Ausgerechnet der 9. November ist Hedy Lamarrs Geburtstag. Als die Novemberpogrome 1938 ankündigten, was bevorstand, und die Menschlichkeit in Europa zu Asche zerfiel, war die 24-Jährige gerade in der Hollywoodproduktion »Algiers« neben Charles Boyer im Kino zu sehen. Heute wäre die Leinwandikone aus Österreich 109 Jahre alt geworden.
In ihrer neuen Heimat Amerika galt Lamarr damals als »die schönste Frau der Welt«. Hollywood lag der gebürtigen Wienerin zu Füßen. Dabei war es ein Zufall, dass sie die Schoa überlebte, denn sie war 1937 weniger vor den Nazis als vor ihrem herrschsüchtigen Ehemann in die USA geflohen.
Neuanfang in Hollywood
Lamarr wurde 1914 als Hedwig Eva Maria Kiesler in Wien geboren und hatte früh Ballett-, Klavier- und Sprachunterricht erhalten. Bereits als 16-Jährige spielte sie eine Hauptrolle in dem Film »Man braucht kein Geld« neben Heinz Rühmann und Hans Moser. 1933 geriet ihr Auftritt in der tschechoslowakisch-österreichischen Produktion »Symphonie der Liebe«, besser bekannt als »Ekstase«, zum Skandal. Sie war darin nackt zu sehen und in einer Liebesszene zeigte die Kamera nur ihr erregtes Gesicht in Großaufnahme.
Daraufhin verbot ihr Mann, der Waffenlieferant Fritz Mandl, für den sie sich christlich taufen ließ, ihr die Arbeit als Schauspielerin. Es war die erdrückende Ehe mit ihm, aus der sich Lamarr 1937 befreite, indem sie – der Legende nach mit Diamanten bepackt – zuerst nach Paris und dann nach London floh. Dort lief sie prompt dem Hollywood-Mogul Louis B. Mayer in die Arme, der sie noch auf der Überfahrt nach Amerika unter Vertrag nahm. In den USA fasste Lamarr zum Glück so schnell Fuß, dass sie auch ihre Mutter nachholen konnte. Und während des Krieges nutzte sie ihre Prominenz, um für die US-Armee Kriegsanleihen zu verkaufen.
Leidenschaft für technische Erfindungen
Ihre Hollywoodkarriere währte rund 20 Jahre, doch war Lamarr bald so gelangweilt, dass sie nach der täglichen Arbeit mit Clark Gable, Judy Garland und Co. ihrer Leidenschaft für neue technische Erfindungen frönte. Schließlich entwarf sie zusammen mit dem Komponisten George Antheil eine Technologie, die die Fernsteuerung für U-Boot-Torpedos hätte überlisten können, um die Übermacht der Nazis im Seekrieg zu brechen – eine Technologie, die als Grundlage für WLAN und Bluetooth galt. Die wurde auch patentiert. Allerdings wollte davon damals niemand etwas wissen.
Der Höhepunkt in Lamarrs Schauspielkarriere war ihr Auftritt in Cecil B. DeMilles »Samson and Delilah«, der erfolgreichste Film 1950. Sie selbst hat einmal behauptet, die weibliche Hauptrolle in »Casablanca« abgesagt zu haben. 1958 drehte sie ihren letzten Film, einen Thriller.
1960 wurde sie mit einem Stern auf dem Walk of Fame geehrt. Da hatte sie schon begonnen, sich aus dem Rampenlicht zurückzuziehen. 1997, drei Jahre vor ihrem Tod, wurden Sie und George Antheil mit dem Pioneer Award der Electronic Frontier Foundation geehrt. 2014 wurde sie posthum in die National Inventors Hall of Fame aufgenommen.
Und Apple TV arbeitet gerade an einer Serie über das unglaubliche Leben der Hedy Lamarr, in der sie von niemand anderem gespielt wird als Gal Gadot.
Noch ein Grund zu feiern.