Russland

Moskaus Oberrabbiner Goldschmidt tritt nach 30 Jahren zurück

Goldschmidt war jüngst nach Angaben seiner Schwiegertochter von russischen Behörden unter Druck gesetzt worden, den Krieg gegen die Ukraine öffentlich zu unterstützen

 07.07.2022 13:35 Uhr

Rabbiner Pinchas Goldschmidt Foto: Uwe Steinert

Goldschmidt war jüngst nach Angaben seiner Schwiegertochter von russischen Behörden unter Druck gesetzt worden, den Krieg gegen die Ukraine öffentlich zu unterstützen

 07.07.2022 13:35 Uhr

Der sich zur Zeit in Israel aufhaltende Moskauer Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt ist nach fast 30 Jahren als Leiter des Rabbinats der russischen Hauptstadt zurückgetreten.

»Meine Arbeit in Russland als Oberrabbiner von Moskau ist nun beendet«, zitierte Moskaus Jüdische Gemeinde den 58-Jährigen gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur RIA Nowosti (Donnerstag).

Demnach schrieb Goldschmidt in seiner Abschiedserklärung an die Gemeindemitglieder: »Ich wünsche Ihnen allen das Allerbeste und werde mit Ihnen in Kontakt bleiben, um jedem von Ihnen zu helfen und ihn zu unterstützen.«

Laut russischen Medienberichten entschieden sich die Jüdische Gemeinde und Goldschmidt einvernehmlich, ihren auslaufenden Vertrag doch nicht zu verlängern. Erst Anfang Juni war Goldschmidt als Oberrabbiner wiedergewählt worden, obwohl er im März kurz nach Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine Russland verlassen hatte.

Goldschmidt war nach Angaben seiner Schwiegertochter von russischen Behörden unter Druck gesetzt worden, den Krieg gegen die Ukraine öffentlich zu unterstützen. Das habe er abgelehnt. Anfangs hatte es geheißen, der Rabbiner habe das Land nur verlassen, um seinen Vater in einer Jerusalemer Klinik zu besuchen.

Wer neuer Moskauer Oberrabbiner wird, ist noch unklar. Goldschmidt hatte das Amt seit 1993 inne. Er bleibt weiter Präsident der orthodox geprägten Konferenz Europäischer Rabbiner (CER), die als Dachorganisation nach eigenen Angaben rund 1000 Rabbiner vertritt. Goldschmidt hatte Russlands Krieg gegen die Ukraine als »Katastrophe« bezeichnet.

»Die Stimmung in russischen jüdischen Gemeinden ist bedrückend. Viele Juden sind ausgewandert, ein Teil der Menschen sitzt auf gepackten Koffern«, sagte er Anfang Juni im Interview mit der Jüdischen Allgemeinen.

Pinchas Goldschmidt wurde am 21. Juli 1963 in Zürich geboren. Er studierte in Israel und den USA und erhielt 1987 in Jerusalem sein Rabbinerdiplom. 1989 zog er in die damalige Sowjetunion und spielte bald eine zentrale Rolle in der dortigen jüdischen Gemeinschaft. kna/ja

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