Europäischer Jüdischer Kongress

Mosche Kantor bleibt Chef

EJC-Präsident Mosche Kantor im Januar 2020 beim World Holocaust Forum in Jerusalem Foto: imago images/ITAR-TASS

Der Europäische Jüdische Kongress (EJC) hat seinen langjährigen Präsidenten Wjatscheslaw Mosche Kantor für weitere vier Jahre im Amt bestätigt. Der 67-Jährige wurde am Dienstag bei einer virtuellen Sitzung der EJC-Vollversammlung ohne Gegenkandidaten und ohne Gegenstimme erneut als Chef des europäischen jüdischen Dachverbands gewählt. Kantor steht dem EJC bereits seit 2007 als Präsident vor; es wird seine vierte Amtsperiode sein.

Zuvor war er Vorsitzender des EJC-Beirats. In dieser Funktion wurde Marie van der Zyl, Präsidentin des Board of Deputies of British Jews, von den Vertretern der jüdischen Gemeinden in ganz Europa ebenfalls bestätigt. Dem EJC sind 42 nationale jüdische Dachverbände angeschlossen, darunter auch der Zentralrat der Juden in Deutschland. Derb EJC wurde 1986 als eigenständige Organisation gegründet, er ist aber nach wie vor der regionale Zusammenschluss der europäischen Gemeinden innerhalb des Jüdischen Weltkongresses (WJC).

ENGAGEMENT Er fühle sich geehrt über seine Wiederwahl, erklärte Mosche Kantor im Anschluss und fügte hinzu: »Das europäische Judentum ist eine blühende Kraft in der jüdischen Welt, und wir stehen weiterhin an der Spitze im Kampf gegen den Antisemitismus, bei der Verteidigung der jüdischen Traditionen und bei der Wiederbelebung jüdischer Gemeinden und Institutionen.«

Die vergangenen Monate seien gerade wegen der Corona-Pandemie für die jüdischen Gemeinden sehr herausfordernd gewesen. Man sei aber entschlossen, weiterhin eng mit den Regierungen in Europa zusammenzuarbeiten, um die Herausforderung zu bewältigen.

Die EU-Antisemitismusbeauftragte Katharina von Schnurbein gratulierte Kantor zu seiner Wiederwahl: »Das anhaltende Vertrauen, das die jüdische Gemeinschaft erneut in Sie gesetzt hat, ist ein Zeugnis Ihrer starken Führung und Ihres Engagements, die in diesen schwierigen Zeiten so dringend benötigt werden.« Auch zahlreiche britische Politiker begrüßten Kantors Bestätigung im Amt.

BEZIEHUNGEN Kantor wurde 1953 in Moskau geboren. 1981 promovierte er in Naturwissenschaften mit einer Spezialisierung auf automatische Kontrollsysteme für Raumfahrzeuge. Nach dem Fall der Sowjetunion brachte Kantor es im Kunstdüngergeschäft– er ist Mehrheitseigner des Konzerns Acron – zu einem beträchtlichen Vermögen. Das Magazin »Forbes« schätzte dieses zuletzt auf rund 3,8 Milliarden Euro. Damit gehört Kantor zu den 30 reichsten Russen.

Seit einigen Jahren lebt er in London. Neben seiner Arbeit als EJC-Präsident hat Kantor auch einige andere Projekte ins Leben gerufen, darunter das regelmäßig stattfindende World Holocaust Forum sowie den Europäischen Rat für Toleranz und Versöhnung. Kantor wird ein gutes Verhältnis zum russischen Präsidenten Wladimir Putin nachgesagt. Dieser nahm im Januar am World Holocaust Forum in Jerusalem teil, fuhr aber anschließend nicht zur offiziellen Gedenkfeier nach Auschwitz-Birkenau. mth

Social Media

Auschwitz-Komitee zieht sich von Plattform X zurück

Überlebende des Holocaust empfinden den antisemitischen Hass auf X als zunehmend bedrohlich

 21.11.2024

USA

Loyal und radikal

Der künftige Präsident Donald Trump vergibt wichtige Ministerposten an Personen, die bislang nicht durch Kompetenz aufgefallen sind, sondern eher durch Kontroversen von sich reden machten

von Michael Thaidigsmann  21.11.2024

Nachruf

Der Vater des Budget-Tourismus ist tot

Arthur Frommer wurde 95 Jahre alt

von Imanuel Marcus  20.11.2024

New York/Malibu

»Mein Name ist Barbra«

Die Streisand-Autobiografie erscheint auf Deutsch

von Christina Horsten  20.11.2024

Schweiz

Konservative Christen gegen den ESC

Eine Minipartei erwirkt ein Referendum gegen das hohe Rahmenbudget für den Eurovision Song Contest. Dabei geht es auch um Israel

von Peter Bollag  19.11.2024

Italien

Schoa-Überlebende rügt Papst für Genozid-Kommentar

Edith Bruck ist 93 Jahre alt und mit Papst Franziskus befreundet. Jetzt hat sie ihn aber mit deutlichen Worten kritisiert

 19.11.2024

Medien

Ausweitung der Kampfzone

Die israelfeindlichen Täter haben die »NZZ« ganz bewusst zum Abschuss freigegeben. Ein Kommentar

von Nicole Dreyfus  19.11.2024

Tschechien

Oscar-reifer Held am Mikrofon

»Wellen« feiert den KZ-Überlebenden Milan Weiner, der 1968 die Sowjets in Schach hält

von Kilian Kirchgeßner  17.11.2024

USA

Impfgegner, Verschwörungstheoretiker, Gesundheitsminister

Donald Trump beruft mit Robert F. Kennedy einen Mann als Gesundheitsminister, der auch durch antisemitische Verschwörungstheorien von sich reden macht

von Michael Thaidigsmann  15.11.2024