Dänemark

Mei Feingold ausgeschieden

Kein Glück für Israel: Die Sängerin Mei Feingold ist im zweiten Halbfinale des Eurovision Song Contest (ESC) ausgeschieden. Anders als viele ESC-Fans vorhergesagt hatten, konnte sich die 31-Jährige aus Rischon LeZion am Donnerstagabend in Kopenhagen nicht für das Finale am Samstag qualifizieren.

Mit ihrem Song »Same Hearts« rockte Feingold zwar die Halle. Bei der Telefon-Abstimmung durch die ESC-Fans erhielten ihre Konkurrenten allerdings deutlich mehr Stimmen – allen voran Österreichs schrille Song-Contest-Hoffnung Conchita Wurst.

titel »Same heart« war ein passender Titel, denn in puncto Musikbegeisterung liegen Israelis und Dänen auf gleicher Wellenlänge. »Alle in Dänemark lieben die Eurovision«, sagt Jonatan Møller Sousa, Vizepräsident des dänischen Zionistenverbandes.

Die Eurovision ist moderner geworden, sie hat sich vom altbackenen Schlagerwettbewerb zu einem bunten Genre-Spektakel und medialem Großereignis voller Gefühle entwickelt. Hart gesottene Fans fiebern ihr monatelang entgegen, darunter auch viele Israelis. In der Eurovision-Gemeinde gelten sie als begeisterter Kern: Sie tanzen auf Partys nach den Choreografien der Liedbeiträge ihres Landes.

Partymeile Seit Anfang der Woche gleicht die dänische Hauptstadt einer großen Partymeile. Fahnen europäischer Länder begrüßen die Fans schon am Flughafen. Eurovision-Lieder plätschern eingängig aus den Läden der Strøget, Kopenhagens Flanierpromenade im Herzen der Innenstadt. Bars, Klubs und Cafés laden zu fröhlichen Eurovisionsnächten ein, darunter zum Dokumentarfilm The Eurovisionists.

Der israelische Regisseur Asaf Lavie Harel porträtiert darin drei israelische Fans zwischen Grand-Prix-Glitzerwelt und ihrem Alltag in Israel. Die Filmleute und die Darsteller sind, wie viele andere israelischen Fans, diese Woche nach Kopenhagen gekommen, um die zahlreichen Filmvorführungen, Konzerte, Public Viewings und Open-Air-Veranstaltungen zu besuchen.

salon Eine Anlaufstelle, die sich besonders unter israelischen Fans schnell herumgesprochen hatte, ist das Café Blå Time in der Store Kongensgade. An seinem Tresen bedient Moshe Haliva seine Gäste mit Bagels und Croissants, wahlweise auf Dänisch oder Hebräisch. Der Mittvierziger lebt seit mehr als 20 Jahren in Kopenhagen. »Eine tolle Stadt« sei das, sagt er, »entspannt, liberal und fröhlich.« Einmal im Monat veranstaltet der Israeli in seinem Café den jüdischen Salon »Schmuus« – mit Konzerten, Lesungen und Filmen. Diese Woche kommt die Musik vom Band: Eurovision rauf und runter.

Die jüdische Gemeinde Kopenhagen hat im Rahmen der Eurovision keine eigenen Veranstaltungen geplant. Aber es ist Tradition, dass jedes Teilnehmerland während der Eurovisionswoche eine Party veranstaltet. Auch Israel. Dass Jom Haazmaut, der israelische Unabhängigkeitstag, in diesem Jahr in die Eurovisionswoche fiel, war ein glücklicher Umstand. Moshe Haliva hatte, wie viele andere Gemeindemitglieder, schon sehr früh eine persönliche Einladung für diese Party in der Tasche – sogar samt Cateringauftrag.

Proben Auch Jonatan Møller Sousa war am Montagabend bei der Party der israelischen Delegation im offiziellen Euro Fan Club Vega mit dabei. Er hatte schon vor Wochen versucht, Mei Feingold zu einem Konzert in die jüdische Gemeinde zu holen. »Aber: keine Chance. Zu viele Proben, Auftritte und Interviews«, sagt er. Doch dann, ganz unerwartet, gelang dem dänischen Zionistenverband am Dienstagvormittag doch noch ein Überraschungs-Coup: Mei Feingold kam zu einem kurzen Auftritt in die jüdische Schule.

Trotz ihres vollen Terminkalenders traf die 31-jährige Sängerin die Kinder vor Ort, aß mit ihnen zu Mittag und plauderte auf Hebräisch.

www.eurovision.tv

Essay

Ritt ins Verderben

Gedanken eines österreichischen Juden zu einer möglichen Kanzlerschaft des Rechtsextremisten Herbert Kickl

von Vladimir Vertlib  12.01.2025 Aktualisiert

Frankreich

Zuflucht vor Mobbing

Weil die Zahl antisemitischer Vorfälle dramatisch steigt, nehmen immer mehr jüdische Eltern ihre Kinder von öffentlichen Schulen und schicken sie auf private. Eine Erkundung in Paris

von Florian Kappelsberger  12.01.2025

Polen

Duda würde Netanjahu nicht verhaften lassen

Am 27. Januar jährt sich die Befreiung von Auschwitz zum 80. Mal. Kommt der israelische Ministerpräsident trotz eines Haftbefehls gegen ihn?

 09.01.2025

Kalifornien

Synagoge fällt Feuern von Los Angeles zum Opfer

Die riesigen Brände gefährden auch jüdische Einrichtungen

 08.01.2025

USA

Welcome to Jiddishland

Nirgendwo sprechen so viele Menschen Jiddisch wie in New York. Und es werden immer mehr. Die Mameloschen hat die Grenzen der chassidischen Communitys längst überschritten

von Jörn Pissowotzki  08.01.2025

Social Media

Elon Musk hetzt wieder gegen George Soros

Der Berater des designierten US-Präsidenten Donald Trump bedient sich dabei erneut der Figur des Magneto aus dem Marvel-Universum

von Ralf Balke  08.01.2025

Interview

»Die FPÖ gilt als Prototyp des Rechtspopulismus«

Demokratieforscher Simon Franzmann über den Rechtsruck in Österreich

von Michael Grau und Daniel Behrendt  08.01.2025

Meinung

Der Neofaschist Herbert Kickl ist eine Gefahr für Österreich

In der FPÖ jagt ein antisemitischer »Einzelfall« den anderen, ihr Obmann will die liberale Demokratie abschaffen und könnte schon bald Kanzler sein

von Bini Guttmann  08.01.2025

Universität

Preise der »World Union of Jewish Students« in Berlin vergeben

Die weltweite Vertretung jüdischer Studierender hat ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert und besonders verdienstvolle Personen und Verbände ausgezeichnet

 07.01.2025