisch-russische Geisel Elizabeth Tsurkov möglicherweise im Iran

Nachdem die USA im Fall der entführten Elizabeth Tsurkov den Druck auf den Irak erhöhen, heißt es, die Geisel wurde in den Iran verschleppt

 12.03.2025

Belgien

Fantasien über Mord an Juden fallen unter die Meinungsfreiheit

Entsetzen in der jüdischen Gemeinschaft: Ein Kolumnist wurde vom Vorwurf der Aufstachelung zur Gewalt gegen Juden freigesprochen

von Michael Thaidigsmann  12.03.2025

Österreich

Zwei Wochen lang »Shalom Oida«

Das Jüdische Filmfestival in Wien präsentiert die Realität jüdischen Lebens – von Antisemitismus bis Schidduch

von Stefan Schocher  11.03.2025

Frankreich

»Mach hier nicht auf Jude«

Eine Umfrage unter 2000 Jugendlichen zeigt, wie sich antisemitische Vorurteile auch an französischen Schulen ausbreiten

von Michael Thaidigsmann  10.03.2025

Porträt

Der Iberzetser

Dass Russen heute noch Einblick in die jiddische Literatur erhalten, ist vor allem Walerij Dymschiz zu verdanken. Ein Treffen mit dem Sprachmittler in seiner Stammkneipe in St. Petersburg

von Polina Kantor  09.03.2025

Großbritannien

Auf der Couch bei Ms. Freud

Sie ist die Urenkelin des prominentesten Psychologen der Welt. In ihrem Video-Podcast »Fashion Neurosis« stellt Bella Freud die Fragen

von Nicole Dreyfus  08.03.2025

Dokumentation

»Mein Name ist Gal. Und ich bin Jüdin«

Die israelische Schauspielerin Gal Gadot erhielt den International Leadership Award der ADL. Ihre Dankesrede fällt kämpferisch aus

 07.03.2025

Madrid

Polizei fahndet nach Mann mit »Neonazi-Ästhetik«

Im Fall des vereitelten Brandanschlags auf die Pizzeria Rimmon Kosher in Madrid wurde bislang noch kein Verdächtiger verhaftet

 07.03.2025

Jesse Eisenberg

Erst gab es einen Oscar, jetzt die polnische Staatsbürgerschaft

In seinem Film »A Real Pain« nehmen zwei Cousins auf den Spuren ihrer Großmutter an einer Holocaust-Gedenktour in Polen teil

 06.03.2025