In Prag sind mehr als 4000 als verschollen geglaubte Bücher der einstigen Berliner Hochschule für die Wissenschaft des Judentums wieder aufgetaucht. Entdeckt wurden sie in der Bibliothek des Jüdischen Museums in der tschechischen Hauptstadt, wie eine Sprecherin der Institution am Freitag bestätigte.
Demnach sollen nun jeweils mindestens das Titelblatt und die ersten Seiten eingescannt und im Internet zugänglich gemacht werden. Eine Rückkehr der Bücher nach Berlin sei derzeit nicht geplant.
Mit der Suche nach den Schriften schließt sich das Museum dem internationalen Projekt »Library of Lost Books« (Bibliothek der verschollenen Bücher) an. Dessen Ziel ist es, die Bände der Sammlung der einstigen Hochschule für die Wissenschaft des Judentums zu finden und virtuell im Netz wieder zusammenzustellen. Die Nationalsozialisten hatten die in Berlin ansässige Forschungs- und Studieneinrichtung 1942 geschlossen und geplündert.
Die Sammlung der Hochschule umfasste rund 60.000 Bände mit religiöser und wissenschaftlicher Literatur, die überwiegend auf Deutsch und Hebräisch verfasst war.
Das Projekt »Library of Lost Books« richtet sich vor allem auch an junge Menschen. Sie sind aufgerufen, als »Detektive« in Büchereien, Antiquariaten, Privatsammlungen und Archiven nach den verschollenen Schriften zu fahnden. Das Projekt des Leo Baeck Instituts wird unter anderem von der deutschen Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft unterstützt. dpa