In einem Hinterhof in dem polnischen Ort Wojslawice rund 90 Kilometer südöstlich von Lublin ist ein Massengrab aus der Zeit der Judenvernichtung unter den Nationalsozialisten entdeckt worden. In dem Grab wurden sterbliche Überreste von 60 Juden gefunden, darunter 20 Kinder, wie israelische Medien berichteten.
Entdeckt wurde das Grab durch die israelische Holocaustforschungs- und -bildungseinrichtung »Shem Olam«. Ein derartiger Fund sei so viele Jahre nach dem Holocaust eine »schockierende Entdeckung«, sagte der Direktor der Organisation, Rabbiner Avraham Krieger, laut Bericht der Tageszeitung »Jerusalem Post« (Donnerstag).
Zur Entdeckung des Massengrabs habe die Covid-Pandemie beigetragen. Nachdem die üblicherweise von den Forschern genutzten Bibliotheken und Archive in Polen geschlossen gewesen seien, habe man begonnen, polnische Ortschaften zu besuchen, in denen Juden lebten, um vor Ort nach Hinweisen zu suchen.
In Wojslawice stießen die Forscher dabei auf im Ort überlieferte Berichte über ein Massengrab. Die Organisation erhielt die Erlaubnis eines Anwohners, in dessen Hinterhof nach dem Grab zu suchen. Mittels moderner Scanning-Technologie sei eine genaue Lokalisierung des Grabs gelungen.
Demnach gelang es der Organisation darüber hinaus, die Namen der Opfer zu identifizieren. An der Stätte soll ein Mahnmal für die dort getöteten Juden entstehen, für das Shem Olam zusammen mit den Anwohnern Wojslawices am Mittwoch den Grundstein legte.
Seit dem frühen 19. Jahrhundert lebten laut Berichten zwischen 1500 und 2000 Juden in dem Ort, der unter jiddischsprechenden Bewohnern als Voislavize bekannt war. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde der Ort zu einem offenen Ghetto mit Ausgangszeiten für Juden.
1942 begannen die Nazis, die Juden des Ghettos in Konzentrations- und Arbeitslager zu deportieren. Eine einzige Synagoge überlebte die NS-Zeit und dient heute als Museum. kna