Der US-Autor und Künstler Art Spiegelman hat die Streichung seines Buches Maus aus dem Lehrplan der achten Klasse in einem Schulbezirk des US-Bundesstaates Tennessee als »töricht und ignorant« kritisiert.
»Die wünschten sich einen netteren, sanfteren, flauschigeren Holocaust, als ich ihn präsentiere«, sagte Spiegelman, der am Dienstag 74 Jahre alt wird, dem »Spiegel« (Samstag). »Entweder sie sind bescheuert, oder sie kennen die Zensurgesetze gut genug, um zu wissen, wie sie sie gegen mich anwenden können.«
Pulitzer Das preisgekrönte Buch von 1986 erzählt in Form eines Comics die persönliche Geschichte der Eltern des Autors während des Holocaust. 1992 erhielt es einen Pulitzer-Sonderpreis. Der Schulbezirk setzte das Buch ab, weil Bedenken wegen der Sprache und wegen Nacktdarstellungen bestünden. »Wir brauchen dieses Zeug nicht, um Kindern Geschichte beizubringen«, so Mike Cochran, Mitglied des Schulausschusses. Laut Sitzungsprotokoll kritisierte der Ausschuss vorrangig eine »grobe und anstößige Sprache«. Auch sei der Suizid von Spiegelmans Mutter zu »verstörend« dargestellt.
»Seit 2016 steuern wir mit offenen Augen in eine Welt, die dem Deutschland der 30er-Jahre viel ähnlicher ist als dem Amerika des 21. Jahrhunderts«, kritisierte Spiegelman in dem deutschen Magazin. »Die Chancen werden immer größer, dass wir in eine düstere Zukunft rasseln, wenn wir nicht schnell etwas dagegen unternehmen.« kna