Am Ende betrachtete Zeevik Brin sein Werk und er sah, dass es gut war. Außerordentlich gut sogar gefiel ihm der Pavillon, in blendendem Weiß und leuchtendem Hellblau, an dem er das letzte halbe Jahr gearbeitet hatte. Also nahm er sein iPad und begann, ihn abzulichten: die Bildschirme mit den Filmen über blühende Wüsten und die riesige Kinect Wall, eine interaktive Wandinstallation mit ästhetischen Nahaufnahmen israelischer Früchte, Gemüse und Blumen.
Zeevik Brin nickte zufrieden. Und noch etwas freute den Designer: während rundum noch fieberhaft gewerkelt wurde, war der israelische Pavillon als Erster auf dem Gelände fertig.
»The Israeli Touch« heißt der Auftritt des jüdischen Staates auf der Floriade, frei übersetzt: eine israelische Berührung. Die Floriade ist die Weltausstellung der Gartenbaukunst, die Anfang April im niederländischen Venlo eröffnet wurde. Alle zehn Jahre findet sie in je verschiedenen niederländischen Städten statt, und in Venlo ist die aufwendige Präsentation noch bis Oktober zu sehen.
Blumenketten Deutlich hebt sich der israelische Beitrag von den umliegenden Pavillons ab. Die Nachbarn aus Thailand mögen unter botanischer Diplomatie Elefantenfiguren verstehen, die mit bunten Blumenketten dekoriert sind. Hier aber hegt man andere Ambitionen. »The Israeli Touch« kommt als Fusion aus Landwirtschaft, Hightech und multimedialer Präsentation daher.
»Wir wollten ein bisschen anders sein«, erklärt Samuel Assouline und zwinkert dabei mit den Augen. »Out-of-the-box-Denken, etwas Interessantes zeigen, das war unser Ansatz.« Assouline ist Mitinhaber der Film-, TV- und Medienfirma Filmind aus Tel Aviv. Ihr Konzept gewann den Wettbewerb des Außenministeriums, das Land auf der Floriade zu vertreten. Statt Blütenpracht gibt es nun Informationen über das »Landwirtschaftswunder« Israel, das dem kargen Boden seit 60 Jahren eine Fülle von Produkten abringt. Auch Bewässerungsstrategien bekommen den gebührenden Platz.
»Natürlich sind wir ein Wüstenland. Also erklären wir den Besuchern, was wir mit Wasser so alles machen«, sagt Assouline, der sich selbst als »Gehirn« der Präsentation sieht. Form verleiht seinen Ideen wiederum der Designer Zeevik Brin. Beide haben schon öfters zusammengearbeitet und sind ein eingespieltes Team.
Das Ergebnis sind iPads, die über die Agrarerzeugnisse Israels aufklären, ein überdimensionierter Globus, der unter dem Motto »Small Country, Global Touch« – kleines Land, weltweite Kontakte – die vielfältigen landwirtschaftlichen Handelsbeziehungen mit anderen Ländern darstellt. Als Höhepunkt gibt es ein Spiel, bei dem die Besucher mithilfe von Touchscreen-Menüs neue Blumen-, Obst- und Gemüsesorten erschaffen können. Gleich daneben wiederum ist ein Berg einheimischen Saatguts aufgetürmt. Wenn Bayern mit dem Spruch »Laptop und Lederhose« wirbt, so ist das die israelische Antwort: Obst und Online.
Samen Hinter dem Spiel aber steckt weit mehr. »You create, we donate« – Sie kreieren, wir spenden – steht über einem Bildschirm, auf dem die neu designten Früchte erscheinen. Für jeden Entwurf spendet Israel 100 Samen gegen den Hunger in der Welt. »Es geht hier auch darum, was Israel der Welt geben kann«, sagt Samuel Assouline. Also werden die israelische Erfahrung mit Landwirtschaft im Wüstenklima und die Konzepte des Wassermanagements als Modell für den Klimawandel vorgestellt.
Daneben hat der Pavillon durchaus auch eine touristische Dimension. In jeweils einer Ecke des Hauses werden sowohl Tel Aviv und das Heilige Land promotet. In der einen Ecke erfährt man viel über die hedonistische, liberale Mittelmeermetropole; in der zweiten wird Israel präsentiert als Ort spiritueller Spurensuche. »Jesu Fußstapfen« gibt es dort zu entdecken, die »ältesten Stätten des Christentums«, die Wüstenfestung Masada und die Bahai-Gärten in Haifa.
»Altertum und Innovation«, bringt es Joseph Alfassy auf den Punkt. Er ist der Abgesandte des israelischen Außenministeriums, und er wird bis zum Herbst in Venlo bleiben. Israel auf der Floriade präsentieren zu können, sei für ihn Ehre und Vergnügen zugleich, sagt er.
Interessanterweise kommt dieser Auftritt ohne einen einzigen Davidstern aus. Jüdische Symbolik tritt eher subtil auf: Im Außenbereich nämlich komplettiert ihn ein »verborgener Garten«, und dort, sagt Alfassy, gibt es natürlich auch die »sieben Arten« zu bewundern, mit denen das Land Israel schon zu biblischen Zeiten gesegnet war.